Dorsten.. Kleine Kandidatin ganz groß. Die erst 14-jährige Sophie Schwerthöffer steht im Finale der RTL-Show „Das Supertalent“. Ihre Eltern hören Chart-Hits, und die Schülerin singt Klassik, genauer: Opern-Arien. Dass es dazu kam, hat eine Menge mit Sophies Oma Inge zu tun.

Natürlich weiß sie schon, was sie singt. Vielleicht zieht sie auch wieder eine sehr kurze Hose an. Nur erzählen darf Sophie Schwerthöffer davon nichts – RTL hat’s ihr verboten, um die Spannung vor dem „Supertalent“-Finale am Samstag hochzuhalten. Nur eines darf Sophie verraten: Sie wird wieder eine Arie vortragen, was sonst.

Sophie ist erst 14, eine Gymnasiastin aus Dorsten, aber sie verfügt über das, was in Castingshows gerne Wiedererkennungswert genannt wird: Sie singt – Opern. Dabei deutete in ihrem Leben lange so gar nichts darauf hin, dass dieses Mädchen mal auf einer Bühne stehen und Stücke wie Puccinis „O Mio Babbino Caro“ schmettern würde.

Explosion des schüchternen Kindes

Denn Sophie kann nicht mal Italienisch. In der Schule lerne sie Latein, da könne sie sich ein bisschen was ableiten, immerhin. Auch kommt sie nicht gerade aus einer Klassik-affinen Familie. „Da bin ich aus der Art geschlagen. Wirklich mögen tun meine Eltern Opern nicht“, sagt Sophie. „Die hören eher Charts.“ Vor allem aber ist die Achtklässlerin keine geborene Rampensau. „Sophie war immer sehr schüchtern“, sagt Oma Inge, und die muss es wissen. Oma Inge hat das Talent ihrer Enkelin nämlich als Erste erkannt, weil die als kleines Kind schon so schön und kräftig sang. „Ich bin kein Fachmann“, räumt Inge Schwerthöffer ein, „aber man hat immer schon gemerkt: Da ist was Besonderes, wenn sie singt.“

Als Sophie sechs Jahre alt war, fasste Oma Inge daher einen Entschluss: Das Mädchen muss gefördert werden. Also fuhr sie ihre Enkelin zum Gesangs- und zum Klavierunterricht, schließlich bekam Sophie ein Stipendium der „Opera School“ in Gelsenkirchen. Die Eltern ahnten zunächst nichts von der Heimlichtuerei. Weshalb es nicht verwundert, wenn Vater Dirk Schwerthöffer zu RTL sagt: „Man fühlt sich im ersten Moment hintergangen. Aber im Nachhinein sind wir der Oma sehr dankbar.“

Mittlerweile hat Sophie den Wettbewerb „Jugend musiziert“ gewonnen, verzückte in Carmen Nebels volkstümlicher ZDF-Show Millionen und steht nun kurz davor, von den RTL-Zuschauern zum „Supertalent“ gewählt zu werden. Chris Seidler, ihre Lehrerin an der Opera School, schwärmt: „Da kann man schon nicht mehr von Entwicklung sprechen, das war eine Explosion.“

Auf Facebook schreiben Wildfremde, wie toll Sophie ist

Seit Sophie regelmäßig im Fernsehen ist, hat sich ihr Leben ziemlich verändert. Sie bekommt jetzt Fanpost, auf Facebook schreiben Wildfremde, wie toll sie sei. Für eine Schülerin, die gerade erst 14 geworden ist, ziemlich viel Ruhm. Neulich kam ein Junge aus ihrer Jahrgangsstufe zu ihr und zeigte ihr seinen Arm. „Sophie – das Supertalent“ hatte er drauf geschrieben. „Ich habe gedacht: Hammer! Das hat noch nie einer für mich gemacht.“

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Kritiker der schwächelnden Dieter-Bohlen-Sendung werfen schon seit dem Start der ersten Staffel 2007 die Frage auf, ob es vertretbar ist, Kinder in einer Liveshow gegeneinander antreten zu lassen. Wenn Sophie in Hot Pants singen soll, mag sie das nicht hinterfragen. Ihre Familie hofft indes, dass sich ihr Leben nicht ändert. Sophie solle „Kind bleiben“, mit ihren Freunden ab und zu „in die Zappelbude rein“, wie Oma Inge formuliert. Die Schule habe Priorität, hinter der Bühne steht immer ihr Tornister, damit sie in ruhigen Momenten Hausaufgaben machen kann. Sophies Ziel steht aber fest: Sie will Opernsängerin werden.

Wie sie ihre Chancen einschätzt, Samstag tatsächlich zu gewinnen? So richtig fest glaubt Sophie nicht dran. „Egal, was passiert, das Leben geht weiter.“ Nur womöglich ohne Fanpost. Montag muss sie wieder in die Schule – und erstmal eine Mathearbeit nachschreiben. „Darauf“, sagt Sophie und lässt Sinn für Ironie erkennen, „darauf freue ich mich schon.“