Essen. . Ökotest, Stiftung Warentest und der TÜV Rheinland haben bei Schultornistern eine Entwicklung erkannt: Immer mehr Produkte entsprechen nicht der deutschen Sicherheitsnorm. Wir erklären, was einen sicheren und komfortablen Schulranzen ausmacht.

Die Hersteller begründen die Entwicklung bei den Tornistern den Testern zufolge mit einem sich wandelnden Kaufverhalten der Eltern. Das Aussehen der Ranzen etwa sei wichtiger als deren Sichtbarkeit. Wir erklären, was für Sicherheit und Komfort eines Schulranzens entscheidend ist.

Die Sichtbarkeit

Die Sichtbarkeit der Tornister bei Tageslicht und in der Dunkelheit ist der wichtigste sicherheitsrelevante Bestandteil der Schulranzen-Norm DIN 58124. Hersteller, die diese freiwillige Norm erfüllen wollen, müssen mindestens zehn Prozent der Fläche ihrer Ranzen mit sogenanntem retroreflektierendem Material ausstatten, eine Beschichtung, die zurückstrahlt, wenn sie angeleuchtet wird. Weitere 20 Prozent der Fläche müssen fluoreszierendes Material tragen, gelbe oder orangefarbene Flächen, die Licht speichern und nur langsam abgeben. „Rund 90 Prozent der verkauften Ware entspricht nicht der Norm, meist weil die geforderten Flächenanteile nicht erreicht werden“, sagt Dieter Knape, Leiter des Prüflabors vom TÜV Rheinland. Herstellern zufolge würden Tornister in grellem Design weniger gekauft und entsprechend weniger hergestellt. „Dass dies so ist, stimmt nachdenklich“, sagt Knape und appelliert an die Eltern: Gut sichtbare Ranzen verringerten das Risiko eines Schulunfalls erheblich (dazu: Kauftipps).

Das Material

Die Tornister-Preise

Laut Stiftung Warentest ist es nicht ganz leicht, einen sicheren Tornister für unter 140 Euro zu bekommen. Auch die vom TÜV getesteten Modelle kosteten meist über 100 Euro.

Dem TÜV zufolge sind günstigere Produkte ohne großen Markennamen nicht grundsätzlich unsicher. „Wir haben aber auch Billig-Tornister geprüft, die gefährlich waren“, so Dieter Knape.

Wer Geld sparen will, kann Tornister aus Vorgänger-Kollektionen kaufen oder auch einen hochwertigen Gebrauchten.

Die Kriterien für die Erfüllung der Norm 58124 betreffen auch die Anpassungsfähigkeit des Tornisters an die Bedürfnisse der Kinder, das Material, Gewicht oder Wasserdurchlässigkeit. Für den TÜV ist dabei die Beschaffenheit des Materials ebenfalls sicherheitsrelevant. Es sollten sich bei Herstellung und Gebrauch keine scharfen Kanten bilden. Weil Schulranzen im Alltag nicht immer nur pfleglich behandelt und von Jungen und Mädchen mitunter auch mal durch die Luft geworfen werden, sollte das Material robust sein. „Es darf nicht brechen oder reißen“, so Knape. Geprüft werde dies im trockenen wie auch im feuchten Zustand. Produkte mit dem Zusatz „DIN geprüft“ oder einem Siegel des TÜV seien sicher und gewährleisteten auch einen robusten Stand – ob mit vielen Büchern und Heften „beladen“ oder mit wenigen.

Der Sitz

Kinderrücken sind empfindlich. Die Tornister sollten ergonomischen Anforderungen entsprechen: Tragegurte auf beiden Seiten, mindestens 30 Millimeter breit, die nicht am Hals einschneiden. Wichtig auch: Die Gurte müssen gut einzustellen sein. Laut TÜV müssen sie dazu mindestens 50 Zentimeter lang und stufenlos verstellbar sein. Ein Brustgurt sorge zudem dafür, dass die Riemen nicht so leicht von den Kinderschultern rutschen. Zusätzliche Entlastung könne ein Hüftgurt bringen. „Wichtig ist, dass die Tornister nah am Körper getragen werden“, sagt Dieter Knape. Hersteller empfehlen zudem: Der Tornister sollte nicht deutlich breiter als die Schultern des Kindes sein; die Oberkante des Ranzens sollte auf Höhe der Schultern abschließen, Schultergurte regelmäßig nachstellen, weil Kinder wachsen; und die Unterkante des Ranzens sollte auf Höhe des Beckenknochens sein.

Das Gewicht

Ein Tornister sollte leer nach Angaben des TÜV nicht mehr als 1300 Gramm wiegen. Wie schwer er sein darf, wenn Bücher, Malkasten oder Etui darin verstaut sind, ist umstritten. Eine Faustformel sagt: bis zu zehn Prozent des Körpergewichts des Kindes. Woher genau diese Formel stammt, ist unklar. Und es gibt auch andere Meinungen, nach denen der Tornister auch etwas schwerer sein darf – bis zu 20 Prozent des Körpergewichts.

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Kauftipps

„Eltern sollten die Kinder beim Kauf des Tornisters mit einbeziehen“, rät Dieter Knape vom TÜV. Dabei könnten Jungen und Mädchen die Produkte nicht nur probegetragen, sie könnten auch etwas darüber lernen, warum die Erfüllung der DIN-Norm wichtig ist. „Ich denke, dass Kinder für gute Argumente durchaus zugänglich sind“, so Knape. Auch „Öko-Test“ nimmt die Eltern in die Pflicht. „Es ist ihre Aufgabe, Kindern klarzumachen, dass Sicherheit wichtiger ist als Design.“ Stiftung Warentest weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass viele sichere Tornister unsichere „Geschwister“ haben, deren Namen kaum zu unterscheiden seien. Bei einem Test vor gut zwölf Monaten traf dies gleich auf acht Modelle auch namhafter Hersteller zu. Diese unterliefen damit die Sicherheitsstandards, die sie zum Teil mitentwickelt hätten, kritisierte Stiftung Warentest.