Essen. Eine Myokarditis trifft Amateurkicker oder andere Freizeitsportler häufiger als man denkt. Oft ist eine verschleppte Erkältung der Grund. Bei einer Grippe oder einer Virusinfektion ist Training tabu. Mit der Rückkehr sollten Betroffene sechs Monate warten, raten Experten. Was Sie wissen sollten.
„Eine Erkältung kann man mit Sport doch herausschwitzen.“ Viele Freizeitsportler haben diesen Spruch vermutlich schon mal gehört und standen trotz Husten und Schnupfens auf dem Fußballplatz, drehten ihre Runden im Wald oder fuhren Fahrrad. Meistens ist das kein Problem. Doch aus einer verschleppten Erkältung kann im schlimmsten Fall eine Herzmuskelentzündung entstehen, die so genannte Myokarditis. Deswegen mahnt Thomas Budde, Chef der Kardiologie im Alfried Krupp Krankenhaus in Essen: „Die wichtige Botschaft ist: Bei Fieber kein Leistungssport.“
Wie entsteht eine Herzmuskelentzündung?
Es gibt drei Arten der Myokarditis. Die häufigste Form ist die infektiöse: Die Herzmuskelentzündung wird durch einen Virus ausgelöst, häufig durch eine Grippe. Die Viren breiten sich im ganzen Körper aus und greifen auch aufs Herz über – Sport begünstigt diesen Prozess. Der Körper ist zu Höchstleistungen einfach noch nicht in der Lage. Die toxische Form: Die Herzmuskelentzündung wird durch Medikamente oder Bestrahlung ausgelöst. Die autoimmune Form: Antikörper schaden hierbei dem Herz. Das Abwehrsystem des Körpers greift irrtümlich körpereigene Strukturen an.
Welche Altersgruppen sind gefährdet?
Das Alter spielt bei einer Myokarditis keine große Rolle – vor allem junge Sportler, die noch nie Probleme mit dem Herzen hatten, laufen wegen übermäßigen sportlichen Ehrgeizes Gefahr, an einer infektiösen Herzmuskelentzündung zu erkranken. Vorerkrankungen oder eine Herzschwäche sind dabei keine Voraussetzungen.
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Welche Symptome deuten auf eine Myokarditis hin?
Die Symptome können Abgeschlagenheit, allgemeine Schwäche, Herzrhythmusstörungen, Herzstolpern, Luftnot oder Schmerzen in der Brust sein. „Bei diesen Problemen sollte man auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen“, sagt Thomas Budde. Die Ärzte können allerdings zunächst nur eine Verdachtsdiagnose stellen. Erst eine Muskelbiopsie vom Herzen (Entnahme von Muskelgewebe) kann eine eindeutige Antwort liefern. Ob diese wirklich durchgeführt wird, muss bei jedem Krankheitsfall individuell entschieden werden, da eine Muskelbiopsie nicht risikolos ist.
Was sind die Folgen?
Im schlimmsten Fall kann eine Myokarditis sogar zum plötzlichen Herztod oder auch zu einer massiven Herzschwäche führen. Es gibt aber, wie bei jeder Entzündung, auch leichtere Verläufe mit nur kurz anhaltenden Beschwerden. Sport kann bei einer Herzmuskelentzündung schlimme Folgen haben. Deswegen müssen sich Erkrankte sofort schonen. „Vier Wochen absolute Ruhe und mindestens ein halbes Jahr Sportpause“, empfiehlt Thomas Budde. Außerdem kann ein entzündungshemmendes Medikamente verabreicht werden, das einen möglicherweise begleitenden Herzbeutelerguss und die Brustschmerzen lindert.
Wie sind die Heilungschancen von Betroffenen?
In der Regel erholen sich Patienten wieder vollständig und die Herzmuskelfunktion normalisiert sich. In Einzelfällen können Betroffene aber an einer lebensbedrohlichen Herzschwäche erkranken. „Im schlimmsten Fall hilft dann nur eine Herztransplantation“, erklärt Thomas Budde. Der Chefarzt hatte vor vielen Jahren schon mal selbst eine Myokarditis: „Mein Chef war in meiner Ausbildung immer streng zu mir, aber als ich eine Herzmuskelentzündung hatte, sollte ich vier Wochen erstmal nicht wiederkommen. Das zeigt, dass so eine Erkrankung ernst zu nehmen ist.“