Berlin.. Vermeintlich günstige Ratendarlehen entpuppen sich bisweilen als teure Angelegenheit – nämlich dann, wenn Bankkunden unnötige Restschuldversicherungen abschließen und Bankgebühren übersehen.
499 Euro, Null-Prozent-Finanzierung, zehn Monate Laufzeit: Das Angebot im Elektronik-Markt klang verlockend. „Da musste ich zuschlagen“, erinnert sich Mirco Falk* rückblickend an den Kauf der Kühl-Gefrier-Kombi für seine neue Wohnung.
Dass es beim Schnäppchenpreis von 499 Euro nicht bleiben sollte, konnte der 26-Jährige nicht ahnen. „Beim Vertragsabschluss musste ich noch eine Restschuldversicherung für 30 Euro abschließen“, so der Berliner. Das müsse sein, habe die Mitarbeiterin gesagt. Er könne die Police ja wieder kündigen, um auf den Kosten nicht sitzen zu bleiben.
Wie Mirco Falk ergeht es zahlreichen Kunden. Beim Abschluss eines Konsumentenkredites – etwa für ein Küchengerät, eine Couchgarnitur oder ein Auto – verkaufen ihnen Händler oder Banken gleich eine Restschuldversicherung, kurz RSV, mit. „Manchmal werden die Policen den Kunden aufgeschwatzt“, berichtet Peter Grieble, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Oft wird auch eine Kreditausfallversicherung mit abgeschlossen
Häufiger komme es jedoch vor, dass beim Beratungsgespräch einfach verschwiegen werde, dass zusätzlich zum Darlehen eine Kreditausfallversicherung abgeschlossen wird. „Im Beratungsprotokoll heißt es dann, man habe mit dem Kunden über die Police gesprochen – und er habe sie gewollt“, so Grieble.
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Die Stiftung Warentest hält Restschuldversicherungen nur in seltenen Fällen für sinnvoll. „Wer eine Kühl-Gefrier-Kombi per Ratenkredit finanziert, benötigt den Schutz nicht“, bringt es Finanztest-Chefredakteur Hermann-Joseph Tenhagen auf den Punkt. „Hinter dem Begriff Restschuldversicherung verbirgt sich oft eine aufgeblähte Risiko-Lebensversicherung, die zum einen im Todesfall des versicherten Darlehensnehmers die noch offene Restschuld abdecken soll, manchmal aber auch verspricht, im Fall von Arbeitslosigkeit Raten zu übernehmen“, so Tenhagen. Beim Erwerb einer Immobilie könne man über den Abschluss solch einer Police nachdenken.
Von der Idee, für eine Kühl-Gefrier-Kombi eine Restschuldversicherung aufzunehmen, hält auch Versicherungsexperte Grieble nichts. Bei einem Immobilienkredit, sagt er, sei es hingegen sehr ratsam, für den Ernstfall vorzusorgen. „Jeder, der ein Haus baut und Familie hat, sollte seine Angehörigen für den Fall seines Ablebens abgesichert haben“, so Grieble. Vor einem übereilten Abschluss gelte es, mehrere Angebote von Restschuld- beziehungsweise Risikolebensversicherungen zu vergleichen. Die Preisunterschiede seien enorm.
Kühlschrankkäufer Mirko Falk hat seine Restschuldversicherung, die ihm die Mitarbeiterin des Elektronik-Marktes aufgedrängt hat, inzwischen gekündigt. „Trotzdem habe ich draufgezahlt“, ärgert er sich. „Ich musste Zeit investieren, um das Kündigungsschreiben aufzusetzen und auch noch das Porto für das Einschreiben bezahlen. Null-Prozent-Finanzierung sieht anders aus.“
Bearbeitungsgebühren können den Kredit teuer machen
Nicht nur überflüssige Restschuldversicherungen haben Potenzial, Darlehen unnötig zu verteuern. Auch Bearbeitungsgebühren können aus einer vermeintlich günstigen Finanzierung eine kostspielige Angelegenheit machen. „Viele Banken berechnen Bearbeitungsentgelte für die Vermittlung von Ratenkrediten“, erläutert Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Eine einseitige Abwälzung von Bearbeitungsaufwand auf den Kunden ist aber nicht rechtens“, so Nauhauser.
Der Grund: Die Bearbeitung der Kredite und die Überprüfung der Kreditwürdigkeit des Darlehensnehmers erfolge im eigenen Interesse der Bank. Einseitig dürfe die Bank solch eine Gebühr, die zur Überprüfung der Kreditwürdigkeit diene, dem Kunden nicht auferlegen. Häufig sei dies dennoch der Fall. „Die Banken behaupten dann, man habe mit dem Kunden die Gebühr vereinbart“, so Nauhauser. In solch einem Fall sei die Gebühr nämlich zulässig.
Oft betragen die Bearbeitungsgebühren mehrere hundert Euro. Deshalb sollten betroffene Bankkunden versuchen, sie vom Geldhaus zurückzufordern. Die Chancen, dass die Bank dem nachkommt, stehen laut einer Untersuchung der Initiative Finanzmarktwächter jedoch schlecht.
1342 Rückforderungsschreiben von Bankkunden hat die Initiative zwischen August 2012 und Januar 2013 ausgewertet. Nur in etwa 5,5 Prozent der untersuchten Fälle erstatteten die Institute das Bearbeitungsentgelt. Rückzahlungswillig zeigten sich vorwiegend Sparkassen, Autobanken und Genossenschaftsbanken. Eher ablehnend verhielten sich die Santander Consumer Bank, die Targo-Bank und die Postbank.
* Name von der Redaktion geändert