Rom. Die italienische Marine kann Flüchtlingsdramen auf dem Mittelmeer offenbar nicht verhindern: Am Wochenende kamen wieder Dutzende Flüchtlinge bei der Überfahrt von Nordafrika nach Europa ums Leben. Auf einem Fischkutter fanden die Retter Dutzende Leichen.

Bei der Rettung Hunderter Bootsflüchtlinge vor der italienischen Küste sind an einem Wochenende des Rekordansturms von Migranten etwa 30 Leichen entdeckt worden. Sie hätten sich unter den rund 600 Menschen an Bord eines Fischkutters vor Sizilien befunden, teilte die italienische Marine am Montag in Rom mit.

Gleichzeitig meldete die Marine, dass mehr Bootsflüchtlinge denn je am Wochenende aufgenommen wurden: Insgesamt über 5000 Migranten seien in kaum 48 Stunden von den Schiffen der Marine gerettet worden.

Vermutlich sind die rund 30 Umgekommenen in einem engen Teil des voll besetzten Fischerbootes erstickt. Die übrigen Migranten wurden gerettet. Das Marineschiff "Grecale" war dem Flüchtlingsboot im Mittelmeer zu Hilfe gekommen. Es nahm 566 Migranten an Bord und schleppte ihr Boot Richtung Sizilien ab. Dies berichtete die Marine.

Ungünstiges Wetter und technische Probleme

Wegen ungünstigen Wetters und technischer Probleme musste die zunächst für Montag vorgesehene Ankunft des Fischkutters in dem sizilianischen Hafen Pozzallo um 24 Stunden verschoben werden, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Erst dann können die Leichen geborgen werden.

Die Marine hatte zuvor schon mehr als 350 Menschen eines anderen Migrantenbootes aufgenommen. Sie sollten noch am Montagabend in Pozzallo sicheren Boden betreten können. Mehrere Schiffe der Marine und der italienischen Küstenwache sowie drei Handelsschiffe waren dabei im Einsatz.

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Im Mittelmeer ertrinken auch immer wieder Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten, die sich in meist seeuntauglichen Booten auf den Weg nach Europa machen. In diesem Jahr kamen bereits etwa 60 000 Bootsflüchtlinge nach Italien, vor allem Syrer, die vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land fliehen. Im gesamten Jahr 2013 waren es nur knapp 43 000 gewesen.

Seit Oktober vergangenen Jahres versucht Italien mit dem Überwachungsprogramm "Mare Nostrum", im Mittelmeer Flüchtlingsboote rasch zu sichten und zu sichern. Es fordert immer lauter mehr europäische Hilfe bei der Bewältigung dieses Rekordansturms. (dpa)