München. . Die ARD legt bei der Satire nach. Am Donnerstag starten „Die Klugscheißer“. Doch wie viel Klugscheißer steckt in Bruno Jonas, der neben Rick Kavanian und Monika Gruber für boshafte Gags zuständig ist? Ein Interview über Weisheiten, den Graben zwischen Kabarett und Comedy und gute Gags.

Das Erste verstärkt die Abteilung Satire. Am Donnerstag, 22.45 Uhr, geben die „Klugscheißer“ ihr ARD-Debüt. Zum Team gehört neben Monika Gruber (41) und Rick Kavanian (42) Kabarett-Altmeister Bruno Jonas (60). Jürgen Overkott sprach mit ihm.

Sind Sie ein Klugscheißer?

Bruno Jonas: Ja! Ich hör’s immer wieder, vor allen Dingen von meiner Frau. Sie versucht, mich einzubremsen. Aber als Kabarettist ist man immer gefährdet.

Klugscheißer bedeutet, dass nicht alle über Ihre Weisheiten amüsiert sind.

Jonas: Ja, Klugscheißen hat im Deutschen einen leicht negativen Beigeschmack. Im Amerikanischen klingt das viel besser: „smartass“.

Jon Stewart oder James Stewart?

Wollen Sie Ihre Programme jetzt auf Englisch machen?

Jonas: Das wäre ideal, zumal man gleich ein wesentlich größeres Publikum hätte.

Haben Sie im amerikanischen Bereich Vorbilder?

Jonas: Jetzt überfallen Sie mich mit so einer Frage! Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht.

Jon Stewart…

Jonas: Ja, da habe ich schon mal was von gehört. Oder war es James Stewart?

„Amerikaner trennen nicht zwischen Comedy und Kabarett“

Dann hieße Ihre Satire „Zwölf Uhr mittags“.

Jonas: Ich war mal in New York, da habe ich natürlich amerikanisches Fernsehen geguckt, Stand-up-Comedy, ja, wir sagen Solo dazu, die Leute haben Gags gemacht, auch politische. Die Amerikaner trennen ohnehin nicht so stark zwischen Comedy und Kabarett. Bei denen muss es einfach gut sein, und das wollen wir auch.

Früher gab es bei uns tiefe Gräben zwischen Kabarett und Comedy. Ist das eine Altersfrage?

Jonas: Hm, glaube ich nicht. Ich habe diese Gräben nie so gesehen. Ich habe, beispielsweise, sehr gerne „Bully-Parade“ geguckt, damals mit meinen Kindern.

Olli Dittrich kennt auch keine Frage. Immerhin gab es in seinem „Frühstücksfernsehen“ auch die bayerische Bürgermeisterin Ingrid Höffelhuber.

Jonas: Ich habe das gesehen, und ich habe es sehr komisch gefunden.

Dabei pflegt Olli Dittrich leisen Humor. Seine Gags schleichen sich an.

Jonas: Bei mir waren sie immer gleich da. Da war nicht viel mit Schleichen.

„Bei Menschen aus NRW muss man immer aufpassen“

Da spricht der Klugscheißer. Tucholsky war auch einer. Er hat mal die Frage gestellt, was darf die Satire, und gleichzeitig geantwortet, alles. Gilt auch für Sie?

Jonas: Satire darf grundsätzlich alles, aber es stellt sich die Frage, ob sie alles muss. Jeder hat seinen Werte-Rahmen, und jeder will auch verstanden werden. Meine Satire ist verständigungsorientiert. Ich möchte meine Gags nicht erklären müssen.

Haben Sie den Eindruck, ich kann Ihnen nicht folgen?

Jonas: Bei Menschen aus Nordrhein-Westfalen muss man immer aufpassen; die sind gut drauf. Mein Sohn hat in Essen studiert, und er hat festgestellt, dass die Menschen dort gern flachsen.

Apropos gut drauf. Wie arbeiten Sie mit Monika Gruber und Rick Kavanian?

Jonas: Wir teilen die Arbeit nicht, wir entwickeln unsere Programme gemeinsam, wir mailen hin und her, wir reden. Vor der Kamera stehen wir ja auch zusammen, weil wir eine PR-Agentur für Politiker und Parteien betreiben.

Wie aktuell sind Sie?

Jonas: Wir schreiben das Buch in der Woche vor der Sendung, und wenn dann etwas passiert, bauen wir’s kurzfristig ein.

Auch beim Bayerischen Rundfunk haben sich die Zeiten geändert

Die Sendung produziert der Bayerische Rundfunk. Dieser Sender war früher ein natürlicher Gegner der Satire. Was hat sich geändert: Ist die Satire zahmer geworden – oder die Politik duldsamer?

Jonas: Jetzt haben Sie alle Ressentiments in eine Frage gepackt.

Das war mein Ziel.

Jonas: Früher war das richtig. Aber ich darf daran erinnern, dass bereits die letzten „Scheibenwischer“ vom Bayerischen Fernsehen produziert wurden. Die Zeiten, in denen die Politik ins Fernsehen hineinregiert, sind auch in Bayern vorbei.