Brüssel. . Nach den Todesschüssen in Brüssels jüdischem Museum geht die belgische Polizei von einem antisemitischen Anschlag aus. Bei der Suche nach dem Täter tappen die Ermittler allerdings im Dunklen. Derweil geht unter den Juden in Angst um.
Von dem Unbekannten, der in Brüssel drei Menschen getötet hat, fehlt nach wie vor jede Spur. „Es war vermutlich ein Terroranschlag mit antisemitischem Hintergrund“, ließ die Polizei in der belgischen Hauptstadt am Montag offiziell verlauten.
Die Polizei gab gestern Video-Bilder der Überwachungskameras frei. Die zeigen haargenau, mit welcher Kaltschnäuzigkeit der Täter mordete. So stieg er ganz gelassen über die Leichen der beiden gerade von ihm erschossenen Israelis, als er das Museum wieder verließ.
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Täter hat Anschlag möglicher Weise gefilmt
Der Todesschütze flüchtete offenbar zu Fuß, war aber mit einem Auto gekommen, heißt es seitens der Polizei. „Möglicherweise hat er seinen Anschlag sogar gefilmt. Er hat eine Kamera auf seiner Brust getragen“, berichtet die flämische Zeitung ,,De Morgen“. ,,Er hat möglicherweise Mohammed Merah kopiert. Den Mann, der in einer jüdischen Schule in Toulouse drei Kinder und einen Erwachsenen erschoss und seine Mordtat filmte“, schreibt ,,De Morgen‘‘ weiter.
Der Attentäter trug – wie die Bilder der Überwachungskameras zeigen – eine Baseball-Mütze und hatte um beide Schultern je eine Tasche gehängt. Bei den Opfern, die er tötete, handelt es sich um das israelische Ehepaar Emmanuel und Miriam Riva und die Französin Dominique Chabrier. Der Museumsangestellte Alexandre Strens wurde lebensgefährlich verletzt.
Getötetes Paar hinterlässt zwei Töchter
Nach Medieninformationen wurden die Leichen der getöteten israelischen Staatsbürger nach Tel Aviv überführt. Das Paar hinterlasse zwei Töchter im Teenageralter, berichtete die Nachrichtenseite Ynet.
Der Täter muss nach Einschätzung der Behörden sehr gut vorbereitet gewesen sein, und er muss das jüdische Museum in Brüssel gut gekannt haben. „Die Auswertung der Bilder von (Überwachungs-)Kameras zeigt, dass wir es mit einer Person zu tun haben, die kaltblütig handelt und die bei ihren Taten sehr entschlossen ist“, resümierte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Ine Van Wymersch.
„Judenfeindlichkeit unübersehbar“
Unter vielen Juden, die in Brüssel oder in Antwerpen leben, geht nun die Angst um. Die belgische Regierung ließ alle jüdischen Organisationen im Land indes unter Polizeischutz stellen. ,,Die Judenfeindlichkeit in Belgien ist unübersehbar“, behauptet Vivane Teitelbaum, die bis vor Kurzem Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Belgien war, in einem Radio-Interview. ,,Sie kommt von Rechts- und Linksextremisten und von Islamisten sowie notorischen Israel-Hassern.‘‘ Nach ihren Angaben leben derzeit etwa 40.000 Juden in Belgien.
Auch unter Juden in den Niederlanden herrscht nach dem Anschlag von Brüssel Entsetzen und Angst. ,,Bei mir steht das Telefon nicht mehr still“, berichtet Esther Voet, die Vorsitzende des Informations- und Dokumentationszentrums Israel Cidi in Den Haag.
Studie über Antisemitismus
Sie weist darauf hin, dass man kürzlich eine Studie über Antisemitismus in Europa gemacht habe. Aus dieser Untersuchung gehe hervor, dass 27 Prozent der Befragten in Belgien zugaben, sie hätten antisemitische Gefühle. In den Niederlanden seien es dagegen nur fünf Prozent, die das behaupteten.
Auch das Jüdische Historische Museum in Amsterdam erhielt inzwischen Polizeischutz. Der Zentralrat der Juden in den Niederlanden rief dazu auf, nach dem Anschlag in Brüssel ,,besonders wachsam zu sein“.
Das jüdische Museum in Brüssel, so hieß es, wolle am Dienstag wieder öffnen.