Essen. . Am 7. Februar gibt es in NRW Halbjahrszeugnisse. „Diverse Studien sagen, dass die Angst vor schlechten Leistungen in der Schule für 30 Prozent der Schüler das größte Problem in ihrem Leben ist“, sagt Psychologe Stefan Drewes. Wir erklären, wie Eltern und Schüler das beste aus einem schlechten Zeugnis machen.
Ende nächster Woche gibt es Halbjahreszeugnisse. Schlechte Noten sind Kindern und Jugendlichen nicht egal. „Diverse Studien sagen, dass die Angst vor schlechten Leistungen in der Schule für 30 Prozent der Schüler das größte Problem in ihrem Leben ist“, sagt Stefan Drewes, Leiter der Schulpsychologischen Beratungsstelle in Düsseldorf. Eltern rät er auch angesichts enttäuschender Ergebnisse zu „Gelassenheit“. Die Kinder nur in Watte packen, sollten sie aber auch nicht.
Die Versachlichung
Lesen Sie das Zeugnis als eine Information über die Lernentwicklung im vergangenen Schuljahr und nicht als allgemeine Beurteilung Ihres Kindes. „Eltern, die besonders wütend reagieren, sind oft mit eigenen Erinnerungen an ihre Schulzeit oder mit überhöhten Erwartungen beschäftigt. Oder sie haben selbst viel Zeit mit ihren Kindern für gute Noten investiert und sind enttäuscht, weil der Erfolg ausbleibt“, sagt Drewes. Er empfiehlt: Emotionen rausnehmen.
Der richtige Augenblick
Schauen Sie sich das Zeugnis nicht zwischen Tür und Angel an. Nehmen Sie sich Zeit für ein ruhiges Gespräch und fragen Sie nach, wie es zu den Noten gekommen ist. Bereiten Sie sich mental darauf vor. Dass es Zeugnisse gibt, ist lange vorher bekannt.
Die Erwartungshaltung
Welches Zeugnis „gut” und welches „schlecht” ist, hängt von den Erwartungen des Kindes und der Eltern sowie von den Lernmöglichkeiten jedes Kindes ab. Ein „Befriedigend“ kann das eine Kind als Misserfolg ansehen, für das andere Kind kann es ein Erfolg sein.
Das Einfühlungsvermögen
Jedes Kind will Erfolg und Anerkennung und ist über ein schlechtes Zeugnis selber unzufrieden, auch wenn Sie es ihm nicht anmerken. „Gerade in der Pubertät wollen viele nicht zeigen, was sie fühlen, weil das als uncool gilt“ , sagt Drewes.
Hilfe per Telefon oder E-Mail
Anonym, vertraulich, und bundesweit kostenlos – fast 4000 geschulte Berater helfen Kindern und Eltern in Zeugnisfragen bei der „Nummer gegen Kummer“: 0800-1110333 (Kinder- und Jugendtelefon), 0800-1110550 (Elterntelefon).
„Wir fangen besorgte Eltern oder Schüler zunächst einmal auf. Wir hören zu, trösten oder beruhigen“, sagt Nina Pirk vom Dachverband Nummer gegen Kummer e.V. Dann versuchten die Helfer zu klären, was der Anrufer als nächstes tun könne, damit aus einer vielleicht kleinen Sorge kein großes Problem werde. „Dabei können wir bei Bedarf über weiterführende Beratungsangebote informieren.“
Wem ein Anruf nicht liegt, der kann sich auf www.nummergegenkummer.de registrieren lassen und die E-Mail-Beratung kontaktieren. Im Unterschied zur Hotline gibt es hier die Möglichkeit, mehrfach mit einem bestimmten Berater hin- und herzuschreiben.
Aber: Bestimmte Schüler entwickeln Ängste, weil sie die Erwartungen der Eltern nicht enttäuschen wollen, weil sie Leistungsdruck in der Schule spüren oder von ihrer Persönlichkeit her empfindsam sind. Angst und Unsicherheit können bis hin zu körperlichen Symptomen wie Übelkeit oder Kopfschmerz reichen.
Der Vergleich
Sie sollten nicht nur auf das aktuelle Zeugnis Ihres Kindes schauen. Achten Sie auch auf Entwicklungen und Verbesserungen im Vergleich zu früheren Zeugnissen.
Die Ansprache
Eine Fünf in Mathe, eine Fünf in Geschichte? Poltern Sie nicht direkt los. Fragen Sie Ihr Kind, womit es selber zufrieden oder unzufrieden ist. Loben Sie gute Leistungen. „Packen Sie Ihr Kind aber nicht nur in Watte. Und seien sie nicht überfürsorglich“, so Drewes. Habe das Kind Absprachen gebrochen, müssten Eltern das ansprechen und Konsequenzen folgen lassen.
Die differenzierte Bewertung
Sind Eltern sehr emotional, kritisieren sie ihr Kind mitunter sehr undifferenziert. Nach dem Motto: „Ich wusste ja, dass Du eine Pfeife bist!” Das nagt am Selbstbewusstsein. Sagen Sie lieber genau, welche Leistungen Ihres Kindes Sie gut finden und welche Leistungen besser sein könnten.
Die Analyse
Überlegen Sie, ob Ihr Kind in der Schule überfordert ist. „Bleiben Erfolge aus, kann das zu Persönlichkeits- oder Verhaltensprobleme führen“, so Drewes. Ein Wechsel der Schulform kann eine Lösung sein. Schlechte Leistungen seien aber auch ein Hinweis auf tiefer liegende Konflikte in Klassenverband oder Familie. Nutzen Sie externe Beratung, wenn Sie selber keine Lösung finden.
Die Zukunftsplanung
Machen Sie Pläne für die Zukunft: Suchen Sie dazu auch das Gespräch mit Schule und Lehrern, schauen Sie sich die bei mangelhaften Leistungen zwingend vorgeschriebenen Förderempfehlungen an. Fragen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind, welche Hilfe Sohn oder Tochter brauchen. Wie können Sie selbst Ihr Kind unterstützen, was kann es selber tun? Könnte eine zeitlich begrenzte Nachhilfe nützlich sein, in einem Institut oder von älteren Schülern. Setzen Sie gemeinsam realistische Ziele.
Die Begleitung
Gehen Sie im nächsten Schuljahr regelmäßig zu den Elternsprechtagen und Elternabenden. Fragen Sie nach, was Ihr Kind lernt und welche Hilfen es braucht.