Tokio. Sie ist klein, intelligent und kostengünstig: Japan hat eine neue, selbstentwickelte Trägerrakete ins Weltall befördert. Sie brachte am Samstag ein Teleskop zur Beobachtung des Sonnensystems ins Weltall. Die Rakete gilt als ein Hoffnungsträger im weltweiten Raketengeschäft.

Japan ist mit dem Start einer leichten und intelligenten Rakete ein großer Sprung in seiner Raumfahrtgeschichte gelungen. Die Feststoffträgerrakete "Epsilon" hob am Samstag mit einem Teleskop zur Planetenerforschung an Bord vom Weltraumbahnhof Uchinoura ab, wie Japans Weltraumbehörde Jaxa mitteilte. Es ist der erste neuartige Raketentyp Japans seit zwölf Jahren. Branchenbeobachter halten es für möglich, dass "Epsilon" neue Maßstäbe im globalen Raketengeschäft setzt.

Der gelungene Start der Rakete sei ein Ausweis der "hohen Zuverlässigkeit von Japans Weltraum-Technologie", sagte Ministerpräsident Shinzo Abe in einer Stellungnahme. Der Jungfernflug war ursprünglich Ende August vorgesehen. Ein Computer hatte jedoch eine falsche Positionierung der Rakete angezeigt, weshalb der Start nur 19 Sekunden vor dem Abheben automatisch gestoppt wurde. Später stellte sich jedoch heraus, dass die Position richtig gewesen war.

"Epsilon" ist leichter und und billiger als andere Raketentypen

Die dreistufige Trägerrakete "Epsilon" ist nicht nur leichter, sondern auch kostengünstiger als bisherige Raketentypen. Die Trägerrakete hat eine Länge von 24,4 Metern, einen Durchmesser von 2,6 Metern und wiegt 91 Tonnen. Die Kosten reduzierten die Japaner unter anderem durch vereinfachte Montageprozesse. Außerdem ist "Epsilon" mit künstlicher Intelligenz ausgestattet, womit die Rakete sich selbst überprüfen kann. Auf diese Weise konnten die Japaner die Vorbereitungszeit zwischen der Montage und dem Raketenstart von zuvor sechs auf nur eine Woche reduzieren.

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Dank des Einsatzes von zwei simplen Laptop-Computern gelang der Start zudem mit einem Bruchteil der bisher benötigten Anzahl von Mitarbeitern. Der Raketenstart sei so einfach geworden wie das Bedienen eines Computers, erklärte die Jaxa. Aufgrund der niedrigen Kosten der Rakete sei es möglich, künftig öfter kleine Satelliten ins Weltall zu transportieren.

"Epsilon" brachte das Teleskop "Sprint-A" ins All, das planmäßig in seine Umlaufbahn eintrat. Es soll die Umgebung von Planeten wie Venus, Mars und Jupiter untersuchen. "Sprint-A" steht für Spectroscopic Planet Observatory for Recognition of Interaction of Atmosphere.

Die Rakete hob 15 Minuten später als geplant ab. Grund sei ein Schiffes in der Nähe des Weltraumbahnhofs gewesen, hieß es. Es war der erste Start eines neuen, von Japan entwickelten Raketentyps gewesen seit dem Start der fast doppelt so hohen Rakete H-2A im Jahr 2001. (dpa)