Rom. Italien überwacht das Mittelmeer stärker, seit 300 Flüchtlinge bei einem Schiffbruch im Oktober starben. Doch für Migranten bleibt die Überfahrt ein schmaler Grat zwischen Leben und Tod. Am Montag kenterte ein weiteres Boot mit Flüchtlingen. Die Zahl der Toten steht noch nicht fest.
Nach dem Kentern eines völlig überfüllten Flüchtlingsbootes vor der italienischen Insel Lampedusa rechnen die Behörden mit Dutzenden Toten. Mindestens 14 tote Migranten wurden bereits geborgen. Die Zahl werde sich möglicherweise noch weiter erhöhen, teilte Italiens Marine am Montag mit. Ein katholisches Flüchtlingszentrums geht davon aus, dass mindestens 40 Menschen bei dem Unglück ertrunken sind. Die Marine brachte etwa 200 Schiffbrüchige in Sicherheit.
Insgesamt waren rund 400 Menschen an Bord des gekenterten Schiffes, wie italienische Medien berichteten. Das Boot war auf dem Weg von Nordafrika in Richtung Europa. Zahlreiche Boote und Hubschrauber waren am Unglücksort rund 100 Meilen südlich von Lampedusa im Einsatz. Wie viele Menschen noch vermisst werden, blieb zunächst unklar. Nach Angaben der Überlebenden sollen Hunderte Menschen an Bord gewesen sein. Über ihre Herkunft wurde zunächst nichts bekannt.
Tausende Migranten kamen in den vergangenen Tagen nach Italien
EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström rief alle EU-Staaten auf, mehr dafür zu tun, um solche Tragödien künftig zu vermeiden. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien", sagte sie laut einer Mitteilung in Brüssel. "Europa hilft uns nicht", klagte Italiens Außenminister Angelino Alfano. "Italien kann nicht das Gefängnis der politischen Flüchtlinge werden."
In den vergangenen Tagen waren erneut Tausende Migranten an den Küsten Italiens angekommen. Sie nutzten das gute Wetter für die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer. Allein in der vergangenen Woche waren es laut Marine mehr als 4300 Menschen. Italien hat seit den beiden Schiffsunglücken mit mehr als 300 toten Flüchtlingen vor Lampedusa im vergangenen Oktober mit der Aktion "Mare Nostrum" die Überwachung des Mittelmeers verschärft.
Dennoch waren am Sonntag vor der Küste Libyens mindestens 40 Menschen ertrunken. Die Flüchtlinge wollten über das Mittelmeer nach Europa gelangen, als ihr Boot östlich der Hauptstadt Tripolis kenterte. (dpa)