Washington. Die USA wollen aus Angst vor neuen Terroranschlägen Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit an ausländischen Flughäfen einleiten. Washington befürchtet neue, schwer aufspürbare Bomben. Experten rechnen offenbar damit, dass Explosionsstoffe in Körper von Selbstmordattentätern implantiert werden.

In Amerika ist die Angst vor einem Bombenanschlag islamistischer Terror-Netzwerke auf zivile Passagierflugzeuge binnen kurzer Zeit so stark gestiegen, dass in Kürze auch an diversen Flughäfen in Europa mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen gerechnet werden muss.

Heimatschutzminister Jeh Johnson hat die zuständige Transportsicherheitsbehörde TSA beauftragt, binnen Tagen in Absprache mit den jeweiligen Ländern und Fluglinien „sichtbare und nicht sichtbare Maßnahmen“ umzusetzen. Die Anordnung erging ohne genaue Angabe von Gründen oder Hinweise auf konkrete Anschlagsgefahren oder Verhinderungsstrategien.

US-Medien berichteten am Mittwochabend (Ortszeit), dass etwa Schuhe und elektronische Geräte von Passagieren deutlich intensiver untersucht werden könnten als bislang. Eine Nachricht, die unmittelbar vor Beginn der Urlaubssaison für Aufsehen und längere Wartezeiten sorgen dürfte.

Sprengsätze, die von Detektoren nicht erkannt werden können?

Der Vorstoß des für die innere Sicherheit verantwortlichen Ministeriums basiert auf neuen Erkenntnissen amerikanischer Geheimdienste. Danach sollen einschlägig bekannte Bombenbauer der El-Kaida-Abspaltung auf der Arabischen Halbinsel im Jemen eine Technik entwickelt haben, bei der Sprengsätze von herkömmlichen Detektoren und Scannern nicht mehr entdeckt werden können. Auch das klassische Abtasten bliebe wirkungslos, hieß es.

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Anti-Terrorismus-Experten gehen nach Berichten führender US-Medien, die Mittwochabend von namentlich nicht genannten Regierungsmitarbeitern ins Vertrauen gezogen wurden, davon aus, dass nicht metallische Explosivstoffe in den Körper eines Selbstmordattentäters implantiert werden. „Die herrschende Sicherheits-Architektur an den Flughäfen wäre damit völlig überfordert“, sagte ein Terror-Fachmann der Denkfabrik CSIS in Washington auf Anfrage dieser Zeitung.

Selbstmordanschläge auf Flugzeuge mit Destination Amerika

Dass insbesondere der jemenitische El-Kaida-Arm um den aus Saudi-Arabien stammenden Sprengstoff-Guru Ibrahim al-Asiri weiter Selbstmordanschläge auf Flugzeuge mit Destination Amerika plant, ist in Geheimdienstkreisen allerdings Allgemeingut. Al-Asiri entsandte im Dezember 2009 den Nigerianer Umar Abdulmutallab an Bord einer Passagiermaschine in die USA. Beim Landeanflug auf Detroit versuchte der Islamist, eine Bombe in seiner Unterhose zu zünden. Mitreisende wurden auf Rauch aufmerksam, der Anschlag missglückte, Abdulmutallab konnte festgenommen werden.

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Ein Jahr später verschickte das Terrornetzwerk zwei als Druckerpatronen getarnte Sprengsätze mit der Post nach Chicago. Sie waren mit Zeitzündern ausgestattet und sollten nach Angaben von Sicherheitsbehörden an Bord von Frachtflugzeugen über amerikanischem Territorium explodieren. Saudi-Arabiens Geheimdienst deckte den Anschlagsplan durch einen Informanten bei El Kaida rechtzeitig auf.

Die damalige Heimatschutzministerin Janet Napolitano warnte trotz des Fahndungserfolgs vor zu früher Erleichterung. „Unsere Gegner sind hartnäckig und haben die Luftfahrt im Visier. Sie werden weiter versuchen, mit noch raffinierteren Methoden eine Bombe an Bord eines Flugzeugs zu bringen.“

Bürgerkrieg in Syrien hat das Anschlagsrisiko aus US-Sicht erhöht

Durch den Bürgerkrieg in Syrien, an dem sich nach Geheimdienst-Erkenntnissen mehrere Hundert extrem militant gewordene Muslime aus Europa und Amerika beteiligen, hat sich aus US-Sicht das Risiko eines Anschlags beträchtlich erhöht. „Viele dieser Kämpfer haben gültige Pässe oder Visa und könnten vergleichsweise problemlos ein Flugzeug nach Amerika besteigen, wenn ihnen der Befehl zum Einsatz gegeben wird“, sagten anonyme Geheimdienst-Mitarbeiter der „Washington Post“.

Welche Flughäfen betroffen sein werden, hat die TSA bisher nicht bekanntgegeben. Es geht um potenziell 250 Airports weltweit, von denen Direktflüge in die USA angeboten werden. In Europa unter anderem Amsterdam, Frankfurt, London, Paris und Madrid.