Den Haag. Die Rolle als Sohn von Königin Beatrix war ihm nie angenehm: Prinz Friso wäre gern ein ganz normaler Bürger gewesen. Ein Ski-Unfall in Österreich vor 18 Monaten wurde sein tödliches Schicksal. Nun ist Friso im Alter von 44 Jahren in den Niederlanden gestorben.
Nach anderthalb Jahren im Koma ist der niederländische Prinz Johan Friso am Montag den Folgen seines tragischen Skiunfalls erlegen. König Willem-Alexander gab den Tod seines jüngeren Bruders bekannt. Niederländischen Medienberichten zufolge brach die erschütterte Königsfamilie ihren Griechenland-Urlaub ab und kehrte in die Heimat zurück.
Johan Friso sei am Morgen im Alter von 44 Jahren im Königspalast in Den Haag gestorben, hieß es in der Erklärung des Palastes. Grund seien Komplikationen infolge der Sauerstoff-Unterversorgung seines Gehirns nach dem Skiunfall im Februar 2012 gewesen.
Damals war der erfahrene Skifahrer im österreichischen Lech trotz akuter Lawinenwarnung abseits der Piste unterwegs und von einer Lawine erfasst worden. Er lag zwanzig Minuten unter den Schneemassen, bevor er gerettet wurde, und fiel nach einem Herzstillstand mit schweren Hirnschäden ins Koma. Im November zeigte er zwar schwache Anzeichen von Bewusstsein, dabei handelte es sich aber nur um ein sogenanntes Minimalbewusstsein.
Verlobung von Frisco mit Bürgerlicher war ein Skandal
Im Juli wurde er dann von einem Londoner Krankenhaus in seine Heimat verlegt, "um den Sommer mit seiner Familie zu verbringen", wie das Königshaus damals mitteilte. Seitdem kümmerte sich ein Ärzteteam in der Haager Residenz seiner Mutter Beatrix um ihn.
Die langjährige Königin hatte Ende April zugunsten ihres ältesten Sohns Willem-Alexander abgedankt. "Die königliche Familie dankt allen, die sich um Prinz Friso gekümmert haben, für ihre außerordentliche und hingebungsvolle Pflege", erklärte der Palast.
Johan Friso war seit seiner Heirat 2004 nicht mehr offizielles Mitglied der Königsfamilie. Seine Frau Mabel Wisse Smit, die am Sonntag ihren 45. Geburtstag feierte, hatte Einzelheiten über eine frühere Beziehung zu einem niederländischen Drogenboss zurückgehalten - als die Affäre ans Licht kam, verzichtete das Paar auf die obligatorische Zustimmung zur Hochzeit durch das Parlament.
Prinz Friso war am Königtum "nie sondernlich interessiert"
Johan Friso behielt allerdings den Titel Prinz von Oranien-Nassau. Mit Humor bezeichnete er sich stets als "Reserve-Thronfolger". Ohnehin galt er vielen Beobachtern des Königshauses eher als Individualist, der sich nicht viel aus steifen Protokollregeln machte. "Er ging immer seinen eigenen Weg", sagte die Adelsexpertin Reinildis van Ditzhuyzen. "Am Königtum war er nie sonderlich interessiert."
Johan Friso Bernhard Christiaan David wurde als zweiter von Beatrix' drei Söhnen geboren und galt zeitlebens als Liebling seiner Mutter. Im niederländischen Delft und den USA studierte er sehr erfolgreich Maschinenbau und Luftfahrttechnik, anschließend erwarb er noch einen Doktorgrad in Betriebswirtschaftslehre und arbeitete für die Investmentbank Goldman Sachs.
Zuletzt lebte Johan Friso mit seiner Familie in London, wo er als Finanzchef des auf Urananreicherung spezialisierten britischen Unternehmens Urenco tätig war. Neben seiner Frau hinterlässt der Prinz zwei Töchter im Alter von sieben und acht Jahren.
"Prinz Friso wird in unseren Köpfen immer ein Mann mit weit gefächerten Interessen bleiben, der seine zahlreichen Talente stets in den Dienst der Gesellschaft stellte", erklärte Ministerpräsident Mark Rutte. Unklar blieb zunächst, ob der Verstorbene in der Grabkirche der Königsfamilie in Delft beigesetzt wird. (afp)