Essen/Bochum. . Ständig auf die Toilette zu müssen und beim Wasserlassen ein Brennen zu verspüren – das kennen viele Frauen: Eine Blasenentzündung, die sich sogar zu einer Nierenbeckenentzündung entwickeln kann, ist vor allem ein weibliches Problem. Das sollten Sie über Diagnose, Vorbeugung und Behandlung wissen.

Von einer Blasenentzündung sind nicht nur Frauen betroffen, auch Männer im besten Alter können darunter leiden. Ein niedergelassener Urologe und ein erfahrener Kliniker sagen, worauf man achten sollte.

Wie entsteht eine Blasenentzündung?

Dahinter stecken meist Bakterien, aber auch Pilze, Viren oder Parasiten. „Die häufigsten Erreger einer bakteriellen Blasenentzündung sind Darmbakterien wie Escherichia coli“, erklärt Dr. Hans-Peter Peters, niedergelassener Urologe in der Urologischen Gemeinschaftspraxis Bochum. Diese „Colibakterien“ sind Bestandteil der natürlichen Darmflora und verursachen Entzündungen, wenn sie sich auf der Blasenschleimhaut ansiedeln. „Das passiert meist bei Frauen, weil sie eine kurze Harnröhre haben“, sagt Dr. Alexander Göll, Leitender Oberarzt im Team der Klinik für Urologie im Alfried Krupp Krankenhaus Essen. Die Bakterien gelangen vom nahe gelegenen Darmausgang in die Blase.

Woran erkenne ich sie?

Typisches Symptom: Man läuft immer wieder zur Toilette. „Dazu gehören aber auch Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sowie krampfartige Unterleibsbeschwerden“, erläutert Urologe Peters und sein Kollege Alexander Göll ergänzt: „Kleine Gefäße in der Blasenschleimhaut können platzen, daher sollte man auf Blut im Urin achten.“

Gibt es Menschen, die dazu neigen?

Ist die Immunabwehr geschwächt, wird der Mensch auch für Harnwegsinfekte anfälliger. Dafür kann es viele Gründe geben, Dr. Peters nennt einige: Stress, andere schwere Infektionen, Chemotherapie oder Bestrahlung sowie Diabetes mellitus. „Aber auch eine Schwangerschaft und hormonelle Veränderungen durch die Wechseljahre infolge Hormonmangels sind typische und häufige Ursachen.“ Dr. Göll fügt an: „Frauen nach den Wechseljahren haben eine dünnere und empfindlichere Schleimhaut. Bei Männern im fortgeschrittenen Alter kann es hingegen sein, dass sich die Blase nicht richtig entleert und sich Bakterien in dem Urin ansiedeln, der darin zurückbleibt.“ Eine vergrößerte Prostata ist oft ein Grund für dieses Phänomen.

Kann ich vorbeugen?

„Viel trinken, sich immer eine Flasche Wasser auf den Schreibtisch stellen und regelmäßig aufs WC gehen, also ungefähr zwei bis drei Mal am Tag die Blase normal entleeren“, empfiehlt Göll und rät zur richtigen Hygiene: „Das Toilettenpapier immer in Richtung Darmausgang wischen, nicht umgekehrt!“ Übertriebene Reinigung mit Lotionen schädigt hingegen möglicherweise die Hautbarriere, woraufhin sich im Intimbereich die „falschen“ Bakterien ansiedeln.

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Unterstützt wird das noch, wenn man zu lange mit nasser Badekleidung oder im feuchten Jogginganzug herumläuft. Auch ein kurzer Rock an einem kühlen Frühlingsabend kann dafür sorgen, dass sich die Gefäße auf der Haut verengen und die Immunabwehr eingeschränkt ist. Weil Bakterien ebenso beim Geschlechtsverkehr übertragen werden können, kann es hilfreich sein, direkt im Anschluss daran die Blase zu entleeren.

Wann sollte ich zum Arzt gehen?

Urologe Hans-Peter Peters beruhigt: „70 Prozent der Blasenentzündungen heilen von allein ab, wenn man täglich zwei bis drei Liter Flüssigkeit zu sich nimmt und damit die Erreger aus den Harnwegen heraus spült.“

Öfter einen Tee aufzusetzen oder ein Glas Cranberrysaft einzuschenken, kann hilfreich sein. Denn im Saft oder Konzentrat der amerikanischen Preiselbeeren sind nach Worten von Göll Gerbstoffe (Tannine) enthalten, welche die Immunabwehr unterstützen. Halten die Symptome eine Woche lang an, kann man zunächst zum Haus- oder Frauenarzt bzw. je nach Alter zum Kinder- und Jugendarzt gehen. Der Urologe wird hinzugezogen, wenn’s kompliziert wird – also etwa eine Blasenspiegelung notwendig ist.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Häufig stellen Ärzte die Blasenentzündung fest, indem sie einen Teststreifen in den so genannten Mittelstrahlurin halten. Dr. Peters: „Im Urin findet der Arzt dann Leukozyten, Protein, zuweilen auch rote Blutkörperchen und Nitrit, ein Bakterienspaltprodukt, das die Infektion beweist.“

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Oberarzt Dr. Göll ergänzt: „Eine genauere Diagnose und gezieltere Behandlung ist möglich, indem wir mit einem Einmalkatheter, der schmerzlos und kurz in die Harnröhre eingelegt wird, Urin direkt aus der Blase entnehmen.“ Ein mikrobiologischer Test im Labor macht deutlich, um welche Bakterien es sich handelt und welches Antibiotikum am besten wirkt. Göll: „Auf diese Weise wird man nicht so schnell resistent, als wenn man direkt ein Breitbandantibiotikum verschrieben bekommt.“

Welche Schritte sind bei der Therapie notwendig?

Antibiotika, die über drei bis fünf Tage eingenommen werden, bekämpfen den Bakterienbefall. In dieser Zeit raten die Experten von Sport ab, um das Immunsystem zu schonen. Weiterhin wichtig: mindestens drei Liter pro Tag trinken!

Ab wann wird eine Blasenentzündung gefährlich?

Richtig schmerzhaft wird es, wenn die Bakterien sich ihren Weg bis zu den Nieren bahnen und dort eine Entzündung verursachen. Das geschieht zuweilen auch ohne die typischen Symptome einer Blasenentzündung. Göll: „Weil die Nieren so stark durchblutet sind, gelangen die Bakterien schnell in die Blutbahn.“ Schmerzen in der Flanke, Schüttelfrost und Fieber können die Folge der sogenannten Nierenbeckenentzündung sein, gegen die schnell Antibiotika – natürlich begleitet von literweise Flüssigkeit – genommen werden sollten.