Düsseldorf. Nach einem fettreichen Essen zieht es schmerzhaft in der Brust: Sodbrennen, auch Reflux genannt, hat wohl jeder schon einmal gehabt. Dass es auf Dauer zu Heiserkeit, Asthma und anderen Krankheiten führen kann, ist allerdings weniger bekannt.

Wenn der Magen nicht richtig schließt, ist das keine angenehme Sache – vor allem dann nicht, wenn dadurch regelmäßig Sodbrennen (auch Reflux genannt) entsteht.

Laut dem Deutschen Ärzteblatt leiden im Laufe eines Jahres 25 bis 33 Prozent aller Menschen darunter. Mediziner raten, das Brennen im Brustkorb nicht zu verharmlosen und kennen auch natürliche Möglichkeiten, um es in den Griff zu bekommen.

Wann spricht man von Reflux?

Das Wort Reflux stammt aus dem Lateinischen und steht für schmerzhaften Rückfluss. Gemeint ist die Tatsache, dass der Schließmuskel am unteren Ende der Speiseröhre, auch unterer Speiseröhrenpförtner genannt, nicht richtig funktioniert.

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Das bedeutet: Der Magen ist nicht ganz geschlossen und sein Inhalt – Speisereste, aber auch aggressive Salzsäure – drängen zurück in die Speiseröhre (medizinisch: Ösophagus). „Wenn man liegt, kann die Säure sogar bis in den Schlund und über die Stimmbänder in die Lunge gelangen“, sagt der Düsseldorfer Hals-Nasen-Ohrenarzt Dr. Rainer Frerich. Fettreiches Essen, Alkohol, Nikotin und Stress können dieses Phänomen verstärken, gegen das rezeptfreie Kautabletten aus der Apotheke mit einer Wirkstoffkombination aus Calcium- und Magnesiumcarbonat auf Dauer machtlos sind.

Warum ist das gefährlich?

„Die Schleimhaut wird gereizt und schwillt an – nicht nur in der Speiseröhre, sondern auch im Hals und sogar in der Nase“, erklärt HNO-Experte Dr. Rainer Frerich. „So entstehen möglicherweise chronische Beschwerden der Nasen-Nebenhöhlen oder ein ständiger Zwang, sich zu räuspern. Auch Heiserkeit und Asthma können die Folge sein. Zudem erhöht sich die Gefahr, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken.“

Woran erkennen Mediziner, dass ich unter Reflux leide?

Stellt der Arzt die geschilderten Symptome fest oder klagt der Patient über ein häufiges Brennen hinter dem Brustbein, dann wird mittels eines Endoskops untersucht, ob die Schleimhaut der Speiseröhre entzündet ist. Mithilfe eines Schlauchs, der in Nase und Speiseröhre bleibt, kann über Nacht gemessen werden, ob Säure aus dem Magen emporsteigt.

Ein neuartiges Verfahren verwendet Dr.Christian Weik, Chefarzt der Inneren Abteilung im Düsseldorfer Augusta-Krankenhaus: „Eine millimetergroße Kapsel wird dabei mit einer Sonde in die Speiseröhre geschoben, bis sie sich etwa sechs Zentimeter oberhalb des Mageneingangs an der Schleimhaut festsaugt. Zwei Tage lang sendet diese Kapsel Daten über die Säurebelastung an einen tragbaren Decoder. Diese werden aufgezeichnet, anschließend löst sich die Kapsel auf und man scheidet sie auf natürlichem Wege aus.“ Die ermittelten Daten bilden die Basis für eine Beurteilung des Arztes – er kann auch erkennen, ob der Patient an einer Herz-Durchblutungsstörung statt an Reflux leidet. Die Symptome sind ähnlich.

Muss ich immer Medikamente gegen das Brennen nehmen?

Wird ein Reflux festgestellt, können sogenannte konservative Therapieansätze schon helfen. „Den Alltag entstressen, mehr bewegen, Ruhepausen einlegen und keinen Alkohol auf nüchternen Magen trinken“, rät Internist und Gastroenterologe Dr. Christian Weik.

Ein leichter Reflux könne sich schon legen, wenn man fünf Kilo abnehme. Denn ein dicker Bauch drückt die Gase im Magen nach oben. HNO-Arzt Dr. Rainer Frerich ergänzt weitere Tipps: „Abends nicht mehr fettreich und stark gewürzt essen, außerdem sorgfältig kauen. Im Schlaf am besten den Kopf höher lagern.“

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Wenn diese Maßnahmen – zu denen auch der Verzicht auf Zigaretten zählt – nicht helfen, können es gut verträgliche Säureblocker tun. „Ich verschreibe diese sogenannten Protonenpumpenblocker (PPI) zunächst in einer höheren Dosis, die der Patient dann über Wochen langsam reduzieren kann. Die Voraussetzung ist, dass es ihm auch mit geringerer Dosis gut geht“, sagt Dr. Weik. Eine Studie der Uni Graz hat jetzt darüber hinaus gezeigt, dass eine gezielte Atemtherapie beim Logopäden die Säurebelastung der Speiseröhre verringern kann.

Wann wird der Chirurg aktiv?

Eine Operation kann letztlich eine Lösung für Patienten sein, die die Säureblocker nicht vertragen oder befürchten, dadurch auf lange Sicht am Knochenschwund Osteoporose zu erkranken. „Bei einem solchen Eingriff ziehe ich den unteren Speiseröhrenschließmuskel durch das Zwerchfell in die Bauchhöhle. Anschließend nähe ich das erweiterte Zwerchfell und verstärke die Naht durch ein Netz, um die Gefahr eines Rückfalls zu verringern“, schildert Dr. Konstantinos Zarras, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie am Marien Hospital Düsseldorf seine OP-Technik.

Er setzt dafür Methoden der Schlüsselloch-Chirurgie ein, um nur wenige, kaum sichtbare Narben zu hinterlassen. Andere Operateure legen mit Hilfe der Endoskopie ein Teil des oberen Magengewebes um den Speiseröhreneingang. Durch die Engstelle, die so entsteht, soll der Mageninhalt nicht wieder zurückfließen.