Wien. Eine Anzeige wegen Vergewaltigung hatte eine junge Österreicherin in Dubai fast ins Gefängnis gebracht. Dabei war sie gar nicht Täter, sondern Opfer. Wochenlang zitterte die Öffentlichkeit in ihrer Heimat mit. Jetzt hat es in dem Fall eine überraschende Wendung gegeben. Doch der Fall geht weiter.
Großer Erfolg für die österreichische Diplomatie: Zwei Monate nach ihrer mutmaßlichen Vergewaltigung in Dubai ist eine junge Wienerin zurück in ihrer Heimat. Die 29-jährige Muslimin, die selbst ins Visier der Justiz geraten war und eine Haftstrafe wegen "außerehelichen Geschlechtsverkehrs" fürchten musste, landete Donnerstagabend überraschend in Wien.
Sie wurde am Flughafen von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) empfangen, wie sein Ministerium bestätigte. Das Verfahren in Dubai geht allerdings weiter. Über eine Anklage werde demnächst entschieden, zitiert die Zeitung "Kurier" gut informierte Kreise.
Die Frau wurde nach eigener Aussage am 1. Dezember in der Tiefgarage eines Hotels in Dubai vergewaltigt. Als Reaktion auf ihre Anzeige begannen die Behörden allerdings, gegen die Muslimin wegen außerehelichen Verkehrs und Alkoholkonsums zu ermitteln. Beides ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten strafbar. Die Frau saß drei Tage in Haft und musste ihren Pass abgeben.
Ein Krisenteam reiste nach Dubai
Der Fall galt als erste Bewährungsprobe für den erst 27 Jahre alten Außenminister, der im Dezember sein Amt angetreten hat. Kurz entsandte ein Krisenteam unter Leitung seines höchsten Beamten nach Dubai, das mit den Behörden vor Ort verhandelte. "In Gesprächen ist erreicht worden, dass die Ausreise der Österreicherin ermöglicht wurde", teilte das Ministerium mit, ohne Details zu nennen.
Der Vorgang erinnert an den der Norwegerin Marte Deborah Dalelv. Die 24-Jährige wurde 2013 von einem Gericht in Dubai zu einer Haftstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt. Auch sie hatte eine Vergewaltigung angezeigt, wurde aber wegen Alkoholmissbrauchs und außerehelichen Geschlechtsverkehrs inhaftiert - kurz darauf allerdings begnadigt.
Viele Touristinnen von frauenfeindlichen Gesetzen bedroht
Der Fall der Wienerin hatte viele Unterstützer auf den Plan gerufen: Ein Online-Aufruf an die Adresse von Kurz, sich für die Frau einzusetzen, war bis Donnerstagabend von mehr als 262.000 Menschen unterzeichnet worden. Christoph Schott, der Kampagnenleiter des Online-Netzwerks Avaaz, sagte am Freitag, Kurz habe als jüngster Außenminister seine erste Bewährungsprobe bestanden. "Aber er kann sich noch lange nicht zurücklehnen." Viele Touristinnen seien von den dortigen frauenfeindlichen Gesetzen bedroht. Es gelte, den Druck auf die Emirate aufrechtzuerhalten, damit Vergewaltigungsopfer geschützt und nicht strafrechtlich verfolgt würden. (dpa)