Köln. . Mit gleich drei neuen Serien will der Privatsender RTL sein weibliches Publikum vor dem Bildschirm fesseln. Explodierende Autos und Morde werden zeitweise aus dem Programm verbannt- Ab demnächst gehört der Donnerstag Abend Ärztinnen, Sekretärinnen und geschiedene Fitness-Lehrerinnen.
Achtung, Männer! Nicht dass es hinterher wieder heißt, wir hätten nicht gewarnt. Heute Abend gibt es keine explodierenden Autos bei RTL zu sehen. Es wird auch niemand verhaftet. Und falls doch mal jemand stirbt, war es kein Mord, sondern ein Unfall. Oder er war krank. Denn statt Cobra 11 & Co. gibt es Ärztinnen, Sekretärinnen und geschiedene Fitness-Lehrerinnen. Gleich mit drei neuen Serien will der Sender weibliches Publikum vor dem Bildschirm fesseln.
Man fragt sich manchmal, wer sich eigentlich die Namen ausdenkt bei RTL. „Doc Meets Dorf“ (20.15 Uhr) beispielsweise wird manch reifere Zuschauerin etwas verständnislos zurücklassen. Und eine Hauptdarstellerin namens Fritzi Frühling lässt auf einen feucht-fröhlichen Abend der Drehbuchautoren schließen, ihr Spitzname „Kitty Ketchup“ sogar noch auf Schlimmeres.
Rest der Serie nicht ganz so schlecht
Zum Glück ist der Rest der Serie nicht ganz so übel. Für Frühling (Inez Bjørg David) läuft es nicht gut. Verliert erst den Mann an eine andere, dann den Job und am Ende auch die Erbtante, die ihr ein Haus am Ende der Welt hinterlässt – was in diesem Fall das Dorf Kanada in Brandenburg ist. Fritzi will nur kurz alles regeln, aber wie das so ist im Fernsehen: Man verquatscht sich schnell mal. Und ehe man sich versieht, ist man die neue Landärztin, teilt sich die Praxis mit einer Liebe aus Jugendtagen und das Bett mit dem netten Schreiner von nebenan. Und tritt nebenbei noch in jedes Fettnäpfchen zwischen Hühnerstall und Heuboden. Was die recht schrägen Dorfbewohner nur mäßig witzig finden und vor dem Bildschirm manchmal etwas bemüht wirkt.
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Überhaupt bleibt einem das Lachen oft im Hals stecken. Denn so ganz kann sich „Doc Meets Dorf“ nicht entscheiden, was es sein will. Drama oder Komödie. So ist es am Ende, den schauspielerischen Leistungen zum Trotz, nichts von beidem richtig.
Ein Vorwurf, den man „Christine. Perfekt war gestern“ (21.15 Uhr) nicht machen kann. Die auf der US-Comedy „The New Adventures of Old Christine“ basierende neue Serie von Diana Amft will Comedy sein, kann diesen Anspruch aber nur selten erfüllen. Zu durchsichtig und vorhersehbar ist die Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die sich optimistischer gibt, als sie ist und damit hadert, dass ihr Ex längst eine Neues hat, während sie immer noch Single ist. Und Frau Amft agiert so bemüht, dass man ihr schon bald nicht mehr dabei zusehen möchte.
Ein Ekel als Chef und zweineidische Kolleginnen
Zum Abschluss geht es ins Büro. „Sekretärinnen – Überleben von 9 bis 5“ (21.45 Uhr) erzählt von Katja (Ellenie Salvo González), die durch eine Verkettung glücklicher Zufälle plötzlich als Sekretärin im Vorzimmer von Wolf Berger (Jochen Horst), Chef der „Sonnenschein Toast AG“, sitzt.
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Logisch, dass der Mann ein gut gespieltes Ekel mit Macho-Allüren ist und die Kolleginnen die hochgefallene Neue so gerne haben wie Pickel im Dekolleté. Und ebenso logisch, dass Katja allen Widrigkeiten zum Trotz stets als letzte lacht. Wobei der Zuschauer nicht immer einstimmen kann. „Sekretärinnen“ erinnert von der Machart und seinem derben Humor an antiquierte RTL-Hits wie „Atze“ oder „Ritas Welt“.
Fraglich also, ob RTL den Donnerstag für eine neue Zielgruppe erschließen kann. Deshalb nicht verzagen, Männer. Vielleicht kracht es schon früher als gedacht wieder auf dem Bildschirm.