Rom. Der Flüchtlingsstrom will nicht abreißen: Insgesamt 450 Menschen sind am Dienstag von Booten im Mittelmeer gerettet worden, auf Sizilien wurde der Notstand ausgerufen. Erst am Montag hatte die italienische Regierung eine neue Überwachungs-Mission für das Mittelmeer beschlossen.
Bei Rettungsaktionen im südlichen Mittelmeer sind am Dienstag fast 450 Bootsflüchtlinge in Sicherheit gebracht worden. Die italienische Marine nahm nach eigenen Angaben 290 Migranten nahe der Insel Lampedusa auf, weitere Menschen wurden von Frachtschiffen gerettet. Wegen der steigenden Zahl von Ankömmlingen erklärte die Insel Sizilien den Notstand.
Die italienische Marine war mit fünf Schiffen in den südlichen Gewässern im Einsatz. Den Angaben zufolge retteten die Besatzungen gemeinsam mit der Küstenwache etwa hundert Kilometer südlich der Insel Lampedusa 80 Einwanderer in Seenot. Unweit davon sei eine weitere Gruppe von 210 Flüchtlingen an Bord geholt worden.
80 Menschen auf einem großen Floß
Ein italienisches Frachtschiff half außerdem der griechischen Küstenwache bei der Rettung von 73 Syrern. Diese saßen auf einer Yacht im Ionischen Meer fest, weil dem Schiff der Treibstoff ausgegangen war. Die Flüchtlinge, unter ihnen elf Frauen und 18 Kinder, wurden nach Angaben der Hafenwacht unversehrt in Kalamata an Land gebracht.
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Rund 80 weitere Menschen wurden in libyschen Gewässern von einem großen Floß gerettet. Ein panamaisches Handelsschiff brachte sie nach Sizilien.
Die Insel rief wegen der wachsenden Zahl eintreffender Flüchtlinge den Notstand aus. Dadurch könnten Maßnahmen zum Umgang mit dem Ansturm beschleunigt werden, erklärte Gouverneur Rosario Crocetta.
17 Ägypter festgenommen
Der italienische Grenzschutz teilte am Dienstag außerdem mit, nach der Anlandung von Flüchtlingen in der süditalienischen Region Kalabrien am Sonntag seien ein Schiff beschlagnahmt und 17 Besatzungsmitglieder festgenommen worden. Bei ihnen handele es sich wahrscheinlich um Ägypter.
Am Montag hatte die italienische Regierung eine neue Überwachungs-Mission für das Mittelmeer beschlossen. Dabei werden zusätzliche militärische und zivile Schiffe und Flugzeuge eingesetzt, um - wie es offiziell heißt - in Seenot geratene Flüchtlinge zu retten und Menschenschmuggler abzuschrecken. Vorgesehen ist auch der Einsatz von Drohnen, Kriegsschiffen, Hubschraubern und moderner Nachtsichtausrüstung.
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Dieses Jahr wohl bereits 32.000 Flüchtlinge in Italien und Malta
Am 3. Oktober waren bei einer Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa mindestens 360 Menschen aus Afrika ums Leben gekommen. Nur 155 der geschätzt rund 550 Bootsinsassen konnten gerettet werden. Die Tragödie hatte eine neuerliche Debatte über die umstrittene Flüchtlingspolitik der Europäischen Union befeuert und Italien abermals dazu veranlasst, mehr Unterstützung durch andere EU-Länder anzufordern.
Nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind in diesem Jahr bereits rund 32.000 Flüchtlinge in Italien und Malta eingetroffen. Viele von ihnen stammen aus Eritrea, Somalia und Syrien. (afp)