Moskau. Mit der olympischen Fackel an Bord ist eine Sojus-Rakete zur Internationalen Raumstation ISS geflogen. Die Kapsel mit drei Raumfahrern an Bord dockte am Donnerstag an die ISS an, wie die russische Bodenkontrolle mitteilte. Am Samstag soll die Fackel, die aus Sicherheitsgründen nicht brennt, auf einen Weltraumspaziergang mitgenommen werden.

Bis zu den Sternen lässt Russland die olympische Flamme fliegen – jedenfalls symbolisch. Für einen Fackellauf der Superlative vor den Winterspielen 2014 in Sotschi scheut die Führung in Moskau weder Weg noch Kosten.

Gestern Morgen haben die Russen eine Fackel ins All geschickt. "Von dieser Sekunde an kann man mutig erklären", kommentiert der staatliche Fernsehsender Perwy Kanal, "dass die Staffel des Hauptsymbols der Spiele in Sotschi wahrhaft kosmische Dimensionen angenommen hat."

Bei blauem Himmel und 13 Grad hob das Raumschiff vom Weltraumbahnhof Baikonur ab. "Erfolg! Wow, diese Rakete ins All starten zu sehen, gehört zu den spannendsten drei Dingen, die ich je gesehen habe!", jubelt bei Twitter der deutsche Raumfahrer Alexander Gerst, der 2014 zur ISS fliegen soll.

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Kosmonaut Michail Tjurin trug die Fackel in die ISS

Die Raumfähre "Sojus TMA-11M" transportierte das 1,8 Kilo schwere Aluminiumhorn zur Internationalen Weltraumstation. Die Sojus erreichte ihr Ziel etwas mehr als sechs Stunden nach dem Start. Etwas später betrat der strahlende Kosmonaut Michail Tjurin mit der Fackel in der Hand die ISS, gefolgt von seinen Kollegen, dem Japaner Koichi Wakata und dem US-Astronauten Rick Mastracchio.

Die Raumfahrer reichten sich untereinander die Fackel weiter, Tjurin ließ dabei aus Spaß den Stab los, um ihn in der Schwerelosigkeit einmal um die eigene Achse drehen zu lassen. Über Mikrofon hatten die Drei zudem Gelegenheit, mit ihren Familien im Raumfahrtzentrum zu sprechen, wie im russischen Fernsehen zu sehen war.

Sie wird fünf Tage im Orbit kreisen

Insgesamt wird die Fackel fünf Tage im Orbit kreisen. Am Samstag sollen sie zwei weitere russische Kosmonauten für mehrere Stunden zu einem epochalen Weltraumspaziergang ins offene All hinaustragen. "Das wird keine Kopie sein, sondern genau solch eine Fackel wie bei der Olympiade", frohlockt Wladimir Dawydow, stellvertretender Chef der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos. Was bei einer Stückzahl von insgesamt 14.000 Fackeln, die für die Staffel produziert wurden, allerdings nicht erstaunt. Zudem hat der Triumph einen gewaltigen Pferdefuß. Die Fackel wird ohne olympische Flamme in den Kosmos fliegen, weil, so Dawydow, die Sicherheitsvorschriften der Internationalen Weltraumstation offenes Feuer verbieten.

Und die Flamme würde bei der Stippvisite im luftleeren Raum sofort erlöschen. "Dazu kommen enorme Fluggeschwindigkeiten", erläutert Igor Marinin, Chefredakteur der Fachzeitschrift Nowosti Kosmonawtiki, unserer Zeitung. "Theoretisch ist es möglich, eine brennende Fackel ins All zu transportieren. Aber sie bräuchte ein eigenes Ventilationssystem und eine eigene Sauerstoffversorgung, ein technisch kompliziertes und sehr teures Projekt."

Die Feder des Feuervogels

Es hilft auch nichts, dass die Designer die Fackel als Feder des Feuervogels konzipiert haben. Das Gefieder dieses mythischen Geschöpfes lodert in russischen Sagen wie brennendes Feuer. Aber eine Fackel ohne olympisches Feuer hat auch Vorzüge: Schon auf ihrem irdischen Staffellauf ist die olympische Flamme nach Angaben russischer Blogger mindestens sieben Mal erloschen, diese Panne wird sich im All nicht wiederholen.

Sowohl Roskosmos wie das russische Olympische Komitee schweigen geheimnisvoll, ob und wie die Kosmonauten die Fackel im offenen All doch zum Leuchten bringen sollen. "Haben die Russen all ihre Stabtaschenlampen gefressen?", fragt ein Nutzer des ukrainischen Nachrichtenportals korrespondent.net höhnisch.