Köln . Es ist der Schrecken des herkömmlichen Fernsehens, es ist das Zauberwort für die Digital Natives. Das Video-on-Demand-Portal Netflix will jetzt auch den deutschen Markt aufrollen und den Zuschauern das, was sie wollen zu den Zeiten anbieten, zu denen sie es schauen wollen.
„Netflix kommt.“ Die Reaktion auf diese zwei kleinen Worte hängt in erster Linie vom Alter ab. „Endlich“, jubeln junge Menschen und sprechen davon, dass sich das Fernsehen nun endgültig verändern werde. Auf den Gesichtern ihrer Eltern spiegelt sich dagegen oft Ratlosigkeit. „Was ist Netflix?“
Man könnte jetzt natürlich antworten: „Netflix ist ein sogenannter Video-On-Demand-Dienst.“ Aber das hilft natürlich nur bedingt weiter. Deshalb jetzt mal ganz einfach. Netflix bietet Serien und Filme auf Abruf. „Streaming“ nennt sich das Verfahren, bei dem die Daten über das Internet wie ein Strom auf den Fernseher fließen.
Das ist nicht neu. Auch in Deutschland nicht. Schon seit ein paar Jahren gibt es Maxdome, ein ähnliches Angebot von ProSiebenSat.1 und derzeit Marktführer zwischen Alpen und Nordsee, wenn es um Videos auf Abruf geht. Andere Dienste heißen „Watchever“, „Amazon Prime Instant Video“ oder „Sky Snap“. Bei den meisten bucht man eine Flatrate für unter zehn Euro und kann ganz legal so viel streamen, wie man möchte.
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Eigentlich also ist Netflix nicht mehr als ein weiteres Angebot. Es ist allerdings das weltweit erfolgreichste seiner Art. Mehr als 48 Millionen Abonnenten in 40 Ländern hat der Dienst, rund 36 Millionen allein in den USA. Dort können sie aus mehr als 60.000 Filmen und Serien auswählen.
Kunden befragt
Mittlerweile produziert das Unternehmen auch selber Serien. „House of Cards” heißt die bisher bekannteste. Um sie zu drehen, hat Netflix seine Kunden befragt und – Achtung Datenschützer – unendlich viele Daten über ihre Sehgewohnheiten gespeichert. Dann hat es mal eben 100 Millionen Dollar in die Hand genommen, um zwei Staffeln zu produzieren. Die einzelnen Folgen kommen nicht wie üblich im Wochentakt, sondern werden in einem Rutsch zum Abruf ins Netz gestellt. Hoch gelobt und mit Preisen überschüttet, bescheren sie dem Dienst angeblich zwei Millionen neue Abos, interessieren im frei empfangbaren deutschen Fernsehen aber so gut wie niemanden.
Viel schlimmer als ein unterschiedlicher Geschmack in der breiten Zuschauerschaft könnten für Netflix allerdings mangelhafte technische Ausstattung und fehlendes Wissen werden. Zwar soll bis zum nächsten Jahr in knapp jedem vierten deutschen Haushalt ein internetfähiger Fernseher stehen, doch nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid kommt jeder vierte Fernsehzuschauer mit seinem TV-Gerät gar nicht zurecht.
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Gut zwei Drittel von ihnen können mit Zusatzfunktionen wie dem Internetzugang nicht umgehen. Wer es kann, bekommt oft keine Verbindung. Router, die den Zugang ins Internet öffnen, stehen hierzulande oft immer noch im Flur oder Büro und nicht neben dem TV im Wohnzimmer. Und die Leitungen in die virtuelle Welt sind außerhalb der großen Ballungsgebiete längst nicht so schnell, wie viele Anbieter versprechen.
Schauen, wann man will
Das alles wird den Erfolg des Online-Fernsehens allerdings nur verzögern, nicht verhindern. Weil vor allem junge Menschen sich nicht länger an Programmschemata halten wollen. Hier kommt Netflix ins Spiel. „Gebt den Leuten, was sie wollen, wann sie es wollen, in der Form, in der sie es wollen, und das zu einem vernünftigen Preis. Dann werden sie es lieber kaufen wollen, als es zu stehlen“, hat „House of Cards“- Hauptdarsteller Kevin Spacey gesagt. Deutsche Programmdirektoren sollen da blass geworden sein, heißt es.