Köln. . Der Schauspieler Bjarne Mädel ist ab Dienstag als Ernie im Stromberg-Film zu sehen – ein letztes Mal. Auch seine Rolle als übergewichtiger Dorfpolizist in der Serie „Mord mit Aussicht“ läuft aus. Dem Fernsehen bleibt er dennoch treu.
Da kommt er ins Restaurant, trägt Vollbart zur Workerjacke, Pullover und Jeans zu derben Schuhen. Eine Cola bestellt er, aber nichts zu essen. Obwohl er ja könnte, ach was, eigentlich sogar müsste. Denn schon im März schlüpft Bjarne wieder in die Uniform von Dietmar Schäffer und tritt seinen Dienst in Hengasch an, wo wieder „Mord mit Aussicht“ geboten wird. Und bis dahin gilt es, noch einige Kilo zuzulegen, um die Rolle auszufüllen. Aber wegen der ARD-Krimiserie ist Mädel ja nicht nach Köln gekommen. Im Augenblick geht es um „Stromberg – der Film“, der am Dienstag in der Domstadt „Weltpremiere“ feiert.
Mädel spielt in der Büro-Comedy den Ernie: Penibel und nervig, schnell zur Transpiration neigend, mit einem an den Gürtel geklemmten Handy und altbackener Kleidung ist Ernie beliebtes Ziel für Kollegenscherze. Auf die reagiert er wahlweise mit Abmahndrohungen oder Wutausbrüchen, verfällt aber auch schon mal in Depressionen.
Am Ende kam dann doch ein wenig Traurigkeit hoch
So punktgenau setzt Mädel die peinlichen Momente seines Ernie seit fast zehn Jahren, dass die Figur neben Stromberg zum beliebtesten Charakter der Serie geworden ist, die nach fünf TV-Staffeln nun den Sprung auf die große Leinwand gewagt hat.
„Nein“, sagt Mädel, „damit habe ich nicht gerechnet, als ich das Drehbuch bekam.“ Aber der Stil der Reihe, der gefällt ihm von Beginn an. Die Kamera als Mitspieler, in die die Akteure sprechen dürfen, ein paar verwackelte Bilder zwischendurch – „das mag ich wahnsinnig gern“. Deshalb hat er den Ernie auch so lange gespielt. Nur in der letzten Staffel, da war ihm die Figur ein bisschen „zu hysterisch“. Deshalb ist er froh, dass nicht Schluss war, dass es ins Kino ging. „Da war der Ernie wieder normal“, sagt Mädel. „Zumindest, soweit Ernie überhaupt normal sein kann.“
Am Ende des Drehs ist sogar Traurigkeit aufgestiegen. Bei Mädel und dem Rest der Crew. „Weil man in dieser Konstellation ja vielleicht nicht wieder zusammenkommt.“ Aber auch weil der Ernie jetzt Geschichte ist. „Das war wie Abschiednehmen von einem guten Freund, der nach Australien zieht. Der ist zwar nicht tot, aber ein Wiedersehen ist sehr unwahrscheinlich.“ Trotzdem hält Mädel es für „konsequent“, Stromberg zu beenden. „Wir hätten sonst begonnen, uns zu wiederholen.“
Ein Film zum Abschluss, das war noch mal „was Besonderes“. „Wir haben eigentlich nicht anders gearbeitet, als im Fernsehen, aber wir hatten ein wenig mehr Zeit.“ Und Zeit ist etwas, was der gebürtige Hamburger, bei TV-Produktionen immer öfter vermisst. Aber dass er deshalb nach der nächsten Staffel bei „Mord mit Aussicht“ aussteigt, sei so nicht ganz richtig. Klar, auch bei der ARD werden Drehtage zusammengestrichen, „aber im Vergleich geht es uns da noch gut. Ich höre auf, weil ich glaube, dass die Rolle nach 39 Folgen langsam auserzählt ist“, stellt er klar. „Vielleicht gibt es auch hier einen abschließenden Film. Da wäre ich noch mal dabei.“
Ausgezeichnet und bizarr – der „Tatortreiniger“
Ansonsten hängt Schäffers Uniform bald neben Ernies verschwitztem Hemd. Womit dann nur noch der „Schotty“ bliebe. Der „Tatortreiniger“ des NDR, für den Mädel zwar schon zweimal mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, der aber anfangs in der Nacht versteckt und später ohne erkennbares Schema ausgestrahlt wurde. Auch darüber hat sich Mädel mal lautstark geärgert, hat sich aber wieder beruhigt. „Unstimmigkeiten entstehen immer durch unterschiedliche Erwartungshaltungen. Es war wichtig, dass man miteinander redet. Das ist passiert.“
Grundsätzlich will er dem Fernsehen ja treu bleiben. Angebote gibt es genug. Viele aber sind seinen bisherigen Figuren sehr ähnlich. „Dorfpolizisten und so.“ Die will Mädel aber nicht spielen, „die habe ich ja nun schon gespielt.“ Etwas dunkler darf es schon werden. „Am liebsten“, sagt der Schauspieler, „würde ich eine negativ besetzte Rolle übernehmen. Eine Figur, die den Zuschauer so richtig beunruhigt.“