Düsseldorf. George Clooney mit Halbglatze und Bauchansatz? Undenkbar! Immer mehr Männer eifern dem Schönheitsideal des Schauspielers nach und rücken ihren Pölsterchen ebenso zu Leibe wie den Geheimratsecken. Aktuelle Beautytrends wurden nun auf der 5. Lifetime-Beauty & Health-Messe in Düsseldorf vorgestellt.

Es spricht vieles dafür, dass Männern ihr Aussehen immer wichtiger wird: Sie gaben laut einer Studie des britischen Forschungsinstituts Mintel in den letzten Jahren rund 420 Millionen Euro für Pflegeprodukte aus – fast doppelt so viel wie in den Vorjahren. In Deutschland stiegen die Verkaufszahlen von 2005 bis 2010 um 100 Prozent. 65 Prozent der in der britischen Studie befragten Männer gaben an, dass sie großen Wert auf ein attraktives und gepflegtes Äußeres legen. Kein Wunder, dass 2011 rund 3700 neue Pflegeprodukte für Männer auf den Markt kamen. Eine Umfrage von TNS Infratest belegt, dass Männer genauso viel Zeit im Bad verbringen wie Frauen.

Männliches Schönheitsideal

Auch wenn die Herren der Schöpfung inzwischen schon bei der Maniküre oder im Kosmetikstudio gesehen werden – oft setzen sie andere Schwerpunkte in Sachen Beauty als Frauen. Dr. Bruce Reith, Medizinischer Leiter bei Kö Hair/Kö Klinik kennt sich aus: „Volles Haar und ein lückenloser Bart spielen beispielsweise eine große Rolle im männlichen Ästhetikempfinden.“ Als stellvertretend für Führungsqualitäten werden zudem ein markantes Kinn und ein kantig maskulines Gesicht angesehen. Um dies zu erreichen, sind häufig ästhetische Operationen notwendig – und deren Zahl nimmt zu: Laut der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie gab es 2012 rund 130 000 solcher Eingriffe. Dazu kommen 400 000 nicht operative Behandlungen wie Botox-Spritzen und Laserverfahren. Mehr als 17 Prozent der Behandelten sind Männer.

Das Fett soll weg

„Die häufigste Operation bei Männern ist das Entfernen von überflüssigen Pfunden bei einem Bauchansatz“, sagt Dr. Afschin Fatemi, Geschäftsführer der S-thetic Clinic in Düsseldorf-Kaiserswerth. Hierfür nutzt er ein Verfahren, bei dem er mit einem Laser unter die Haut geht, um Fett zu verflüssigen, bevor es abgesaugt wird. Dabei soll zugleich die Haut gestrafft werden.

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„Die Patienten bekommen keine Vollnarkose und können am Tag nach der Operation wieder zur Arbeit gehen“, erklärt Fatemi, der für eine solche Prozedur zwischen 2000 und 3000 Euro berechnet. Dr. Hans Weiss und die Düsseldorfer Medizinerin Dr. Ingeborg Lackinger Karger schreiben in ihrem Buch „Schönheit. Die Versprechen der Beautyindustrie“ dazu, es sei nur möglich, einzelne Körperteile um eine Fettschicht schlanker zu machen. Und: „Der Erfolg der Methode (Fettabsaugung) ist begrenzt, denn jeder Körper besitzt ein genetisches Programm, dass dazu führt, abgesaugte Pfunde an anderen Stellen wieder aufzubauen.“

Straffere Haut

Faltige und herunterhängende Haut am Lid oder am Hals ist aus Sicht von Beautydoc Fatemi vielen Männern ein Dorn im Auge. „Sie lassen häufig die Tränensäcke oder die Schlupflider operieren“, erklärt der Arzt, der aber nicht nur zum Skalpell greift, sondern auch andere Methoden anwendet. Zu ihnen zählt beispielsweise fokussierter Ultraschall, der laut Fatemi an der Oberfläche vorbei zwei bis drei Millimeter tief in die Haut eindringt. „Ultherapy“ nennt sich dieses Verfahren, bei dem die Haut so reagieren soll, dass sich frisches Kollagen und Elastin bildet. Von Ultherapy heißt es, dass es von der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) als Verfahren zum Lifting der Augenbraue sowie des Gewebes am Hals und unter dem Kinn anerkannt sei.

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Haare sprießen lassen

Weil Männer häufig mit Haarausfall zu kämpfen haben, sind ihnen viele Mittelchen dagegen recht – immer öfter auch eine Transplantation. Dr. Bruce Reith, Medizinischer Leiter bei Kö Hair/Kö Klinik, spritzt vor einem solchen Eingriff erst Wirkstoffe, die den Wachstumseffekt steigern sollen, bei einer sogenannten Mesotherapie unter die Haut. Danach werden Haare vom Hinterkopf auf andere, haarlose Bereiche umverteilt. Dafür nimmt Reith mittels Skalpell einen größeren Streifen mit Haarfollikeln. Dieser wird unter dem Mikroskop in kleinere Einheiten zerteilt, die der Mediziner in kahle Gebiete einsetzt.

Man kann aber auch winzige Haarbüschel an verschiedenen Stellen des Hinterkopfs ausstanzen und verpflanzen. Im Buch „Schönheit. Die Versprechen der Beautyindustrie“ werden hierfür Kosten von 2000 bis 10 000 Euro angeführt: „Erst nach etwa drei Monaten beginnen aus den implantierten Haarfollikeln neue Haare zu wachsen.“ Experten wie Afschin Fatemi erhoffen sich für die Zukunft schnellere Ergebnisse, wenn Haarfollikel aus den Stammzellen eines Menschen „gezüchtet“ und eingepflanzt werden können. Ob und wann dies möglich ist, steht allerdings noch in den Sternen.