Los Angeles. . In den 1980ern zählte sie viele Jahre zu den Großen im Musikgeschäft, nicht nur wegen ihres Megahits “Girls just wanna have fun“. Pünktlich zum 60. Geburtstag feiert Cyndi Lauper nun Erfolge am Broadway - ausgerechnet mit einem Musical.
Die Klamotten sind – sagen wir mal – dezenter geworden. Keine großmaschigen Netzstrümpfe und keine weiten Röcke mehr wie in den 80er-Jahren, als sie weltweit verkündete: „Girls Just Wanna have Fun“ (Mädchen wollen nur Spaß haben). Aber große Klappe und wild toupierte Haare sind geblieben – auch am 60. Geburtstag, den Cyndi Lauper heute feiert.
Und ein wenig ausgeflippt wirkt sie immer noch. Einmal „verrückte Nudel“, immer „verrückte Nudel“. Der Erfolg dagegen ist nicht geblieben, er ist zurückgekommen. Und dieses Mal hat er an eine andere Tür geklopft. „Musical“ steht darauf statt „Pop-Musik“. Vor wenigen Tagen hat die gebürtige New Yorkerin ihren ersten Tony gewonnen – den Oscar der Singspiel-Branche.
15 Millionen verkaufte Alben mit erst 30 Jahren
Wenn man ehrlich ist, dann hätte man sie ja nicht mehr auf dem roten Teppich, sondern eher in der Rubrik „Was macht eigentlich…?“ vermutet zu ihrem runden Geburtstag. Denn das letzte, das von Frau Lauper zu hören war, war die Trauer über ihren beim Wirbelsturm „Sandy“ getöteten Großvater.
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Und dass sie vor zwei Jahren die Nationalhymne der USA mit falschem Text gesungen hat. Ansonsten lebt Cyndi im neuen Jahrtausend von der Vergangenheit.
30 Jahre ist sie, als sich ihre Debütalbum „She’s So Unusual“ mehr als 15 Millionen Mal verkauft und sie zum Vorbild einer ganzen Mädchengeneration wird. Mit Hits wie „Time After Time“ oder „She Bop“ wird sie viele Jahre zu einer der schärfsten Konkurrentinnen von Madonna. Es sind diesen alten Songs, die die Menschen immer noch in die Konzerthallen treiben, wenn Lauper auf Tour geht und die ihr das Geld auf das Konto spülen, das sie braucht, um sich um die vielen karitativen Organisationen zu unterstützen, in denen sie sich engagiert.
Broadway-Musical als neue Herausforderung
Von so einer Tour ist sie gerade zurück, als eines Tages ruft Harvey Fierstein an. Der Schauspieler und Autor mit der extrem rauen Stimme ist Lauper schon lange durch den Kampf gegen die Diskriminierung von Schwulen und Lesben verbunden. „Hey Cyndi“, sagt er, „ich sitze gerade an einem Buch für ein neues Musical. Willst du nicht Musik und Texte dazu schreiben?“ Cyndi will.
Pop-Ikone Cyndi Lauper hatte mächtig Spaß
Sie ist gern am Broadway, hat dort 2006 selbst schon einmal gesungen – die Spelunken-Jenny in Berthold Brechts „Dreigroschen-Oper“. Und sie liebt Musicals. Ihre Mutter hatte all die Klassiker auf Schallplatte, und Töchterchen Cyndi hörte sie bei jeder Gelegenheit. „So habe ich singen gelernt.“ Natürlich nimmt sie da Fiersteins Angebot gerne an. Noch dazu bei dieser Geschichte. Fierstein will „Kinky Boots“ auf die Bühne bringen, diese irre und auf einer wahren Begebenheit basierenden Geschichte, die in England auch einmal verfilmt wurde. Sie erzählt vom biederen Besitzer einer fast bankrotten Schuhfabrik, der sein Unternehmen rettet, indem er keine Traditionstreter mehr herstellt, sondern laszive Lacklederstiefel für Männer, die auf Absatz stehen. Die Idee macht ihn zum Star der Drag-Queen-Szene. Und reich.
Vor Duschvorhang tagelang die Dankesrede geübt
Die Kritiker bejubeln die Musicalversion, das Publikum ist begeistert und „Kinky Boots“ wird gleich für 13 Tonys nominiert. Wirklich überraschend ist der Sieg von Lauper dann auch nicht, wie sie in ihrer Danksagung auf der Bühne selbst zugibt. „Ich kann nicht sagen, dass ich meine Rede in den vergangenen Tagen nicht vor dem Duschvorhang geübt hätte.“ Den Tränen nahe ist sie dennoch.
Viel ändern wird sich für das Geburtstagskind allerdings durch den Preis allerdings nicht. Dafür sind die Schatten der Vergangenheit wohl noch zu lang. Derzeit tourt sie anlässlich des 30. Jahrestages der Veröffentlichung ihres ersten Albums durch die Staaten. Und ein wenig, glaubt sie, habe der Erfolg beim Musical ja auch mit Glück zu tun gehabt. „Wenn ich nicht gerade mit dem Abwasch fertig gewesen wäre, wäre ich bei Harveys Anruf gar nicht ans Telefon gegangen.“