Essen. ADAC und Stiftung Warentest haben 27 Kindersitze getestet. Überzeugen konnte die Hälfte der getesteten Sitze. Fazit: Ein teures Modell fürs Auto muss nicht zwangsläufig gut sein.
Ein teurer Kindersitz für Autos muss nicht zwangsläufig gut sein. In einer Untersuchung des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) und der Stiftung Warentest landeten auch günstige Produkte im Ranking weit oben. Überzeugen konnte jedoch nur die Hälfte der insgesamt 27 untersuchten Sitze. Getestet wurden auch vier Modelle, mit denen Kinder über 13 Kilogramm entgegen der Fahrtrichtung gesichert werden können. Die neuen europaweit geltenden Regeln machen diese Sicherung notwendig.
Neue Regeln
Voraussichtlich zum 9. Juli treten neue Regelungen in Kraft, die Kindersitze sicherer machen sollen. So müssen die Sitze künftig auch einem Seitenaufpralltest unterzogen werden, teilt der ADAC mit. Bisher werden die Sitze lediglich auf einen Frontalcrash getestet.
Nach der neuen europaweit geltenden Regelung müssen Kinder bis zum Alter von 15 Monaten zudem entgegen der Fahrtrichtung sitzen. Momentan gilt dies nur bis zu einem Gewicht von 13 Kilogramm. Als Auswahlkriterium ist in Zukunft nicht mehr das Gewicht des Kindes entscheidend, sondern die Körpergröße.
Tops und Flops des Tests
Von den insgesamt 27 getesteten Kindersitzen aus allen Gewichts- und Preisklassen (99 bis 448 Euro) erhielten zwei Produkte die Note „sehr gut“, die nach Aussagen der Tester nur selten vergeben werde: der Peg Perego Primo Viaggio SL & Isofix Base 0+1 und der Kiddy Phoenixfix Pro 2.
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Zwölf Sitze erhielten die Note „gut“. Von den schlechter bewerteten Sitzen schnitten neun mit einem „Befriedigend“ ab. „Ausreichend“ gab es für vier Modelle.
Kritik gab es vor allem für die Babyschale Jané Strata & Strata Platform, die laut ADAC nur knapp am Urteil „mangelhaft“ vorbeigeschrammt seien. Der Hauptmangel: Die Prüfer beanstandeten einen „deutlich zu langen Gurt“, der ein neugeborenes Kind nicht sichern könne. Dabei gehörte die Babyschale mit einem Preis von über 400 Euro zu den teureren Modellen im Test. Nur ein „Ausreichend“ in der Kategorie Sicherheit erhielt der IWH Multimax. Die beiden Testverlierer hätten zwar beim Frontalzusammenstoß gut abgeschlossen, beim seitlichen Crash hingegen nicht, so ADAC-Verkehrsexperte Alexandro Melus.
Kaum Probleme mit Schadstoffen
Kaum Beanstandungen gab es im Kriterium Schadstoffgehalt. Kein einziger Sitz fiel durch. Nur drei Kindersitze des Herstellers Concord wurden wegen erhöhter Werte auf „befriedigend“ abgewertet.
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In vier der getesteten Produkte können Kinder über 13 Kilo entgegen der Fahrtrichtung gesichert werden: Cybex Sirona, Takata Midi & Isofix Base, Britax Max-Way und Klippan Triofix & Isofix Base. Zwei von ihnen – Cybex Sirona und Takata Midi & Isofix Base – erhielten das Testurteil „gut“. Diese Sitze sind dann besonders empfehlenswert, wenn ein Baby sehr schnell wächst und deshalb schon früh zu groß für die Babyschale ist, so der ADAC. Beide Sitze können wahlweise auch in Fahrtrichtung eingebaut werden.
Tipps zum Anschnallen
An den Testergebnissen könnten Eltern sich zwar orientieren – sie sollten aber nie blind nach Testsiegern greifen, warnt ADAC-Experte Andreas Ratzek. „Die mögen zwar die Bestnote haben, passen aber womöglich gar nicht ins jeweilige Auto.“ Sein Tipp: Mit dem Wagen beim Fachhändler vorfahren, mehrere Modelle ausprobieren und das Kind Probe sitzen lassen.
Beim Anschnallen sollte der Gurt so stramm sein, dass gerade noch eine flache Hand dazwischen passt, erklärt Ratzek. „Je nachdem, wie dick das Kind angezogen ist, kann die Einstellung von der letzten Fahrt schon nicht mehr passen und der Gurt muss nachjustiert werden.“ Sitzt der Sicherheitsgurt zu locker, gibt er dem Kind bei einem Unfall nicht genügend Halt: Es wird durch die Wucht des Aufpralls in den Gurt katapultiert und kann sich dabei lebensgefährlich verletzen. (mit dpa)