Berlin. . Das TV-Duell – es soll ein Straßenfeger werden. Und es soll Kanzlerin Merkel und ihrem Herausforderer Steinbrück überraschende Antworten entlocken. Aber wie? Die Anspannung der vier Moderatoren ist genauso groß wie die der Duellanten.

Stefan Raab macht sich Sorgen. Fesseln will er die Leute beim Kanzlerduell, vor allem seine eigenen, die jungen Zuschauer von ProSieben. Aber haut das hin, mit Angela Merkel und Peer Steinbrück? „Watte trifft auf Speerspitze“, sagt Raab dazu. Genau das ist das Problem: Vier Moderatoren wollen Merkel aus der Reserve locken – und keiner weiß, wie.

48 Stunden vor dem TV-Duell (Sonntag, 20.30 Uhr) steigt die Nervosität beim Moderatorenquartett und beim Tross der vier Sender. Wenigstens ist das Studio in Berlin-Adlershof schon mal fertig – eine eisblaue Manege für den Zweikampf zwischen Kanzlerin und Kanzlerkandidat. Ein Art Tiergehege ohne Publikum: „Sie denken an Pinguine“, witzelt Raab vor Journalisten, die gekommen sind, um zwei Tage vor dem Duell den Puls der Moderatoren zu messen. „Wir denken ja eher: Pavianfelsen.“

Um 19.15 Uhr wird Peer Steinbrück am Studio ankommen, kurz danach die Kanzlerin. Sie sagen das auch deshalb, damit keiner etwas hineindeuteln kann – nach dem Motto: wer später kommt, hat bessere Nerven. Denn immerhin werden am Sonntagabend mehr als 800 Beobachter in Adlershof sein, um jedes Lidzucken, jede Geste der Duell-Gegner zu notieren. Neben rund 400 Journalisten sind auch Hunderte Politiker, Wahlkampfhelfer und Partei-Promis da. Die CDU hat Uschi Glas, Michael Stich und DJaneMarusha eingeladen, die SPD kommt mit Sängerin Annette Humpe und Ex-Super-Nanny Katharina Saalfrank.

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Der Erwartungsdruck ist hoch: „Es wäre gemein, wenn das Duell genauso langweilig würde wie der Wahlkampf“, sagt ARD-Frau Anne Will. Auch ihre ZDF-Kollegin Maybrit Illner will alles, nur keinen „Angstfußball“, bei dem am Ende ein langweiliges 1:1 heraus kommt. Die Sorge vor 90 Minuten TV-Graubrot ist groß. So groß, dass Stefan Raab vorsichthalber mit seinem anarchischen Charakter droht: „Ich bin ein emotionaler Typ. Es kann auch schon mal sein, dass mir die Pferde durchgehen.“ Anne Will wird sie wieder einfangen müssen: Die beiden Neulinge bilden ein Frage-Team, Maybrit Illner und RTL-Mann Peter Kloeppel das andere. Illner übernimmt die Begrüßung, danach bekommen Merkel und Steinbrück zum Auftakt dieselbe Frage gestellt. Welche, das entscheidet sich möglicherweise kurz zuvor. Etwa dann, wenn die Lage in Syrien eskaliert.

Mit 15 bis 20 Millionen Zuschauer rechnen die Sender. Das Duell soll ein Blockbuster werden, ein Straßenfeger – keine politische Spezialistenrunde. „Der Tiefgang wird sich in Grenzen halten“, ahnt Raab. Seine eigene Wahlentscheidungkönnte es aber wohl beeinflussen: „Mal gucken“, grinst er, „Ich bin durchaus jemand, der gute Leistungen honoriert.“