Berlin. . Im 45-minütigen Porträt „Macht Mensch Merkel“ (Dienstag, 20.15 Uhr) versucht das ZDF die Kanzlerin zu porträtieren. Eine Aufgabe, die nicht leicht gefallen ist. Schließlich möchte Angela Merkel wenig Privates preisgeben, gleichzeitig aber auf Stimmenfang für den Wahlkampf gehen.

Gregor Gysi ist nicht blind. Er sieht ja, was in Deutschland los ist. SPD, Grüne und Linke wollen Angela Merkel aus dem Amt fegen, aber die Deutschen machen nicht so richtig mit. Gysi lächelt gequält: „Die Leute haben noch nicht genug von ihr.“ Im 45-minütigen ZDF-Porträt „Macht Mensch Merkel“ (Di. 20.15 Uhr) pflügen die Autoren durch die letzten vier Jahre der Kanzlerschaft – auf der Suche nach Rissen in Merkels Erfolgsfassade.

„Wir mussten jemanden porträtieren, der sich nicht porträtieren lassen will.“ Bettina Schausten, Leiterin des ZDF-Hauptstadt-Studios, durfte die Kanzlerin interviewen – mehr nicht. Kein Spaziergang durch die Uckermark, keine Plauderei beim Kuchenbacken. Merkel kontrolliert genau, wann und wie sie Privates zeigt. Nur in ganz wenigen, scheinbar unbeobachteten Momenten, versagt diese Kontrolle, dann zeigt die Kamera sprechende Bilder. Wie das von einer fremdelnden Merkel im bayrischen Bierzelt oder der deutschen Regierungschefin, die eine kleine Ewigkeit einsam und allein auf das europäische Gruppenfoto wartet.

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Interessant wäre, was jene Merkel-Begleiter zu sagen hätten, die das Boot vorzeitig verlassen mussten: Doch weder Ex-Ministerin und Merkel-Freundin Annette Schavan noch Ex-Minister Norbert Röttgen wollten sich äußern. Um überhaupt einen internen Kritiker zu finden, musste das ZDF rechts außen suchen: CDU-Hardliner Jörg Schönbohm hadert seit langem mit Merkel. „Wenn sie nicht mehr Kanzlerin ist, liegt die CDU am Boden.“ Wolfgang Schäuble dagegen tut besorgt. „Meine Güte, was diese Frau aushalten muss!“ Aber Vorsicht: „Wenn man sie unterschätzt, hat man schon verloren“, weiß der CSU-Chef Horst Seehofer.

Dreikampf vor den Kameras

Merkel und kein Ende? Am kommenden Sonntag (19.10 Uhr) setzt das ZDF schon wieder auf Merkel – zum Ende der „Sommerinterview“-Reihe mit den Spitzenkandidaten der Parteien. Zwei Wochen später, am 1. September, findet das TV-Duell zwischen der Kanzlerin und Peer Steinbrück statt. Und die Wähler? Wer redet mit denen?

Die ARD plant einen Themenabend und fragt: „Deutschland ungerecht? Was Wähler ändern würden“.Das ZDF hat seine Frontfrau Marietta Slomka losgeschickt, um „die Menschen im Maschinenraum unserer Gesellschaft“ nach ihren Sorgen und Nöten zu fragen – Alleinerziehende, Rentner mit Zusatzjobs oder gestresste Eltern mit zwei Vollzeitstellen, die sich an der Armutsgrenze abrackern.

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Die Dokumentation „Wie geht’s, Deutschland?“ (3. und 4. September) endet mit einer Live-Konfrontation zwischen Bürgern und Politikern. In der Woche vor dem Kanzlerduell startet Maybrit Illner ihren Talk-Marathon: Von Dienstag bis Freitag arbeitet sich die ZDF-Frau täglich jeweils 30 Minuten lang mit drei Spitzenpolitikern durch Eurokrise und Energiewende, Rente und Pflege („Illner intensiv“, 23 Uhr). Die ARD ihrerseits ergänzt das Kanzlerduell mit einem „TV-Dreikampf“ am 2. September (20.15 Uhr), bei dem Rainer Brüderle (FDP), Gregor Gysi (Linke) und Jürgen Trittin (Grüne) vor laufenden Kameras gegeneinander antreten.

Bereits jetzt können Zuschauer auf der Internetseite des ZDF nachlesen, wie genau es die Spitzenpolitiker mit der Wahrheit nehmen: Beim „ZDF-Check“ prüft die Redaktion einzelne Aussagen von Merkel, Steinbrück & Co. auf ihre Richtigkeit. Das vorläufige Ergebnis: Die meisten waren falsch.