Paris. . Die Bewohner des südfranzösischen Badeortes haben Angst, dass die reichen Touristen, die jeden Sommer mit ihren Yachten im Hafen anlegen, nicht mehr kommen. Denn die Serie der spektakulären Juwelendiebstähle lässt viele Millionäre um ihren Schmuck fürchten. Nun sollen neue Sicherheitsmaßnahmen greifen.

Zweimal im Jahr liegen besonders viele Luxus-Jachten am Hafen des mondänen südfranzösischen Badeorts Cannes: im Frühjahr zu den Filmfestspielen und im Sommer zur Urlaubszeit. Das könnte sich ändern, denn die Serie spektakulärer Juwelendiebstähle verunsichert die Millionäre an der Côte d’Azur.

Den wohl größten Coup aller Zeiten landete, wie berichtet, ein einzelner Mann Ende Juli: Ohne große Schwierigkeiten stahl er aus dem Luxushotel Carlton Diamanten im Wert von 103 Millionen Euro. Vergangene Woche ging die filmreife Diebesserie mit dem Überfall auf den Uhrenladen Kronometry weiter, bei dem zwei Täter eine Beute von über einer Million Euro mitgehen ließen. „Entschuldigung, aber das ist die Krise“, sagte einer der Männer zum Abschied.

Aber mit einer so einfachen Ausrede wollen sich die Behörden nicht zufriedengeben. Frankreichs Innenminister Manuel Valls kam in seinem Urlaub am Dienstag persönlich nach Cannes, um vor allem die Geschäftsleute zu beruhigen. „Cannes ist eines der schönsten Aushängeschilder unseres Landes. Deshalb muss die Sicherheit der Geschäftsleute, Bewohner und Touristen Vorrang haben“, sagte der Minister.

Carlton-Angestellte warnten vor der Ausstellung

Ab Donnerstag soll eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme greifen: Die teuren Boutiquen an der Flaniermeile Croisette wollen sich nach dem Vorbild der Luxusläden am Pariser Platz Vendôme zusammenschließen, um Informationen auszutauschen. Denn der Rekordräuber im Carlton schlug während einer Ausstellung zu, über die die Behörden nicht informiert waren.

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Die Angestellten des Carlton hatten vor der Ausstellung „Extraordinary Diamonds“ gewarnt, für die nur vier Sicherheitskräfte eingesetzt waren. Nicht einmal Kontrollen hatte das Hotel eingerichtet, dessen Sicherheit nun von den Gewerkschaften angezweifelt wird. Das Carlton habe keinen richtigen Sicherheitsbeauftragten mehr, sagten Gewerkschaftsvertreter in der Zeitung „Le Monde“. „Die Leitung hat einen Verantwortlichen ernannt, der sich vorher um die Wäsche kümmerte.“

Die Angestellten fürchten nun um den guten Ruf des Hotels und der ganzen Stadt. Das Carlton war bereits einmal Ziel eines spektakulären Coups: 1994 stahlen Diebe dort Edelsteine im Wert von ungefähr 34 Millionen Euro.

Nach dem Rekordraub lobte der Versicherer Lloyd’s eine Belohnung von einer Million Euro aus, um den Täter zu finden. Der Diamantendieb dürfte seine 72 erbeuteten Schmuckstücke ohnehin nicht loswerden, da die Bilder der Beute überall registriert sind. „Diese Juwelen zu klauen ist so, als würde man mit der Mona Lisa unter dem Arm spazieren gehen“, sagt der Schmuckhändler Nicolas Arin der Zeitung „Nice Matin“. Der Geschäftsmann aus Nizza hält es für wahrscheinlich, dass der Täter im Auftrag eines Milliardärs oder reichen Sammlers handelte.

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Die Bilder der Beute sind überall registriert

Auch die anderen Edelsteine, die in diesem Jahr bereits in Cannes gestohlen würden, dürften nur schwer weiterzuverkaufen sein. So ließen Diebe während des Filmfests im Mai ein Diamantencollier im Wert von zwei Millionen mitgehen, das der Schmuckhersteller De Grisogono zu einem Gala-Abend ausgestellt hatte. Ein zweiter spektakulärer Überfall ereignete sich im Hotelzimmer einer Angestellten des Schmuckherstellers Chopard, der die Stars ausstattet. Dort rissen Diebe den Safe aus der Wand und klauten Schmuck für eine Million.

Seit dem Millionenraub Ende Juli sind ein Dutzend Polizisten zusätzlich an der Croisette. Der Chef des überfallenen Uhrenladens Kronometry, Walter Ronchetti, appelliert an alle, die Augen offenzuhalten. Denn: „An dem Tag, an dem es keine Luxusmarken mehr an der Croisette gibt, wird Cannes nicht mehr Cannes sein.“