Moskau. Die weltweiten Proteste gegen das Vorgehen der russischen Behörden scheinen zu verpuffen. In Murmansk hat ein Gericht nun gegen zwei der Greenpeace-Aktivisten Anklage erhoben. Der Vorwurf: schwere Piraterie. Mögliche Haftstrafe:15 Jahre. Auch den übrigen Umweltschützer droht das gleiche Schicksal.
Nach dem Greenpeace-Protest gegen Ölbohrungen in der Arktis hat die russische Justiz nun offiziell mindestens zwei der insgesamt 30 Inhaftierten wegen bandenmäßiger Piraterie angeklagt. Dafür sieht das russische Gesetz bis zu 15 Jahre Haft vor. Die Umweltorganisation wies die Vorwürfe am Mittwoch als "unzutreffend, unbegründet und illegal" zurück.
Greenpeace-Direktor Kumi Naidoo sprach in einer Mitteilung von der "schwersten Bedrohung des friedlichen Umweltprotests" seit der Versenkung des Aktionsschiffs "Rainbow Warrior" in Auckland 1985 durch französische Geheimagenten.
Aktivisten sitzen seit Tagen in Untersuchungshaft
Als erstes sei vor einem Gericht in der Hafenstadt Murmansk im Fall der brasilianischen Aktivistin Ana Paula Alminhana Maciel sowie des britischen Videoreporters Kieron Bryan entschieden worden, teilte Greenpeace mit. Bryan sollte die Protestfahrt des Aktionsschiffs "Arctic Sunrise" im Nordpolarmeer dokumentieren.
Erwartet wurde, dass auch die übrigen 28 Menschen an Bord der "Arctic Sunrise" noch am Mittwoch offiziell angeklagt würden. Sie sitzen seit einigen Tagen in Untersuchungshaft. Deutsche waren nicht dabei. Die Bundesrepublik hatte sich besorgt über das russische Vorgehen gegen die Greenpeace-Leute gezeigt.
Umweltschützer sehen Tier- und Pflanzenwelt der Arktis gefährdet
Russische Sicherheitskräfte hatten das Schiff vor knapp zwei Wochen geentert und nach Murmansk geschleppt. Zuvor hatten Aktivisten versucht, auf die Ölplattform "Priraslomnaja" des Staatskonzerns Gazprom in der Petschorasee zu gelangen. Nach eigenen Angaben wollten sie dort ein Transparent befestigen. Die Umweltschützer werfen Gazprom vor, mit Bohrungen das Ökosystem der äußerst sensiblen Arktis mit einzigartiger Tier- und Pflanzenwelt zu gefährden. (dpa)