Valletta. “Sie haben unser Geld, unsere Nieren, unsere Lebern gefordert. Als niemand ihnen etwas gab, haben sie auf uns geschossen“: Überlebende des Bootsunglücks im Mittelmeer berichten, sie seien von libyschen Milizionären beschossen worden. Libyen bestreitet die Vorwürfe.

Die Überlebenden des neuerlichen
Bootsunglücks im Mittelmeer sind nach eigenen Worten von libyschen Milizionäre
beschossen worden. Nach dem Ablegen von der libyschen Küste seien sie
stundenlang von libyschen Milizionären in Booten verfolgt worden, die plötzlich
geschossen hätten, berichteten Überlebende am Sonntag. Dabei sei ihr
Schlauchboot getroffen worden und allmählich voll Wasser gelaufen. Die Zahl der
geborgenen Todesopfer stieg auf 36.

Einer der Überlebenden, Mohammed, berichtete, über vier bis fünf
Stunden seien Milizionäre aus Libyen ihrem Boot gefolgt. Plötzlich hätten sie
das Feuer eröffnet, zwei Flüchtlinge seien verletzt worden. Die 25-jährige
Libanesin Aisha stützte seinen Bericht: "Die Milizionäre haben uns mit ihren
Booten über fünf Stunden verfolgt. Dann haben sie auf uns gezielt und unser
Geld, unsere Nieren, unsere Lebern gefordert. Als niemand ihnen etwas gab, haben
sie auf uns geschossen und zwei von uns verletzt."

Libyen weist die Vorwürfe zurück

Libyen weist die Vorwürfe zurück, wonach das Militär des nordafrikanischen Landes
auf ein Flüchtlingsboot geschossen hat. Ministerpräsident Ali Seidan betonte am
Sonntag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem maltesischen
Amtskollegen Joseph Muscat in Tripolis, man gehe den Vorwürfen nach. Nach ersten
Erkenntnissen seien die Anschuldigungen jedoch falsch.

Italienische Medien berichteten über einen Streit zwischen
Schlepperbanden, die im Geschäft mit Flüchtlingen gegeneinander konkurrierten.
Das Boot war am Freitagabend südlich von Malta und der italienischen Lampedusa
gekentert. Italienische und maltesische Schiffe retteten mehr als 200
Passagiere. Wieviele Insassen in dem Boot waren, ist noch unklar - die Zahlen
schwanken zwischen 270 und 400.

Schiffsunglück vor Lampedusa

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Bei einem Schiffsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa sind Dutzende Flüchtlinge ums Leben gekommen.
Bei einem Schiffsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa sind Dutzende Flüchtlinge ums Leben gekommen. © dpa | dpa
Bei einem Schiffsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa sind Dutzende Flüchtlinge ums Leben gekommen.
Bei einem Schiffsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa sind Dutzende Flüchtlinge ums Leben gekommen. © dpa | dpa
Bei einem Schiffsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa sind Dutzende Flüchtlinge ums Leben gekommen.
Bei einem Schiffsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa sind Dutzende Flüchtlinge ums Leben gekommen. © AFP | AFP
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Bei einem Schiffsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa sind Dutzende Flüchtlinge ums Leben gekommen. © AFP | AFP
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EU diskutiert über Flüchtlingspolitik

Erst am 3. Oktober waren bei einer Flüchtlingskatastrophe vor
Lampedusa mehr als 300 Menschen aus Afrika ums Leben gekommen. Nur 155 der
geschätzt rund 500 Bootsinsassen konnten gerettet werden. Seit dem Unglück wird
in der EU heftig über die europäische Flüchtlingspolitik diskutiert.

Italienische und maltesische Küstenwacheschiffe halfen am Sonntag
weiteren in Seenot geratenen Flüchtlingsbooten. Berichten zufolge wurden 386
Menschen von zwei Schiffen nach Pozzallo auf Sizilien gebracht. Rund hundert
weitere Flüchtlinge wurden nach Valletta auf Malta gebracht. Boote der
Küstenwache kamen zudem rund 200 Flüchtlingen zur Hilfe, die in der Nacht im
italienischen Reggio Calabria an Land gehen sollten.

Der libysche Regierungschef Ali Seidan kündigte derweil ein
entschlossenes Vorgehen gegen illegale Einwanderer zu. "Wir sind fest
entschlossen, uns mit diesem Problem auseinander zu setzen", sagte Seidan am
Sonntag nach einem Treffen mit Maltas Regierungschef Joseph Muscat in Tripolis.
Er habe die EU bereits um Unterstützung gebeten, fügte Seidan hinzu. Neben
Ausrüstung und Schulungen wäre auch ein Zugang zu europäischer Satellitentechnik
eine "große Hilfe", um die libyschen See- und Landgrenzen besser überwachen zu
können. (dpa/afp)