Düsseldorf. Freizeitspaß oder Grenzerfahrung? Taucher bewegen sich bei ihrem Sport in einer lebensfeindlichen Umgebung. Niemand würde ohne Ausrüstung lange unter Wasser überleben. Doch ebenso wichtig wie die Technik ist eine solide Ausbildung. Denn wer weiß, was er tut, kann unvergessliche Erfahrungen machen.

Am Anfang fühlt es sich noch seltsam an. Der Kopf sinkt unter Wasser, es geht hinab, in die Tiefe. Es zischt, und Luft strömt aus der Pressluftflasche durch verschiedene Stufen der Druckminderung in ein Mundstück und von dort in die Lunge des Tauchers. Mit diesem ersten Atemzug öffnet sich die Tür zu einer neuen Welt. Denn wer tauchen kann, entdeckt Gegenden, die den meisten Menschen verborgen bleiben.

Der erste Schritt

Wer das Tauchen einmal ausprobieren möchte, kann sich für ein „Schnupper-Tauchen“ anmelden. In der Regel finden solche Kennenlern-Aktionen, bei denen Anfänger zum ersten Mal mit Ausrüstung abtauchen, im Schwimmbad statt. Abenteuerlustige gehen mit einem Tauchlehrer direkt ins Freiwasser. Organisiert wird das Schnupper-Tauchen von örtlichen Tauchgeschäften oder Tauchvereinen. Adressen sind auf den Internetseiten der Ausbildungsverbände zu finden.

Der Tauchschein

Taucher brauchen einen Tauchschein. Um diesen zu bekommen, muss zunächst Theorie gepaukt werden, danach steht Praxis-Training im Pool und im See oder im Meer auf dem Lehrplan. Im Zweifel klärt ein Tauchmediziner im Einzelfall, ob jemand tauchen darf oder nicht. Wie lange die Ausbildung dauert, hängt von den Fertigkeiten des Schülers und dem Terminkalender des Ausbilders ab. An manchen Ferienorten wird mit dem Motto „Lernen Sie Tauchen in nur drei Tagen“ geworben. Bei solchen Angeboten absolvieren die Teilnehmer den Theorie-Unterricht zumeist vor dem Urlaub im Internet. Die Preise für die Ausbildung schwanken. Einplanen sollte man um die 300 Euro.

Ausbildung: PADI

Marktführer im Bereich der Tauchausbildung ist der 1966 gegründete US-Verband „PADI“ (Professional Association of Diving Instructors). 21 Millionen Taucher weltweit haben einen PADI-Tauchschein in der Tasche. Das Unternehmen ist in 180 Ländern aktiv und will den Tauchsport weiter als Spaß-Marke etablieren. „Die Botschaft soll sein: Tauchen ist locker, Tauchen ist cool, Tauchen ist ein Sport für die ganze Familie“, sagt PADI-Sprecherin Sylvia Ross.

Die faszinierende Unterwasserwelt erleben.
Die faszinierende Unterwasserwelt erleben. © Getty

Das Unternehmen hat in Deutschland momentan besonders die um die 30-Jährigen im Visier. In dieser Altersgruppe verzeichnet PADI die größten Zuwächse. Um die jungen Leute an sich zu binden, investiert der Verband Millionen in die Werbung: Social-Media-Kampagnen, Youtube-Kanäle, Apps fürs Smartphone. Info: www.padi.com

Senkrecht-Starter: SSI

Es heißt, Konkurrenz belebt das Geschäft. Und der Tauchverband „SSI“ (Scuba Schools International) ist angetreten, um dem Platzhirsch PADI Marktanteile abzuluchsen. Der 1970 in den USA gegründete Verband ist seit zehn Jahren auf Expansionskurs in Europa.

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Im Wesentlichen unterscheidet sich die Ausbildung kaum vom Mitbewerber PADI. Bei beiden ist die Qualität hoch. Hardliner kritisieren bei beiden Verbänden jedoch die kommerzielle Ausrichtung der Ausbildung. Zertifiziert wird jeweils schrittweise in Modulform, jedes Modul kostet extra: Schließt ein Taucher Stufe eins ab, kann er mit Stufe zwei weitermachen. Danach folgt Stufe drei. Und so weiter. Vorteil ist, die Ausbildung nach PADI- oder SSI-Standards wird weltweit anerkannt. Infos: www.divessi.com

Deutsche Gründlichkeit: VDST

1954 wurde der VDST (Verband deutscher Sporttaucher) gegründet. Heute sind ihm bundesweit etwa 900 Vereine angeschlossen, er zählt rund 80 000 Mitglieder. Da die Ausbildung in der Regel im Verein stattfinde, hätten die Schüler einige Vorteile: „Sie können sich Zeit lassen, der Druck ist geringer“, sagt VDST-Ausbildungschef Theo Konken. Obendrein sei die Ausbildung günstiger als bei den kommerziell orientierten Verbänden. „Und wer in deutschen Gewässern tauchen lernt, kommt überall zurecht“, sagt Konken angesichts der oft widrigen Bedingungen in Baggersee, Talsperre und Co. Unterm Strich, so Konken, seien die Richtlinien für die Ausbildung beim VDST „etwas strenger“ als bei anderen Verbänden – was sich aber letztlich wieder positiv niederschlage, da ein ordentlich ausgebildeter Taucher ein besserer Taucher sei. Infos: www.vdst.de

Tauchreviere in Nordrhein-Westfalen

Wer tauchen möchte, muss nicht gleich in ferne Länder reisen. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es viele Gewässer, die für Unterwassersportler freigegeben sind. Eine kurze Übersicht.

Niederrhein

Auesee, Wesel: Zu entdecken sind im größten Baggersee NRWs unter anderem ein kleines Schiffswrack und ein versunkener Wald. Um die tiefste Stelle von 17 Metern zu erreichen, muss man schon etwas suchen. Info: www.wesel.de
Goch Ness, Kessel (Kreis Kleve): Getaucht wird in einem ehemaligen Baggersee. Es geht runter bis auf 27 Meter. Die Sichtweiten schwanken zuweilen: Mal ist es top, mal sieht man kaum die Hand vor Augen. Fische und Unterwasser-Bewuchs gibt es reichlich. Sehenswert: Die Tauchbasis schwebt auf einem XXL-Ponton direkt auf dem Wasser. Info: www.sams-diving.de
Nord- und Südsee, Xanten: Nord- und Südsee sind zwei durch einen Kanal verbundene Baggerseen. Die Maximaltiefe liegt bei 15 Metern. Das macht die Gewässer ideal für Einsteiger. Interessant: Es gibt einen Unterwasser-Skulpturen-Park. Info: www.f-z-x.de

Ruhrgebiet

Ruhr, Essen: Flusstauchen ist nichts für Anfänger und eine Sondergenehmigung ist erforderlich. Um mit der Strömung des Flusses zurecht zu kommen, braucht es Erfahrung. Wer sich in die Fluten wagt, erlebt eine Reise in die Vergangenheit der Stadt. Die Weltkriege haben Spuren hinterlassen. Info: www.dive-in-essen.de
Tauchcenter Nullzeit, Duisburg: Einst ein Trinkwasserspeicher, heute ein El Dorado für Taucher. Tief ist das künstliche Gewässer nicht, dafür aber liebevoll mit Sehenswürdigkeiten ausgestattet: zu sehen sind unter anderem ein Piratenschiff, ein Kirchraum, ein Friedhof und eine versunkene Einkaufsstraße. Info: www.tauchcenter-nullzeit.de
Tauchrevier Gasometer, Duisburg: Der Tauch-Gasometer im Duisburger Landschaftspark ist einer der taucherischen Höhepunkte im Revier: Das künstlich geschaffene Tauchgebiet ist 13 Meter tief, misst 45 Meter im Durchmesser und fasst 21 Millionen Liter Wasser – und es gibt reichlich Unterwasser-Sehenswürdigkeiten. Info: www.tauchrevier-gasometer.de

Sauerland

Biggesee, Attendorn: Gleich zwei Tauchgebiete locken an den Biggesee. An der „Weuste“ gibt es Überreste der Grundmauern von Häusern zu sehen, die beim Talsperren-Bau in den Fluten verschwunden sind. Und am „Kraghammer Sattel“ geht es tief hinab: Erst in 42 Metern Tiefe erreichen fortgeschrittene Taucher den Grund. Info: www.tauchschule-biggesee.de
Möhnesee, Delecke: Getaucht wird in einem ehemaligen Steinbruch. Besonders in den Sommermonaten gibt es viel Fisch zu sehen. Die Sichtweiten variieren – zwischen null und zehn Meter. Höhepunkt ist ein versunkener Baum in etwa 20 Metern Tiefe. Info: www.prodive.de
Sorpesee, Sundern: An der Sorpetalsperre gibt es zwei Tauchplätze – einen für die Sommermonate und einen, der nur im Winter geöffnet ist. Besonders letzterer ist sehr beliebt: Parallel zum Ufer verläuft eine Steilwand. Sie fällt bis auf etwa 35 Meter ab. Die Sichtweiten sind häufig gut. Info: www.tauchschule-sorpesee.de