Washington. . Das heftige Feuer in Kalifornien hat jetzt auch mehrere Ortschaften erreicht. Etwa 5500 Häuser, dazu Hotel, Campingplätze und Einkaufszentren sind von dem Waldbrand bedroht. Mit Sprinkleranlagen sollen die gigantischen Sequoia-Bäume geschützt werden.

Sie gehören zu den hölzernen Wahrzeichen Kaliforniens, die gigantischen Sequoia-Bäume, die nur an den westlichen Ausläufern der Sierra Nevada wachsen, einige davon viele hundert Jahre alt. Seit der Bundesstaat an der amerikanischen Westküste mit dem nach Behördenangaben verheerendsten Waldbrand in seiner Geschichte zu kämpfen hat, in wenigen Tagen fiel eine Fläche von der Größe Chicagos (200 Quadratmeilen) den Flammen zum Opfer, versucht die mit 2700 Einsatzkräften arbeitende Feuerwehr die seltenen Exemplare mit eigens installierten Sprinkler-Anlagen zu schützen. „Der symbolische Wert dieser Bäume ist zu hoch“, sagt Scott Gediman, Sprecher der National Park-Organisation, „es sind die ältesten Exemplare auf diesem Planeten.“

Was Kaliforniens Gouverneur Scott Brown aber noch weit mehr Sorgen macht: Kriegen die Löschtrupps den auf insgesamt 50 000 Hektar wütenden Brand, der am Sonntag rund 300 Kilometer vor San Francisco und 30 Kilometer vor dem Yosemite-Park stand, nicht bald unter Kontrolle, ist die Strom- und Wasserversorgung der Millionen-Metropole an der Bay mit ihren 2,6 Millionen Einwohnern bedroht.

Dabei spielt der Hetch-Hetchy-Stausee im unter Touristen beliebten Yosemite-Park die Hauptrolle. Das riesige Bassin deckt den Löwenanteil der Wasserversorgung San Franciscos ab, cirka 85 %. Er liegt einem wegen des Feuers abgesperrten Gebiet des Parks. Bisher seien erst einzelne Leitungen auf einer Länge von zwölf Meilen betroffen, so Brown gegenüber dem San Francisco Chronicle, „wenn es aber ganz heikel wird, haben wir ein echtes Problem“. Hetch-Hetchy liefert auch den Strom für den Internationalen Flughafen und mehrere große Krankenhäuser in San Francisco.

Auch interessant

Um mehr Hilfe der Zentralregierung zu erhalten, hat der Gouverneur den Notstand ausgerufen. Ein Problem, das in Washington bekannt ist, wo man sich an die Bilder von gewaltigen Rauchsäulen, verkohlten Häusern und wagemutigen Feuerwehrmänner beinahe schon gewöhnt hat. Zwei Milliarden Dollar stellt der Kongress Jahr für Jahr für die Waldbrandbekämpfung zur Verfügung, ohne dass sich wesentliche Verbesserungen eingestellt hätten. Das ist annähernd die Hälfte des Gesamtbudgets aller Forstbehörden.

11 000 Feuerwehrleute und fast eine Million Freiwillige im Einsatz

Derzeit wüten über 50 größere Brände in Idaho, Oregon, Utah, Nevada, Wyoming, Montana and anderen Gegenden der Vereinigten Staaten Wenn das Geld knapp wird, wird der Feuer-Etat überzogen. In aktuellen Fall wurden rund 600 Millionen Dollar umgewidmet, sie waren eigentlich für Aufforstprogramme vorgesehen. Knapp 11 000 Feuerwehrleute stehen allein zur Waldbrandbekämpfung bereit, dazu kommen bis zu eine Million freiwillige Helfer. Ihr Daseinszweck: in mehr als 800 000 Quadratkilometern öffentlichem Wald – mehr als der doppelten Fläche der Bundesrepublik Deutschland – Feuer zu verhindern. Ein Katz-und-Maus-Spiel, das immer öfter kostspielig verloren wird. Auch weil der Mensch nach wie vor oft zu nah an der Natur lebt.

In Kalifornien ist diesmal nicht nur der berühmte Yosemite-Park bedroht, der pro Jahr vier Millionen Besucher anzieht. Das am 17. August im Stanislaus National Park ausgebrochene Feuer hat auch mehrere Ortschaften mit rund 5500 Häusern, dazu Hotel, Campingplätze und kleinere Einkaufszentren „eingekesselt“, wie die Los Angeles Times schreibt. Vergleichsweise harmlos nimmt sich da bisher noch die tatsächliche Schadenbilanz aus: knapp 20 Häuser brannten nieder.

Derzeit, so Daniel Berlant von der kalifornischen Wald-Behörde, seien „höchstens sieben Prozent des Feuers unter Kontrolle“. Auch wegen der langen Dürre-Perioden müsse mit weiterem Flammenfraß gerechnet werden. Die größte Erschwernis stellt die Größe des Flammenmeers dar. „Dieses Feuer erzeugt seine eigenen Winde, das macht es für die Lösch-Crews noch unberechenbarer“, sagt Berlant.