London. Der krebskranke libysche Lockerbie-Attentäter Abdelbasset Ali el Megrahi soll Medienberichten zufolge Haftverschonung erhalten. Zwei britische TV-Sender veröffentlichten, dass der 57-Jährige in den nächsten Tagen aus dem Gefängnis entlassen werde.

Der 57-Jährige Megrahi werde nach einer Ankündigung des schottischen Justizministers Kenny MacAskill voraussichtlich nächste Woche von Schottland nach Libyen gebracht, so die BBC und Sky News. Vergangene Woche besuchte MacAskill den Lybier in der westschottischen Haftanstalt Greenock. Zudem nahm der Justizminister Kontakt zu Angehörigen der Lockerbie-Opfer auf.

Prostatakrebs im Endstadium

Die schottische Regionalregierung hingegen spielte die Berichte um die vorzeitige Entlassung als «Spekulation» herunter. Sie hatte im Juli bekanntgegeben, dass Megrahi um Haftverschonung gebeten habe. Der wegen des Anschlags auf ein US-Linienflugzeug über Schottland verurteilte 57-Jährige leidet an Prostatakrebs im Endstadium. Bereits im Mai hatte Libyen die Rückführung unter Verweis auf ein Abkommen mit Großbritannien zum Gefangenen-Transfer beantragt.

270 Menschen starben 1988 in Lockerbie beim Attenat auf eine Pam-Am-Maschine.
270 Menschen starben 1988 in Lockerbie beim Attenat auf eine Pam-Am-Maschine. © Getty Images

Die BBC berichtete, es gebe einen Konsens darüber, dass Megrahi zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan kommende Woche wieder in Libyen sein solle. Die Berichte stießen bei einigen Angehörigen britischer Lockerbie-Opfer auf Zustimmung, die Megrahis Verurteilung für nicht rechtens halten. So sagte Jim Swire, dessen Tochter bei dem Anschlag starb, Sky News, es sei «unmenschlich», Megrahi weiter in Haft zu halten. Es spräche für Schottland, ihn nach Hause zurückkehren zu lassen, so Swire weiter.

Ein Sprecher der schottischen Regionalregierung sagte allerdings, es sei noch keine Entscheidung wegen Megrahi gefallen - «weder zum Antrag auf Haftverschonung noch zum Abkommen über den Gefangenen-Transfer».

Zweimal Berufung eingelegt

Megrahi beteuert seine Unschuld und hat zwei Mal Berufung gegen das Urteil eingelegt, sein erster Antrag war allerdings bereits 2002 gescheitert. Vergangenes Jahr wurde Prostatakrebs bei Megrahi diagnostiziert. Megrahis Frau Aischa sagte der Nachrichtenagentur AFP vor einigen Monaten, ihr Mann schwebe bereits in Lebensgefahr. (afp)