München/Mainz. . Die Vorrunde der Fußball-Weltmeisterschaft hat ARD und ZDF den Kick gegeben. Nicht nur, weil mehr als 27 Millionen Zuschauer die Partie USA-Deutschland sahen. Überhaupt treiben die Quoten den Chefs der Öffentlich-Rechtlichen Glanz in die Augen.
Fußball, Fußball und nichts anderes. Das Vorrundenspiel USA-Deutschland bescherte dem ZDF eine Sensationsquote. Zwischen 18 und 20 Uhr saßen 27,25 Millionen Zuschauer vor der Kiste. Das entsprach einem Marktanteil von schwindelerregenden 84,2 Prozent – beinahe wie in Zeiten, als es nur drei Programme gab.
Beide Zahlen markieren einen vorläufigen WM-Rekord. Kein Wunder, dass die Chefetagen bei ARD und ZDF derzeit mit glänzenden Augen vor den Quoten-Ausdrucken sitzen, die üblicherweise morgens um Viertel nach acht vorliegen. Einer jedoch war in ganz besonderer Hochstimmung: ZDF-Chefredakteur Peter Frey.
Bisher hatte der 56-Jährige nicht immer Freude an seinem Job. Seine Info-Formate zünden oft nicht. Doch diesmal hatte Frey eine clevere Programmierung durchgesetzt: Der WM-Kick lieferte der zweiteiligen Südamerika-Doku von „heute journal“-Moderatorin Marietta Slomka einen derart guten Vorlauf, dass sie auch am Donnerstag mit 7,7 Millionen Zuschauern einen Zulauf hatte wie sonst nur „Wilsberg“ & Co. „Das lag weit über unseren Erwartungen“, jubilierte Frey.
Selbst das schwächste Spiel war nachts um drei ein Kracher
Überhaupt gab die WM-Vorrunde den Öffentlich-Rechtlichen bisher den Kick. Das Erste verbuchte einen Schnitt von rund zehn Millionen und einen Marktanteil von knapp 50 Prozent. Beim Publikum unter 50 lag die Quote sogar noch um zwei Punkte höher.
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Insgesamt wurden 141,93 Millionen Zuschauer vor den Geräten registriert – rund zwei Millionen weniger als vor vier Jahren. Damals waren es 143,98 Millionen.
Dennoch gibt es für ARD und ZDF keinen Grund zur Klage. Die leichte Einbuße relativiert sich. Bislang fanden sechs Spiele aufgrund der Zeitverschiebung von fünf Stunden hierzulande frühestens um Mitternacht statt.
Selbst das schwächste Zuschauer-Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Match Japan-Elfenbeinküste wollten gerade mal 1,60 Millionen Fans sehen. Das klingt, im Vergleich zum USA-Deutschland-Spiel, verschwindend gering. Doch das Spiel fand nachts um drei mitteleuropäischer Sommerzeit statt. Und so lag der Marktanteil bei beeindruckenden 44,6 Prozent.
Mit Klinsis Augen das Spiel betrachten
Tatsächlich dürften die Zuschauerzahlen noch höher liegen. Denn Media Control erfasst nicht den Zulauf zu Public Viewings.
Obendrein verbuchen ARD und ZDF einen weiteren Erfolg. Das Fußball-Turnier treibt auch Online-Extras des gebührenfinanzierten Rundfunks. Beide Sender bieten eine Gratis-App für Smartphones und Tablet-Computer an. Sie werden gern genommen.
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Mehr als 1,3 Millionen Mal wurde die WM-App des Ersten auf mobilen Empfangsgeräten installiert. Einen noch größeren Erfolg meldete das Zweite. Die sogenannte ZDFmediathek-App war schon vor dem Anpfiff der WM drei Millionen Mal aus dem Netz heruntergeladen worden. Das WM-Update bescherte der Truppe vom Lerchenberg nach eigenen Angaben „noch einmal 650.000 neue Nutzer“.
Die Kundschaft war angetan. Der junge Linus Funk aus Köln: „Die ZDF-App ist in meinen Augen sehr gut gelungen.“ Neben Standards wie Livestream und Live-Ticker können entscheidende Szenen aus bis zu 20 verschiedenen Kamerapositionen ansehen werden.
„Bei der Begegnung zwischen den USA und Portugal gab es sogar ein Feature mit dem Namen ,Klinsi Cam’, in dem man den Trainer der USA das ganze Spiel über beobachten konnte“, stellte Funk begeistert fest.
Anbieter von Film, Serie und Show sehnen sich nach anderen Zeiten
Inzwischen haben sich ARD und ZDF geeignet, wie es mit den Übertragungen weitergeht. Am Samstag zeigt das Erste die Partien Brasilien-Chile (18 Uhr) sowie Kolumbien-Uruguay (22 Uhr). Ebenfalls in der ARD laufen die Sonntagsspiele Niederlande-Mexiko (18 Uhr) und Costa Rica-Griechenland (22 Uhr).
Am Montag und Dienstag sind die Mainzer dran. Der Fußball-Montag beginnt mit Frankreich-Nigeria (18 Uhr), gefolgt von Deutschland-Algerien (22 Uhr). Am Dienstag kickt zunächst Argentinien gegen die Schweiz (18 Uhr). Um 22 Uhr wird die Begegnung Belgien-USA angepfiffen. Da selbst späte Spiele zu sozialverträglicher Stunde beginnen, lebt ein fast vergessenes Wort auf: Straßenfeger.
Derweil leiden Anbieter von Film, Serie und Show. Nicht nur die Filmproduktionsfirma Studio Hamburg sehnt sich nach der „Zeit für das ,normale’ Programm“.