München..
In der TV-Branche gibt es ein hässliches Wort. Es heißt „wegmoderieren“. Das heißt so viel wie: Ein Moderator trägt jeden Text vor, den ihm seine Redaktion hinlegt, Inhalte sind ihm egal, Hauptsache, die Quote und, wichtiger noch, die Kasse stimmen. Es gibt aber auch Moderatoren, denen etwas an dem liegt, was sie machen. Im besten Fall haben sie ihr Show-Konzept sogar selbst erarbeitet – wie Jörg Pilawa. Der 48-jährige Hamburger startet am Donnerstag, 20.15 Uhr, im Ersten die erste Ausgabe seines dreiteiligen „Quizonkel.TV“.
Der „Quizonkel“. Lang hat Pilawa mit der Rolle gehadert, die böse Journalisten ihm zugedacht haben. Denn eigentlich wollte der Mann, der dem Ersten vor Jahren im Abendprogramm rekordverdächtige Quoten bescherte, weg von dem Image. Es klang zu sehr nach allzu leichter Unterhaltung.
Hommage an Kulenkampff
Pilawa wollte etwas Neues probieren, etwas, das sein Image als ewig netter Fragensteller aufpolieren sollte. Als der Moderator vor Jahren von der ARD zum ZDF wechselte, sah er seine Chance gekommen, ins Talk-Geschäft einzusteigen. Tatsächlich drehten die Mainzer auch „Piloten“, wie Testsendungen genannt werden. Ausgestrahlt jedoch wurden sie nie.
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ZDF-Chef Thomas Bellut sah Pilawa in erster Linie als Show-Talent. Der Fernsehmanager schätzte den Moderator mit dem wohltemperierten Witz so sehr, dass er ihm sogar „Wetten, dass..?“ anvertraut hätte. Pilawa indes winkte ab.
Dennoch besann er sich seiner eigentlichen Stärke – und entwickelte als Produzent fürs ZDF eine neuartige Show. Bei „Rette die Million!“ stellte er das Prinzip von Günther Jauchs RTL-Klassiker „Wer wird Millionär?“ kurzerhand auf den Kopf. Richtige Antworten mehrten das Quiz-Kapital nicht; sie stoppten dessen Vernichtung. Das Publikum zeigte sich mittelbegeistert. Feinjustierungen des Konzepts änderten daran nur wenig.
Schließlich entschloss sich Pilawa abermals zu einem Neustart – und ging zurück zur ARD. Sein Comeback im Ersten feierte er mit einer Hommage an den seligen Hans-Joachim Kulenkampff. „Einer wird gewinnen“ bediente im Frühjahr mit einer einmaligen Ausgabe zum 50-jährigen Jubiläum von Kulenkampffs Europa-Show den Retro-Trend im Fernsehen.
Charme, Glück und Galgenhumor
Sein nächstes Programm jedoch wandte sich der Zukunft zu. Pilawas „Quiz-Duell“ sollte nicht nur, ganz zeitgeistig, Fernsehen und Smartphone-App zusammenbringen, sondern auch die trüben Quoten des ARD-Vorabends aufhübschen. Das Unternehmen wäre beinahe schiefgegangen. Technische Pannen blockierten den Start der Show. Mit Charme, Glück und Galgenhumor verhinderte Pilawa das drohende Desaster.
Jetzt also versucht er sein Glück wieder zur besten Sendezeit. Die drei verschiedenen Konzepte eint das Grundprinzip. Die Kandidaten – egal ob prominent oder nicht – müssen viel wissen. Obendrein müssen sie mutig und schnell sein, als Einzelkämpfer wie im Team.
TV fördert Jungunternehmer
Aus den drei neuen Pilawa-Shows ragt Ausgabe zwei heraus. Sie richtet sich an Jungunternehmer. Ihnen winkt am 28. August „Die Superchance“. Unterhaltungsfernsehen als Wirtschaftsförderung scheint ein neues Trend zu sein – wie die kürzlich gestartete Vox-Show „Die Höhle der Löwen“ zeigt. Wie unterhaltsam das Ganze ist, wird sich weisen. Natürlich könnte sich ein Kandidat als Überraschungstalent entpuppen. Doch im Zweifel heißt es: Auf den Moderator kommt es an.