Berlin. Bei einer weltweiten Aktion hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace am Samstag für die Freilassung ihrer in Russland inhaftierten Kollegen protestiert. Die Aktivisten waren Mitte September bei einer Protestaktion gegen Ölbohrungen des russischen Ölkonzerns Gazprom in der Arktis festgenommen worden. Seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft.

Tausende Unterstützter der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben am Samstag weltweit für die Freilassung der in Russland inhaftierten Aktivisten demonstriert. In Deutschland wurden laut Greenpeace in etwa 45 Städten Kundgebungen organisiert. In London schlossen sich Prominente wie Schauspieler Jude Law, Sänger Damon Albarn und Designerin Vivienne Westwood dem Protest an. Die russische Regierung zeigte sich unbeeindruckt vom wachsenden internationalen Druck.

In Deutschland gab es Proteste unter anderem in Berlin und Hamburg. Etwa 1000 Demonstranten machten ihrem Unmut vor der russischen Botschaft in Den Haag Luft, 1300 Greenpeace-Unterstützer protestierten in Helsinki. Auf der Pariser Place de la République wurde ein großes Banner zur Unterstützung der Inhaftierten entrollt.

In London zogen rund 1000 Menschen vor die russische Botschaft. Schauspieler Law setzte sich für die Freilassung seines Freundes Frank Hewetson ein, der mit 29 weiteren Besatzungsmitgliedern des Greenpeace-Eisbrechers "Arctic Sunrise" im russischen Murmansk in Untersuchungshaft sitzt. Den Vorwurf der Piraterie nannte Law "lächerlich". Vielmehr seien die Bohrungen in der Arktis, auf die die Aktivisten aufmerksam gemacht hätten, "ein internationales Problem".

Demonstrationen auch in Hongkong, Moskau und Washington

In Hongkong verlangten hunderte Menschen die Freilassung der Inhaftierten. Im Moskauer Gorki-Park kam eine kleine Gruppe von Aktivisten zusammen, die Fotos ihrer inhaftierten Mitstreiter hochhielten. Auch aus Brasilien und Südafrika wurden Demonstrationen gemeldet. Eine Kundgebung vor dem Russischen Zentrum für Wissenschaft und Kultur in Washington bildete den Abschluss des Protesttags.

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Die russische Justiz hatte die 30 Umweltschützer aus 18 Ländern nach einer Protestaktion in der Arktis wegen "bandenmäßiger Piraterie" festgenommen und angeklagt. Sie hatten Mitte September versucht, eine russische Bohrinsel zu entern, um auf Umweltrisiken durch die Gas- und Ölförderung in dem Gebiet aufmerksam zu machen. Bei einer Verurteilung drohen ihnen bis zu 15 Jahre Haft. Die "Arctic Sunrise" fuhr unter niederländischer Flagge.

Die russische Regierung wies die Kritik am Umgang mit den Umweltschützern am Samstag zurück. Die Geschehnisse rund um die "Arctic Sunrise" seien eine "reine Provokation", sagte Vize-Außenminister Alexej Meschkow der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Russland habe Den Haag mehrfach gewarnt und gefordert, "die Aktionen des Schiffes zu verbieten", sagte Meschkow.

Niederlande wollen juristisch gegen Russland vorgehen

Die niederländische Regierung hatte am Freitag mitgeteilt, juristisch gegen Russland vorzugehen. Das Aufbringen des Greenpeace-Eisbrechers sei "illegal" gewesen und die Besatzung müsse freigelassen werden, schrieb Außenminister Frans Timmermans in einem Brief an die Abgeordneten in Den Haag. Es sei ein Schiedsverfahren auf Grundlage des UN-Seerechtsübereinkommens eingeleitet worden.

Wenn es in den kommenden zwei Wochen keine ausreichenden Fortschritte gebe, könnten vom Internationalen Seegerichtshof "vorläufige Maßnahmen" zur Freilassung der Umweltschützer verlangt werden, schrieb Timmermans.

Während das US-Außenministerium erklärte, den Vorfall "sehr genau zu beobachten", forderte Australien Aufklärung über die Inhaftierung der Aktivisten. Ihre Regierung wolle wissen, ob der "sehr schwerwiegende" Piraterie-Vorwurf gegen die Umweltschützer "angemessen" sei, sagte Außenministerin Julie Bishop am Freitag nach einem Gespräch mit einem weiteren russischen Vize-Außenminister, Igor Morgulow, am Rande eines asiatisch-pazifischen Gipfeltreffens auf der indonesischen Insel Bali. Sie habe auf ein "faires Gerichtsverfahren" gedrängt, sagte Bishop. Unter den Inhaftierten ist der Australier Colin Russell. (afp/dpa)