Berlin. . Er kam, sah gut aus und begeisterte mit seinem Enthusiasmus, als er auf der Berlinale seinen neuen Film „The Monuments Men“ vorstellte. US-Schauspieler George Clooney präsentiert sich mittlerweile als Gesamtkunstwerk und blickt völlig uneitel auf seine Vergangenheit zurück.
Es gibt Menschen, vor allem weiblichen Geschlechts, die George Clooney hauptsächlich seines Aussehens wegen bewundern. Wenn er einem aber gegenübersitzt mit seinem inzwischen grau melierten Haar und nicht müde wird, über seinen neuen Film zu sprechen, dann bemerkt man an ihm eben auch eine Begeisterung und eine Intelligenz, die bei Hollywood-Weltstars nicht gerade zur Standardausstattung gehören.
Das Zusammenwirken von blendender Erscheinung mit Kompetenz und Weltläufigkeit hat ganz sicher mit der Tatsache zu tun, dass Clooney eben nicht mehr nur Schauspieler ist, sondern ein Gesamtkunstwerk aus Darsteller, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent. Auf der Berlinale hat er am Wochenende, außer Konkurrenz, mit „The Monuments Men“ (Start 20.2.) sein jüngstes Projekt vorgestellt, das er im vergangenen Jahr nahezu komplett in Deutschland realisiert hat.
Clooney erzählt hier die wahre Geschichte von sieben älteren Herren, sportlich ziemlich aus der Form, die sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs trotzdem an die vorderste Front wagen, um Meisterwerke der europäischen Kunst sicherzustellen, die Gefahr laufen, von den Nazis ansonsten verschleppt oder vernichtet zu werden. Es sind Museumsdirektoren, Kunsthistoriker oder Architekten, die ihren Auftrag darin sehen, das Fundament einer ganzen Kultur zu erhalten. Gedreht nach einem Sachbuch hat Regisseur und Hauptdarsteller Clooney natürlich darauf geachtet, dass auch genügend Spannung vorhanden ist.
Ein Stück Entertainment
„Wir wollten auch ein Stück Entertainment liefern“, erklärt Clooney. „Ich habe mich deshalb an den Stil von klassischen Kriegsfilmen wie ‚Gesprengte Ketten’ oder ‚Das dreckige Dutzend’ gehalten.“ Nicht gerade die beste Methode, gibt er zu, um in den USA heutzutage einen Kassenhit zu landen.
Weltenretter Clooney auf der Berlinale
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Dass er „Monuments Men“ jetzt auf der Berlinale präsentiert, hat nicht nur damit zu tun, dass er in unmittelbarer örtlicher Nähe zum Festival entstanden ist. Es ist wohl auch die Erinnerung daran, wie 2002 Clooneys erste Regiearbeit „Confessions of a Dangerous Mind“ bei der Berlinale aufgenommen wurde. „Hier geht es nicht um die Show wie in Cannes“, beschreibt es Clooney, „hier spürt man, dass es hauptsächlich um den Film geht.“
Wie erklärt er sich eigentlich die ungemeine Popularität seiner Person? Den Grund dafür sieht er immer noch in den fünf Jahren, in denen er die Fernsehserie „ER“ (Emergency Room) prägte. „Wir hatten fünfundvierzig Millionen Zuschauer. Ich war gegenwärtig in deren Häusern, ich war Teil ihres Lebens. Das hängt einem an.“ Inzwischen aber hat der Schauspieler entdeckt, dass das Regieführen eine viel größere Herausforderung darstellt. „Du bist nicht länger nur das Bild, du bist selbst der Maler. Du bist verantwortlich für alles, musst ständig kreativ sein.“
Man wisse doch, wie Schauspielerkarrieren in der Regel ablaufen: „Du bist heiß mit dreißig, kannst übermorgen aber schon wieder ein Niemand sein.“ Clooney aber will mehr Einfluss auf seinen Werdegang haben, was ihm anscheinend auch blendend gelingt. „Erfolglos war ich ein Gutteil meines Lebens. Heute aber kann ich bei Sony Pictures hereinspazieren und ihnen erklären, dass ich einen Siebzig-Millionen-Dollar-Film über Kunst drehen will.“
Die Kunst „war nie mein Ding“
Er selbst verstehe nicht viel von der Materie Kunst, gibt Clooney in unserem Gespräch zu. „Es war nie mein Ding.“ Er habe zwar Bilder in seinem Haus hängen, die Auswahl aber habe nichts mit Sachverstand zu tun, eher schon mit Erinnerungen. „Wie dieses Bild, das ich bei meinem ersten Aufenthalt in Paris erstanden habe.“
Glamour bei der Berlinale
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Ein stärkeres Interesse bringt der Sohn eines Nachrichtenmoderators da schon der Politik, den Menschenrechten und karitativem Engagement entgegen. Für sein humanitäres Wirken in Darfur beispielsweise wurde Clooney mehrfach ausgezeichnet. „Ich benutze meine Stimme“, sagt der Filmemacher. „Mit ihr kann ich Missstände lauter, unüberhörbar machen.“
In Berlin aber braucht er seine Stimme erst einmal, um seinen Film zu propagieren, wie ihm seine Betreuerin gerade wieder unmissverständlich zu verstehen gibt. Die Fernsehsender hat Clooney am Morgen bereits abgefrühstückt, nun wartet die Pressekonferenz des Festivals auf ihn. Für eine knappe halbe Stunde aber wirkte er entspannt im kleinen Kreis der Print-Redakteure. Einer schenkt ihm eine Biografie über den Maler und Installationskünstler Martin Kippenberger. Für Clooney vielleicht ein Anfang in Sachen Kunst.
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