Valparaíso. In Chiles größter Hafenstadt sorgt eine Feuerwalze noch immer für Tod und Zerstörung. Bislang sind bei dem Inferno zwölf Menschen ums Leben gekommen, 2000 Häuser brannten bis auf die Grundmauern nieder. Die Behörden vermuten, dass Truthahngeier auf einer Hochspannungsleitung den Brand auslösten.
Das verheerende Feuer in der chilenischen Weltkulturerbe-Stadt Valparaíso ist noch immer nicht unter Kontrolle. Starker Wind habe den am Samstag ausgebrochenen Brand an mehreren Stellen wieder angefacht, sagte Innenminister Rodrigo Peñailillo. Bei dem Inferno starben mindestens zwölf Menschen. Rund 2000 Häuser auf den Hügeln der Metropole brannten bis auf die Grundmauern nieder, wie die Regierung in der Nacht zum Montag mitteilte. Etwa 8000 Menschen wurden obdachlos. Der zum Weltkulturerbe zählende historische Stadtkern Valparaísos - was auf Deutsch so viel bedeutet wie "Paradies-Tal" - blieb nach bisherigen Erkenntnissen aber von den Flammen verschont.
Die Feuersbrunst erfasste ein Gebiet von 850 Hektar - das ist eine Fläche etwa doppelt so groß wie der Englische Garten in München. "Es ist wahrscheinlich der schlimmste Brand in der Geschichte von Valparaíso", erklärte die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet, die sich vor Ort ein Bild der Katastrophe machte. Sie erklärte für das Gebiet den Notstand und mobilisierte rund 2000 Polizisten und Soldaten, um in der rund 300 000 Einwohner zählenden Stadt für Sicherheit zu sorgen: "Wir wollen Plünderungen vermeiden."
Brand brach auf einer Müllhalde aus
Ausgebrochen war der Brand am Samstagnachmittag (Ortszeit) auf einer 30 Hektar großen Müllhalde. Auf sechs der 42 teils schwer zugänglichen Hügel der Hafenstadt breitete sich die Feuerwalze rasch aus. "Mein Haus brennt lichterloh. Wir haben nur die Kleidung schnappen können und sind geflohen", sagte Anwohner Sergio Muñoz der Zeitung "El Mercurio". "Jetzt hoffen wir auf Gottes Hilfe." Nach Medienberichten sind unter den Toten mehrere ältere Menschen, die ihre Häuser nicht rechtzeitig verlassen konnten.
Im Kampf gegen die Flammen waren etwa 1250 Feuerwehrleute und 17 Löschflugzeuge im Einsatz. "Das Problem ist, dass es in dem Gebiet keine Brandschutzmauern gibt", sagte der Gouverneur der Region, Ricardo Bravo, dem Sender Radio Cooperativa. Er sprach von den "perfekten" Voraussetzungen für eine solche Katastrophe: schwer zugängliche Brandherde, ungewöhnliche Trockenheit und starke, sich drehende Winde. "In 30 Dienstjahren habe ich so etwas noch nie erlebt", sagte auch der nach Valparaíso beorderte Feuerwehrchef der Hauptstadt Santiago, Mauricio Repetto.
Vermutlich Truthahngeier Brandursache
Als mögliche Auslöser für das Inferno wurden zwei Truthahngeier genannt, die sich auf einer Hochspannungsleitung niedergelassen haben sollen. Der Wind habe zwei Kabel aneinander gebracht, die Geier seien dabei verbrannt. Die entstandenen Funken hätten die trockenen Blätter am Boden entzündet, berichtete das Nachrichtenportal Emol unter Berufung auf Brandermittler.
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Valparaíso ist die größte Hafenstadt Chiles und Sitz des Parlaments. Die Stadt mit den bunt bemalten Häusern auf den Hügeln zur Bucht wurde 2003 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Auch der Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda (1904-1973) hatte dort ein Haus. Es blieb bislang vom Feuer verschont. Berühmt sind auch die historischen Aufzüge und Standseilbahnen, die zu den Hügeln hinaufführen.
Schon im Februar ein Feuer
Im Februar 2013 waren rund hundert Wohnungen bei einem Feuer in Valparaíso zerstört worden. Der Brandstifter wurde damals gefasst. Erst Anfang April waren im Norden Chiles sieben Menschen bei einem schweren Erdbeben der Stärke 8,2 umgekommen. "Dies ist schlimmer als ein Erdbeben, wir haben alles verloren", berichtete ein verzweifelte Bewohnerin der Zeitung "El Mercurio". (dpa)