Essen. "Scheibenwischer"-Erfinder Dieter Hildebrandt attackiert seinen Nachfolger Mathias Richling, der am Donnerstag mit dem "Satire Gipfel" das "Scheibenwischer"-Erbe bei der ARD antritt.

Ob Kabarettist Dieter Hildebrandt über den
Ob Kabarettist Dieter Hildebrandt über den "Satire Gipfel" lachen kann? (c) AP © AP

Bislang bot das Berliner Parteien-Theater genügend Gesprächsstoff für die politische Satire im Ersten. Zum Start des kernsanierten Kabarett-Klassikers „Scheibenwischer” aber sorgen die Protagonisten selbst für Schlagzeilen. Viel Druck lastet also auf den Schultern von Mathias Richling, der am Donnerstag (22.45 Uhr, ARD) mit dem „Satire Gipfel” Dieter Hildebrandts Erbe antritt.

Die Verjüngung des Formats scheint überfällig: Nur noch 300.000 Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren schaltete die humorvolle Abrechnung mit der Bundespolitik ein. Im ZDF dagegen zeigen Georg Schramm und Urban Priol in „Neues aus der Anstalt” dagegen, wie Satire erfolgreich unterhält.

Dabei war der „Scheibenwischer” jahrelang das Scharfzüngigste, was Polit-Kabarett im Fernsehen bieten konnte. Dieter Hildebrandt hob die Sendung 1980 aus der Taufe und grantelte, begleitet von wechselnden Kollegen, über Politiker und Lobbyisten.

Mutterschiff ohne Motor

Im Jahr 2000 wurde Bruno Jonas zum festen Partner Hildebrandts, sollte zusammen mit Georg Schramm und Mathias Richling dessen Nachfolge antreten. Kaum hatte sich der alte Hexenmeister 2003 in Fernseh-Rente begeben, fingen die Querelen an. Schramm ging ins ZDF, Richard Rogler kam. Und ging im Februar 2008 wieder. Kurz danach gab Jonas seinen Ausstieg bekannt. Und Richling? Blieb.

Als der 55-jährige Schwabe bekannt gab, die Sendung „stärker Richtung Comedy” zu öffnen, passte das dem mittlerweile 81-jährigen Hildebrandt nicht. Per Anwaltsschreiben an die zuständigen Sender Bayrischer Rundfunk und Rundfunk Berlin-Brandenburg bewirkte er, dass der Titel „Scheibenwischer” nicht länger verwendet werden darf – dieser stehe für rein politisches Kabarett.

„Satire Gipfel” startet mit Ingolf Lück

Mathias Richling will den
Mathias Richling will den "Satire Gipfel" erklimmen. (c) ddp © ddp

Und so wurde mit heißer Nadel ein neues Konzept, ein neues Bühnenbild, ein neuer Vorspann gestrickt: Der „Satire Gipfel” startet nun unter anderem mit Ingolf Lück, der sich über die Abwrackprämie auslässt.

„Wir machen keine Comedy”, erklärt Mathias Richling. „Es treten aber Comedians auf, die sich politisch äußern oder satirisch gesellschaftliche Umstände infrage stellen.” Und weiter: „Es ist überheblich, zu glauben, nur Kabarettisten hätten eine Meinung. Kabarett ist nicht das Opus Dei des Fernsehens.”

SPD-Kabarett

Der Debatte, was denn nun politisches Kabarett sei, folgte ein erbitterter persönlicher Schlagabtausch. Im „Focus” warf Richling dem SPD-Mitglied Hildebrandt vor, nur „parteipolitisches Kabarett” zu können. Er selbst wolle nicht den Rücken unter der Begeisterung für eine Partei krümmen. Hildebrandt dazu im „Münchner Merkur”: „Ich bin gespannt, was ihm noch so alles einfällt. Mit jedem Satz wird er kleiner.”

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