Essem. . Tausende Spiele, darunter mehr als 850 Neuheiten und Weltpremieren, sind in den Messehallen an der Gruga zu sehen. Noch bis Sonntag (19.) läuft die 32 Internationale Spielemesse in Essen. Über 800 Aussteller aus 41 Nationen zeigen ihre Ideen. Wir haben einige getestet

Unter dem Motto „Komm, spiel mit“ haben am gestrigen Donnerstag die 32. Internationalen Spieltage in Essen begonnen. Tausende Spiele, darunter mehr als 850 Neuheiten und Weltpremieren, sind in den Messehallen an der Gruga zu sehen. Leicht zugängliche Kinder- und Familienspiele haben die Verlage ebenso mitgebracht wie komplexe Denk- und Strategiespiele.

„Essen spiegelt den internationalen Spielemarkt wider. Mehr als die Hälfte der Aussteller kommt aus dem Ausland“, sagt Dominique Metzler. Der Messeveranstalterin zufolge ist ein klarer Trend in diesem Jahr nicht zu sehen. „Wenn, dann würde ich sagen: Der Trend liegt in der Vielfalt“, so Metzler.

Was der 51-Jährigen aufgefallen ist: Es gibt einige neue Brettspielsysteme, die per App mit Tablet oder Smartphone gespielt werden – etwa die smartPLAY-Reihe von Ravensburger. Als weiteres Beispiel nennt sie das Spielkonzept „Next Generation“ von Roco. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein Modelleisenbahnsystem mit sogenannten Action Points. Fährt ein Zug darüber, gibt es Aufgaben via App.

Quizspiele weiter auf dem Vormarsch

Ein weiteres Thema sind Quizspiele. Laut Dominique Metzler sind diese schon seit längerer Zeit angesagt. Beim Blick auf die Titel von Verlagen wie Kosmos („Hensslers Küchenrallye“, „Guinness World Records“), Ravensburger („Quizduell“, „Schlag den Raab kids“) oder Jumbo („Spiel des Wissens – Planet Deutschland“) zeige sich aber, dass die Tendenz anhalte.

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Auch Hermann Hutter, Vorsitzender des Vereins „Spieleverlage“, sieht Quizspiele als Dauerbrenner. „Die laufen seit Jahren“, so der Sprecher des Interessenverbands der Spieleverlage in Deutschland. Partyspiele seien ebenfalls sehr gefragt.

Überhaupt liegen Gesellschaftsspiele für Hutter voll im Trend. Die Nachfrage der Kunden wachse, und Jahr um Jahr gebe es mehr Neuheiten – auch von kleinen und internationalen Anbietern. „Die sorgen dafür, dass die breite Bandbreite bleibt“, sagt Dominique Metzler und freut sich, dass viele Spiele immer preisgünstiger werden. „Ich sehe viele bei einem Preis rund um 29,99 Euro. Früher hat ein Spiel gerne 39,99 Euro gekostet“, so die Messeorganisatorin. Ihr zufolge hat die Qualität darunter nicht gelitten. Das Gegenteil sei sogar der Fall. Viele Spiele zeichneten sich durch hochwertige Ausstattungen aus. Metzler: „Zudem gibt es heute mehr gute Regeln als früher.“

Für Einsteiger 

Spiele, die das Gedächtnis trainieren, gibt es wie Sand am Meer. „Honigbienchen“ von dem bekannten Autor Reiner Knizia ist daher alles andere als eine sensationelle Neuheit. Gelungen ist das Spiel trotzdem.

Zum Zubehör gehören schön bebilderte Karten und handliche Bienenkörbe, unter denen lustig wackelnde Bienchen in verschiedenen Farben versteckt werden. Wer sich am besten merken kann, unter welchen Korb welche Biene versteckt ist, siegt. Und das mit dem Merken ist gar nicht so einfach, denn im Verlauf des Spiels wechseln die Körbchen immer wieder ihre Plätze.
Fazit: Ein schön gemachtes Merkspiel für Kindergartenkinder.
>> Honigbienchen von Reiner Knizia, Amigo, 2 bis 5 Spieler ab 4 Jahren, ca. 15 Minuten, ca. 16 Euro.

Für Taktikfans 

Schlaue Köpfe wechseln die Spur: Bei dem hochwertigen Holzbrettspiel „Samsara“ gilt dieses Motto ganz besonders. Das Ziel jedes Spielers ist es, sechs Mal mit einem Spielstein genau sein Zielfeld zu erreichen – und ein Spurwechsel kann dabei sehr gut helfen.Warum? Nun, Zielfelder sind nur über eine bestimmte Bahn zu erreichen. Liegen alle Steine in der Bahn daneben, kann das Ziel nicht erreicht werden. Wer Glück beim Würfeln hat und den Spurwechsel klug anwendet, wird die sechs Zielgänge rasch schaffen.
Fazit: Samsara ist ein kurzweiliges Taktikspiel für zwei Personen.
>>Samsara von Thomas Weber, erschienen bei Gerhards Spiel und Design, 2 Spieler ab 10 Jahren, ca. 30 Minuten, ca. 48 Euro.

Für Sprachgewandte 

Es soll möglich sein, zu dem Satz „Der Nebel steigt, es fällt das Laub“ einen passenden Songtitel zu finden? Es soll machbar sein, ihn zu einer PC-Fehlermeldung umzuwandeln oder ihn als Bestandteil eines Märchens zu sehen und eine Geschichte drumherum zu schreiben? Wer ob dieser Aufgaben entsetzt den Kopf schüttelt, sollte „Fliegende Zeilen“ gar nicht erst ausprobieren. Kreativ-kommunikative Zeitgenossen werden das „poetische Spiel um Sinn und Unsinn“ lieben. Sieger wird, wer in den Augen der anderen die originellsten Texte geschrieben hat.
Fazit: Das Spiel ist etwas Besonderes, nicht für Jedermann geeignet.
>>Fliegende Zeilen von Max J. Kobbert und Alexander Herbst, moses. 3-6 Spieler, ab 12 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 25 Euro.

Für clevere Köpfe 

Knobelfreunde aufgepasst: Mit dem Spiel „Enigma“ gibt es die Herausforderung hoch zehn zu erleben. Denn nicht nur, dass in jeder Runde ein Rätsel gelöst werden muss. Wichtig ist es auch, die Kärtchen mit den gelösten Aufgaben möglichst schlau an ein Leitungssystem anzulegen.

Wer es schafft, seine Karten samt Spielfigur geschickt zu positionieren, hat gute Chancen auf den Sieg. Mehr als 100 Aufgabenkarten in vier Rätselkategorien sorgen für reichlich Abwechslung.
Fazit: Bestens geeignet, um das logische Denkvermögen zu schulen.
>>Enigma von Touko Tahkokallio, erschienen bei Zoch. 2-4 Spieler ab 8 Jahren, ca. 45 Minuten, ca. 35 Euro.

Für lustige Runden 

Achtung, bei „Drecksause“ ist Action angesagt. Da sausen Schweine übers Spielfeld, boxen andere in Löcher, und mit kleinen Besen ausgestattete Spieler helfen reihum nach. Alle drehen sich im Oval und streben in Richtung Ziel.

Witzig ist: Bevor die Spieler ihre Schweine über die Ziellinie fegen, sollten sie ihr Tier in ein Dreck- und nicht in ein Wasserloch geschubst haben – denn nur dreckige Schweine bringen Punkte.
Fazit: Ein rasantes Geschicklichkeitsspiel für die ganze Familie.
>>Drecksause von Gunter Baars, Kosmos. 2-4 Spieler ab 6 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 25 Euro.

Öffnungszeiten & Preise

Am Freitag (17. Oktober) und am Samstag (18. Oktober) sind die Messehallen in Essen von 10 bis 19 Uhr geöffnet, am Sonntag (19. Oktober) bis 18 Uhr.

Eine Tageskarte kostet 11,50 Euro für Erwachsene (erm. 8,50 Euro), Kinder bis zwölf Jahre zahlen 6,50 Euro. Tageskarte für Familien (max. 5 Personen) 26 Euro.

Hallenpläne, Anfahrtsskizzen und weitere Infos im Internet:
www.merz-verlag.com