Köln. . Beim Dreh war noch nicht klar, ob „Was wäre wenn?“ tatsächlich laufen wird. Am Donnerstag startet nun die neue RTL-Show mit Palina Rojinski, Jan Köppen, Katrin Bauerfeind und Jan Böhmermann. Die vier Spaß-Anarchos versprechen ein freches Format und frisches Fernsehen.

Wären RTL-Unterhalter Urlaubsanimateure – sie wären vermutlich am Ballermann. Sie feiern allzu oft die ganz einfachen Freuden des Lebens, Schadenfreude und Schaulust inklusive. Die Nr. Eins unter den Privaten kann aber auch anders. Die neuartige Comedy-Show „Was wäre wenn“ (23.20 Uhr) ist die beste ZDFneo-Sendung, die je bei RTL gelaufen ist.

Das war allen Beteiligten bei den Aufzeichnungen im Frühjahr bewusst. Nach dem Dreh in Hürth wurde sogar darüber gewitzelt, ob es für die Show je einen Ausstrahlungstermin geben würde. Inzwischen wurde aus der Hoffnung Gewissheit. Bei RTL dürfte sich im Hinblick auf die Quoten Hoffen und Bangen die Waage halten.

Vier Moderatoren – immer für eine Überraschung gut

Denn für die Comedy engagierte RTL vier Talente, die Stammseher nicht bei diesem Sender erwarten: vorne weg Jan Böhmermann (33), der für „Neo-Magazin“ bei ZDFneo mit einem Grimme-Preis bedacht wurde, dann aber auch Jan Köppen (31) vom intelligent witzigen RTL-Nitro-Magazin „Yps – Die Sendung“ und 3sat-Gesicht Katrin Bauerfeind (32). Die Vierte der fantastischen Vier ist Palina Rojinski (29), die als flippige ProSieben-Moderatorin noch am ehesten ins Umfeld des RTL-Amüsements passt. Alle vier Namen eint, dass sie sich etwas trauen, für Überraschungen gut sind, für freches Fernsehen stehen.

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Tatsächlich löst das Format mit Einspielern das Versprechen ein, das die Namen des Comedy-Quartetts geben. Böhmermann spaziert durch Köln mit Hitler-Bärtchen und ordert beispielsweise in einer Bäckerei „Brownies“. Überraschender als die Aktion selbst ist die Reaktion der Kölner: Sie lassen die Provokation schlicht ins Leere laufen. Auch wenn Erzkonservative und Rechtsradikale die Stadt zuweilen aufmischen, grundsätzlich gilt dort das rheinische Grundgesetz: Jeder Jeck ist anders.

Spielerischer Umgang mit Politik

Politik spielt in der Comedy eine durchaus wichtige Rolle. Sie geht aber viel spielerischer damit um als das klassische Kabarett. Die Spaß-Anarchos lassen beispielsweise einen Aktivisten der rechtsextremen „Bürgerbewegung pro Deutschland“ auflaufen. Dem Politiker muss die Maske nicht erst vom Gesicht gerissen werden; er nimmt sie ebenso frei- wie bereitwillig ab. Bei der grünen Politikerin Bärbel Höhn indes führen Bauerfeind als Reporterin sowie Böhmermann und Köppen als Kamerateam vor, dass das Ringen um öffentliche Aufmerksamkeit auch schon bedeutet, Schmerzgrenzen neu zu definieren.

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Natürlich funktionieren die Einspieler oft auch deutlich harmloser. Die besseren Kurzfilme zeigen, wie gaga der Alltag sein kann. Die schlechteren schrammen knapp an „Verstehen Sie Spaß?“ vorbei. Unbescholtene Bürger mit einem Kamera-Überfall zu Improvisationen zwischen schräg und hilflos zu verleiten, hat sich seit den Tagen eines gewissen Hape Kerkeling ein wenig abgenutzt.

Überzeugendes Gesamtpaket

Das Gesamtpaket überzeugt dennoch. Gerade deshalb ist RTL Durchhaltevermögen zu wünschen, selbst wenn die Quoten zum Auftakt nicht wirklich überzeugen sollten. Denn mit „Was wäre wenn“ könnten die Deutzer ihr Image aufpolieren. Sat.1 hat es übrigens vor Jahren mit Erfolg probiert. Kurz nachdem die Münchner Harald Schmidt verpflichtet hatten, gab es für den Edel-Spötter einen Grimme-Preis.