Bottrop.
„Sodbrennen und Zwerchfellbruch“ hieß diesmal das Thema des WAZ-Medizinforums im Reha-Zentrum des Knappschaftskrankenhauses.
Mindestens jeder Zehnte stößt sauer auf. Was da eigentlich passiert, stellte Dr. Jörg Celesnik vor, Oberarzt der Klinik für Allgmein- und Viszeralchirurgie. „Der Magen ist von der Speiseröhre durch eine Art Ventil getrennt. Bei Reflux-Patienten ist dieses Ventil oft undicht, so dass der saure Magensaft in die Speiseröhre und höher gelangen kann. Das wird dann als Sodbrennen empfunden.“ Es beeinflusse zwar die Lebensqualität, nicht selten auch die Arbeitsfähigkeit, auf die Lebenserwartung habe Reflux (Rückfluss) in aller Regel keinen Einfluss. Den Arztbesuch solle man bei häufigem Auftreten aber trotzdem nicht auf die lange Bank schieben. Es müsse geklärt werden, ob eine Schleimhautveränderung auftritt, die unbehandelt zu Krebs führen kann.
Dr. Celesnik stellte verschiedene Untersuchungen vor, die einer Diagnose vorausgehen können. Da gebe die Magenspiegelung, die längst nicht mehr so unangenehm sei wie ihr Ruf. Von einer Vollnarkose in diesem Fall rät er allerdings ab: „Da würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen.“
Mittels eines Röntgenbildes können die Experten erkennen, ob ein krankhafter Zwerchfellbruch, eine so genannte Hiatushernie vorliegt. Sie ist nicht selten, die Wahrscheinlichkeit hierfür steigt sogar mit jedem Lebensjahrzehnt um rund zehn Prozent. Häufig bemerken die Betroffenen den Durchbruch nicht einmal, er kann aber eben auch zu Reflux-Erscheinungen, in schlimmen Fällen sogar zu gefährlichen Magenverschiebungen führen, die dann auch nur noch operativ zu behandeln sind.
Steht die Diagnose, kann mit der Therapie begonnen werden. Für Privatdozent und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Dr. Guido Trenn, kommt eine Reflux-Behandlung mit Medikamenten grundsätzlich vor einer Operation. Es werde dann zunächst eine Probetherapie mit so genannten Säureblockern verfolgt. Sie verglich Dr. Trenn in seinem Vortrag mit einer Lenkradkralle, die in diesem Fall verhindere, dass die Zellen im Magen Säure abgeben. „Erste Ergebnisse kann man nach zwei Wochen erkennen, sofern die Medikamente regelmäßig eingenommen werden.“ Wie die anderen Referenten dieses Forums wies auch Dr. Trenn darauf hin, wie entscheidend die Zuverlässigkeit der Patienten sei.
Bei der medikamentösen Therapie werde die Dosierung zu Beginn hoch sein, nach und nach jedoch reduziert. Selbst eine Langzeittherapie sei weitgehend frei von unangenehmen Nebenwirkungen, jedoch: „Jedes Medikament, das wirkt, hat auch Einfluss auf den Körper“, sagte der Mediziner.
Dem Thema Operation widmete sich Dr. Klaus Peitgen, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Gleich zu Beginn machte er deutlich, dass nicht jeder Fall unters Messer gehöre. Eine Operation empfehle sich jedoch, wenn die Gefahr von Bösartigkeit bestehe. Gründe für die OP könnten auch Medikamentenunverträglichkeit sein oder der Wunsch (meistens jüngerer) Patienten, nach einer OP auf Medikamente weitgehend verzichten zu wollen. Die Fundoplicatio, so der medizinische Fachausdruck für den Eingriff, könne aber auch Nachteile mit sich bringen. So klagten operierte Patienten bisweilen über Luft im Bauch. „Den Grund dafür kennen wird übrigens noch nicht genau“, räumte der Mediziner ein.
Wie er bei den Eingriffen vorgeht, demonstrierte Dr. Peitgen mittels eines speziell für Chirurgen gebauten Übungssimulators und einer Großleinwand. „Wir müssen heute niemanden mehr ganz aufschneiden“, sagte er und führte allgemein verständlich in die Technik der so genannten Schlüsselloch-Chirurgie ein. Sein Fazit: Die Entscheidung, ob Pille oder Messer, könne nur nach ausführlichen Untersuchungen und Beratungen fallen.
Jeweils nach den Vorträgen gab es die Möglichkeit für das Publikum im komplett ausgebuchten „Reha-Zentrum prosper“ des Knappschaftskrankenhauses, wieder Fragen an die Experten zu richten.