Rom. Der Sekretär der beiden Päpste, Erzbischof Gänswein, sagt: Bischof Tebartz-van Elst sei in Deutschland “in vielen, vielen Punkten Unrecht“ geschehen. Der Prüfbericht zur Kostenexplosion beim Umbau der Limburger Residenz zeige, dass über die Medien ein Zerrbild der Affäre wiedergegeben worden sei.
Nach der Abgabe des Prüfberichts zum Limburger Finanzskandal hat der suspendierte Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst deutliche Unterstützung aus dem Vatikan bekommen. Tebartz van Elst sei "in vielen, vielen Punkten einfach Unrecht geschehen", sagte der deutsche Papst-Sekretär, Erzbischof Georg Gänswein, am Dienstag im Bayerischen Rundfunk. Die Zukunft von Tebartz-van Elst wird im Vatikan entschieden: Papst Franziskus bestimmt, ob er nach Limburg zurück darf.
Das hat dieser Mann nicht verdient
Gänswein kritisierte ein verzerrtes öffentliches Bild über Tebartz-van Elst und dessen Rolle bei der Kostenexplosion beim Bau seines Bischofssitzes. "Wenn das, was zu lesen war in Bezug auf die Person, auf das, was er getan hat, Realität wäre, müsste man sagen, es ist ein Unmensch in jeder Hinsicht. Aber da ist die virtuelle Realität von der konkreten Realität doch sehr unterschiedlich", sagte Gänswein.
Er wolle keine Presseschelte anstellen, aber Tebartz-van Elst sei in vielen Punkten Unrecht geschehen. "Das ist nicht zu akzeptieren. Da muss man auch den Mut haben, sich dagegen zu stellen und zu sagen, also das hat dieser Mann nicht verdient," sagte Gänswein, der sowohl für den emeritierten Papst Benedikt XVI. als auch für Papst Franziskus als Privatsekretär arbeitet.
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hatte am Montag den von einer von der Bischofskonferenz eingesetzten Kommission verfassten Prüfbericht zu dem Skandal an den Vatikan übergeben. Die Prüfer zeichneten laut Zollitsch ein "objektives Bild" der Abläufe in Limburg, auf dessen Grundlage Franziskus nun entscheiden soll.
Deutsche Bischofskonferenz und Vatikan geteilter Meinung
In dem Skandal hatten sich schon vor den Äußerungen Gänsweins unterschiedliche Sichtweisen zwischen dem Vatikan und der deutschen Bischofskonferenz gezeigt. Während in der Bischofskonferenz mehrere Bischöfe eine Rückkehr von Tebartz-van Elst wegen des beschädigten Vertrauensverhältnisses zu den Gläubigen seines Bistums als unrealistisch bezeichneten, nannte vor Gänswein auch schon der Präfekt der Glaubenskongregation, der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, die Vorwürfe eine Medienkampagne.
Nach immer neuen Vorwürfen zu einer Verschwendung beim Bau des Bischofssitzes hatte Franziskus Tebartz-van Elst Ende Oktober die Führung seiner Amtsgeschäfte entzogen. (afp)