Mailand. . Giorgio Armani hat die Mode revolutioniert wie nur ganz wenige Designer. Jetzt wird der Mailänder achtzig Jahre alt. Er war es, der die Schulterpolster aus den Anzügen schnitt und für eine lässige, aber körperbetonte Linie steht.

80 Jahre? Er? So beweglich, so lebhaft, so durchtrainiert, so perfekt gebräunt – „alles natürlich“, versichert er – und alles andere als müde? Giorgio Armani, der in seinen Modeschöpfungen die Zeitlosigkeit der Eleganz zum Prinzip erhoben hat, er präsentiert sich als deren allerbeste Verkörperung. Auch das verführerische Element, so seufzt eine italienische Kollegin zu Armanis Geburtstag am Freitag, sei ihm noch immer zu eigen: „Dieses Lächeln, diese blitzenden blauen Augen, die die Herzen junger Journalistinnen nun schon in dritter Generation brechen...“

Vor Giorgio Armani, sagen sie, habe es in Italien ein paar Firmen, aber keine Modeindustrie gegeben. Heute ist sie führend in der Welt und zuhause – neben den Nahrungsmitteln – die einzige Branche, die keine Krise kennt.

Wirtschaftlich steht er glänzend da. Die Umsätze beliefen sich im vergangenen Jahr auf 2,18 Milliarden Euro – und das Unternehmen gehört ihm allein. Eine Ausnahme im immer mehr von Konzernen beherrschten Modebetrieb.

Kleidung für den "Mann für gewisse Stunden"

Dabei hatte Giorgio Armani, Sohn eines Büroangestellten und einer Hausfrau in der oberitalienischen Stadt Piacenza, eigentlich Medizin studieren wollen. Konfrontiert mit der Realität des Leidens im Krankenhaus (er konnte kein Blut sehen) brach er nach zwei Jahren ab, wurde Schaufenstergestalter bei der Mailänder Kaufhauskette „La Rinascente“ und bekam dann eine kleine Experimental-Boutique für Männermode übertragen. So richtig blühte Armanis Talent auf, als er ins Atelier des Designers Nino Cerrutti gelangte. 1975 machte er sich mit seinem nicht minder genialen Geschäfts- und Lebenspartner, Sergio Galeotti, selbstständig.

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Galeotti starb 1985, da war „Armani“ schon ein Weltbegriff. 1980 hatte er den „Mann für gewisse Stunden”, also Richard Gere im Hollywood-Film „American Gigolo“, eingekleidet, 1982 hatte ihm die „Time“ eine prestigereiche Titelgeschichte gewidmet, und im selben Jahr hatte Armani mit ausgeprägtem Sinn fürs globale Marketing bereits seine zweite Mode-Linie auf den Markt gebracht: Emporio Armani, jung, erschwinglicher als alles andere, was damals als „Hohe Mode“ galt, und bald führend im Sektor Prêt-à-porter.

Das Ende des Schulterpolsters

Für die Männer machte Armani die Anzüge leicht und fließend; seine Vorstellungen von der perfekt „italienischen” Kombination von Lässigkeit, Lifestyle und Eleganz bildete er an amerikanischen Filmen der 30er und der 50er Jahre aus – und übertrug sie mit beständiger Durchlässigkeit in beide Richtungen bald auch auf seine leichte, schwingende Damenmode.

Armani revolutionierte die Mode, indem er die Sakkos körperbetont schneiderte. Für modisch aufgepeppte Schultern, mit denen man kaum durch die Tür kam, hatte er kein Verständnis. Es heißt, Armani habe mit großer Leidenschaft die Schere in die Sakkos gestochen und die Schulterpolster eigenhändig rausgeschnitten.

Unaufdringlicher, tragbarer Stil

Seine Werke, unaufdringlich edler und tragbarer Stil zugleich, sind derart klassisch geworden, dass das Guggenheim-Museum in Bilbao ihnen schon bald eine Retrospektive widmete, die auf Welttournee ging.

Der Maestro selbst spielt mit seiner globalen Wirkungsgeschichte: Was er dieser Tage an neuen, sehr körperbetonten Entwürfen bei der Mailänder Modewoche präsentierte, nannte er selbstbewusst „Armanis Echo“.