Hamburg. . Seine Nachrichten dürfen keinen Bart haben, bei ihm selbst bleibt der Schnauz dran: Der ehemalige New-York-Korrespondent Thomas Roth tritt am Montag seinen Job als Moderator der „Tagesthemen“ an. Ob der 61-Jährige von seinem Korrespondenten-Leben irgendetwas vermisst?

Thomas Roth tritt heute die Nachfolge von Tom Buhrow als „Mister Tagesthemen“ an. Der 61-Jährige war zuletzt New-York-Korrespondent der ARD. Der WDR-Mann setzte sich gegen Ingo Zamperoni (39) durch, der vom NDR kommt. Ein großes Publikum dürfte Roth bei seiner Premiere um 22.15 Uhr sicher sein. Die „Tagesthemen“ laufen in der Halbzeit des DFB-Pokals.

Man könnte sich vorstellen, dass Sie als langjähriger Korrespondent vor allem der Auslandsberichterstattung verpflichtet sind...

Roth: Da bringe ich zumindest viel Erfahrung mit, weil ich schon in vielen Ländern gelebt habe, in denen sich zum Teil Historisches entwickelt hat. Ich weiß, wie sich Russland anfühlt, ich kenne die Länder der früheren Sowjetunion, ich habe eine ganz gute Vorstellung vom Leben in den Vereinigten Staaten und bin auch in Afrika viel gereist. Diese Erfahrung wird sicher meine Moderation beeinflussen.

Tom Buhrow hat sich mit einem Fontane-Zitat verabschiedet. Planen Sie etwas Besonderes für Ihre erste Sendung?

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Roth: Ich mache mir natürlich Gedanken, insbesondere für das Ende der Sendung – aber ich muss Sie leider vertrösten, vor der ersten Moderation werde ich nichts verraten.

Ich denke, dass ich mich den Zuschauern vorstellen werde und zum Ausdruck bringen werde, dass ich mich darauf freue, sie in den kommenden Jahren mit der Sendung zu begleiten. Und ich hoffe, dass die Zuschauer sich auch freuen. Vielleicht habe ich dadurch einen kleinen Vorteil, dass gerade die am Ausland interessierten Zuschauer mich schon ein bisschen kennen, vielleicht auch aus dem ein oder anderen Dokumentarfilm.

Dürfen Sie als Anchorman der „Tagesthemen“ eigentlich Ihren markanten Schnauzbart behalten oder müssen Sie den abrasieren?

Roth: Natürlich nicht. Das ist ja das Schöne am deutschen Fernsehen, dass solche Dinge keine Rolle spielen. Ich bin wie ich bin, ich sehe so aus wie ich aussehe, und ich habe immer so berichtet wie ich es getan habe. Genau deshalb habe ich den Ruf zu den „Tagesthemen“ erhalten, und genauso werde ich mich den Zuschauern auch vorstellen. Also: Der Bart bleibt dran (lacht).

Nach Jahrzehnten als Weltenbummler für die ARD übernehmen Sie jetzt einen Studiojob in Hamburg. Ist Ihnen gar nicht mulmig angesichts der großen Umstellung?

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Roth: Mulmig ist mir nicht. Ich war zwar sehr gerne in New York, da fällt mir der Abschied natürlich nicht leicht. Aber das war in meiner Laufbahn als Korrespondent schon öfter so. Der Abschied aus Johannesburg nach Moskau ist mir damals auch nicht leicht gefallen, ich war Korrespondent in einer bewegten Zeit, als Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen wurde.

Aber dann habe ich auch in Moskau eine außerordentlich spannende Entwicklung erlebt. Danach ging es nach Berlin und nach New York, und jetzt kommt Hamburg. Das ist Teil meiner Heimreise in das Land, aus dem ich komme, und auf diese Heimreise freue ich mich außerordentlich.

Was werden Sie an Ihrem Korrespondentenleben vermissen?

Roth: Ich glaube, dass ich nichts vermissen werde, gerade weil ich so lange Korrespondent war. Man nimmt ja in seinem Leben alles mit, und ich schaue generell nicht zurück, sondern nach vorne. Ich frage nicht, ob ich etwas vermissen werde, sondern was mich erwartet. Die Zukunft ist spannend, auf mich wartet eine große Herausforderung – aber wenn ich sie nicht gewollt hätte, würde ich den Job auch nicht machen.