Berlin. . An diesem Samstag, 18. Januar, läuft die finale Folge der im Jahr 1995 gestarteten Krimireihe Stubbe. Im Gespräch verrät Wolfgang Stumph, ob er seinem Alter Ego nachtrauert und in welche Rolle er demnächst schlüpfen wird.
An diesem Samstagabend ist Schluss: Kommissar Stubbe geht in Rente, nach 50 Folgen und fast 20 Jahren. "Mordfall Maria" ist der Titel der letzten Folge der ZDF-Krimireihe "Stubbe - von Fall zu Fall" (20.15 Uhr, ZDF) Die Entscheidung ist endgültig – Schauspieler Wolfgang Stumph will keine Fortsetzung – und auch kein Comeback seines Ermittlers als Pensionär. Ende des Monats wird Stumph 68 Jahre alt und hat längst neue Pläne. Ob er was verrät?
Beim Interview in Berlin dreht er den Spieß jedenfalls erst einmal um. „Woher kommen Sie?“ fragt er. „Aus Dortmund.“ Da strahlt er übers ganze Gesicht.
Gute Erinnerungen ans Revier?
Wolfgang Stumph: Mensch, da habe ich doch meine halbe Kindheit verbracht! Bis zum Mauerbau 1961 bin ich in allen Sommerferien acht Wochen zu meinen Tanten in Herne, Wanne-Eickel und in Schwerte gefahren. Meine Mutter und ich waren ja nach dem Krieg als einzige im Osten Deutschlands hängen geblieben, der Rest der Familie ist weiter in den Westen gezogen. Nach dem Mauerbau ist die Verwandtschaft dann immer zu uns nach Dresden gekommen, und da konnten wir uns mit Holzkunst aus dem Erzgebirge oder mit Dresdner Weihnachtsstollen revanchieren…
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Und? Wie fand das Schulkind Wolfgang den Westen?
Stumph: Ach, mit zunehmendem Alter anders als erwartet. Da ist keiner im Reichtum geschwommen. Meine Verwandten, das waren Bergarbeiter und Bergarbeiterfrauen. Einer war Fleischer, der sich gerade sein Geschäft aufbaute. Leute, die knochenhart gearbeitet haben. Wenn sie dann zu Besuch in Dresden waren und wir im Restaurant ein paar Flaschen Rotkäppchensekt bestellt haben, war ja nicht so teuer im Osten, dann war das Luxus für sie. Lag aber auch an dem nicht vergleichbaren Preisgefüge.
Stubbe ist ja auch so ein Grenzgänger zwischen Ost und West. Samstagabend ist endgültig Schluss damit, auf Ihren Wunsch. Bereuen Sie es?
Stumph: Nein! Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, aber es war richtig. Schon, weil ich bestimmte Themen nicht im Krimi unterbringen kann, die mir noch auf der Seele brennen.
Was denn?
Stumph: Der nächste Film hat als Hauptfigur einen Kampfmittelbeseitiger aus Dresden, so alt wie ich, der abgeschoben wird aus seinem Beruf, aber noch nicht loslassen will. Das schmerzt ihn. Er hat sich eingebildet, dass ohne ihn nichts läuft. Und er muss feststellen, dass alles, was er immer zu Seite geschoben hat an Konflikten auf einmal auf den Tisch kommt – auch mit seiner Frau. Themen, die viele in meinem Alter gut kennen. Und die Jüngeren sehen: Das sind die Probleme meiner Eltern oder Großeltern und somit doch auch meine.
Gibt es einen Arbeitstitel?
Stumph: Blindgänger. Und das sind ja nicht immer nur Bomben…
Geht es gut aus?
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Stumph: Das kann ich nicht verraten. Vielleicht nur eins: Es wird, wie eben das Leben so spielt.
Und bei Stubbe? Am Ende der letzten Folge, bleibt ja die Frage offen, wie sein Leben weitergeht. Wissen Sie mehr?
Stumph: Nein, der Film geht in den Köpfen der Zuschauer bestimmt in den unterschiedlichsten Vorstellungen weiter. Friede, Freude, Eierkuchen zum Ende – das mag ich nicht.
Aber es gibt ein Comeback, wir hören noch mal was von Stubbe, oder?
Stumph: Nein!
Sie sind aber hart…!
Stumph: Ich gehe den Leuten doch nicht verloren. Mein Stumph-Sinn, der auch in Stubbe steckt, wird auch in den nächsten Filmen stecken.
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Wie oft sagen die Leute auf der Straße eigentlich Stubbe statt Stumph zu Ihnen?
Stumph: Das sagen ja sogar die Journalisten im Interview manchmal.
Ist Volksschauspieler eigentlich eine Beschimpfung für Sie?
Stumph: Nein. Für wen arbeite ich denn in meinem Beruf sonst? So ein Titel ist eine größere Auszeichnung als mancher Preis. Ich will ja dem Volk aufs Maul schauen und somit auch mir.
Bleibt es dabei: Sie wollen keine kommerzielle Werbung machen?
Stumph: Nö. Das mache ich nicht. Aber für einen guten Zweck halte ich mein Gesicht gerne kostenlos hin.