Düsseldorf. . Den „Pavillon der Bildhauerei“ will keiner haben. Am Donnerstag erbarmt sich möglicherweise ein Tierheim für das einst 550 000 Euro teure Bauwerk des sogenannten “Malerfürsten“ Markus Lüpertz. Der Stadt ist es egal, sie will das Kunstwerk nur noch loswerden.

So tief ist der Preis für einen echten Lüpertz vermutlich noch nicht gefallen. Heute gibt es ein Werk des spitzbärtigen Professors, der zwei Jahrzehnte lang in der Düsseldorfer Kunstakademie mit Gehstock samt Silberknauf herrschte, zur Abwechslung mal gratis. Vor sieben Jahren kostete es noch mehr als eine halbe Million Euro. Längst fristet es sein Dasein in einer Lagerhalle im Düsseldorfer Süden. In Einzelteilen. Auseinandergeschraubt, die Holzteile säuberlich fein gestapelt und unter einer Plane geschützt. Der „Pavillon der Bildhauerei“, den der sogenannte Malerfürst Markus Lüpertz zur Quadriennale 2006 schuf, einem wochenlangen Fest der bildenden Kunst in der Landeshauptstadt -- fertig zum Abholen. Einen Tieflader sollte man mitbringen. Eher drei.

42 Mal Kopfschütteln in der Region

Das Bauwerk könnte die Ein-Euro-Hürde bei ebay kaum nehmen: Seit sieben Jahren bietet es die IDR, eine städtische Tochter, auf Knien an. 500 000 Euro sollten es zuerst sein. Das nennt man Optimismus. Aber selbst der Düsseldorfer gibt sein Geld ja nicht nur ohne Sinn aus - Fehlanzeige. 42 Adressen in der Region klapperten die Verantwortlichen selber ab. Kopfschütteln. Dann probierten sie es landesweit. Keine Chance. Schließlich suchten Makler auf Provisionsbasis in der ganzen Welt, also wahrscheinlich auch in Russland, wo sich alles verkaufen lässt, solange es zu teuer ist. Vergeblich. Deswegen kostet die 25 Meter lange, 14 Meter breite und 8,50 Meter hohe Nachbildung eines griechischen Tempels jetzt nichts mehr. Sie soll nur noch weg, endlich weg. Wohin auch immer.

Dennis Rauhut, Chef der IDR, hofft, dass sich einer der fünf Interessenten, die sich für den heutigen Donnerstag zur Besichtigung angemeldet haben, für das Monstrum erbarmt. Rauhut gibt sich bescheiden: „Eine Spende für eine karitative Einrichtung wünschen wir uns schon.“ Mehr ist sowieso nicht drin.

Rauhut räumt ein, dass die möglichen künftigen Nutzer mit Kunst nicht ganz so viel im Sinn haben. Ein Tierheim sei dabei, von einer „Unterstellungsmöglichkeit für das Brauchtum“ ist die Rede. Ein Lüpertz als Schützenschuppen. Oder Katzenfutterlager? Würde Markus Lüpertz sich nicht als das mentale Ebenbild von Herkules empfinden, den er der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen aufs Dach wuchtete, er müsste das Seidentuch aus seinem Gehrock ziehen und sich die Tränen abwischen.

Im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes

Einen würdigen Platz immerhin fand der Pavillon schon 2007: Er landete im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes. Dort tauchte es als besonderes Beispiel für die Verschwendung von Steuergeldern auf. 550 000 Euro, um ein paar Exponate drei Monate lang zu präsentieren, fanden die Autoren einigermaßen happig. Typisch Düsseldorfer Großmannssucht, könnte man vielleicht sagen. Die Grünen sind sich noch heute sicher, dass der Bau in Wirklichkeit viel teurer war, auch wenn Lüpertz auf sein Entwurfshonorar in aller Großzügigkeit verzichtet haben soll.

Politiker, die schon damals die Kosten monierten, meierte Düsseldorfs einstiger Oberbürgermeister Joachim Erwin als „kleingeistig“ ab, und seine Bürochefin Christina Begale, mit Lüpertz eng befreundet, assistierte ihm: „Große Kunst hat ihren Preis.“ Der frühere IDR-Chef Heinrich Pröpper, der seinen Arbeitsplatz unter anderem wegen opulenter Spesenrechnungen im Februar 2012 räumen musste, schwärmte sogar öffentlich, dass man die Baukosten ja unterschritten hätte: „Das ist doch toll.“ Und Erwin tönte, dass man das Bauwerk nach der Nutzung zu einem guten Preis verkaufen werde.

Nur: an wen?

Dennis Rauhut hätte auch nichts dagegen, wenn Markus Lüpertz „das Ding wieder zurücknehmen würde“. Doch der Professor meldet sich einfach nicht.