Essen. . Nur noch wenige Kinder sterben im Auto, Verdienst der 1993 eingeführten Sicherungspflicht und ständig verbesserter Kindersitze. Allerdings lässt sich immer noch genug falsch machen, was das Verletzungsrisiko enorm erhöht.
Gurt und Kindersitz sind die beiden entscheidenden Lebensretter beim Verkehrsunfall. Nur noch wenige Kinder sterben im Auto, Verdienst der 1993 eingeführten Sicherungspflicht und ständig verbesserter Kindersitze. Allerdings lässt sich immer noch genug falsch machen, was das Verletzungsrisiko enorm erhöht.
Häufigster Fehler: Sogenannter „Misuse“, also Fehlbedienung. Die Anleitung wird schlicht nicht richtig gelesen oder nicht ausgeführt. Oft willkürlich, sagt Sitztester Henry Görlitz von der Stiftung Warentest. Bei jeder fünften Fahrt sind Babys und Kids nicht 100-prozentig korrekt gesichert. Und: Eltern müssen ihre Kinder erziehen, nicht umgekehrt. Unkontrolliertes Abschnallen der lieben Kleinen ist eine Todsünde. Was schafft Abhilfe? Die kostenlose Broschüre „Kinder sichern im Auto“ von der Unfallforschung der Versicherer, auch als Download im Internet unter udv.de. Gutes Material gibt es auch beim ADAC auf dessen Homepage. Grundsätzlich sind die etwas teureren Kindersitze mit Isofix besser gegen Fehlbedienung geschützt.
Das beste System: „Isofix hat die Erwartungen mehr als erfüllt“, sagt Henry Görlitz über das 1997 von Britax Römer und Volkswagen im Golf IV erstmals angebotene System einer starren Verbindung des Kindersitzes mit dem Fahrzeug. Neue Fahrzeuge sind in der Regel zumindest auf den äußeren hinteren Plätzen mit Isofix ausgerüstet.
Die besten Infos: Die gesetzlichen Anforderungen in der EU an Kindersitze sind gering. ADAC und Warentest führen seit zehn Jahren bei ihren gemeinsamen Tests einen Seitenaufpralltest durch, für den es keine Mindestanforderungen gibt. Seit 2007 haben die beiden Organisationen 187 Sitze nach denselben vergleichbaren Kriterien untersucht. 2011 kam nur noch die Schadstoffklassifizierung dazu. Den aktuellen Test mit 33 Modellen gibt es online nur beim ADAC. Für alle 187 durchgeführten „Sitz-Proben“ verlangt Stiftung Warentest online fünf Euro.
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Die besten Preise: Tendenziell sind gute Sitze teurer, aber es gibt immer wieder Ausnahmen von dieser Regel. Im jüngsten Waren-Test versagte ein teures Exemplar des renommierten Herstellers Kiddy, während das günstigste Angebot des Kindersitz-Erfinders Storchenmühle gut abschnitt.
Und gebraucht? Tausende Kindersitze aus zweiter Hand finden sich auf den Internetbörsen, oft werden sie auf Flohmärkten angeboten. Für Experten wie Henry Görlitz sind sie ein Gräuel, da sich wie bei einem Motorradhelm Beschädigungen durch Stürze nicht zwangsläufig von außen erkennen lassen. Der ADAC empfiehlt, nur aus dem persönlich bekannten Kreis zu kaufen. Grundsätzlich sollte ein Sitz probehalber eingebaut werden, um seine Passgenauigkeit zu prüfen, also: nicht auf Verdacht bestellen. Gegen einen gepflegten Sitz spricht nur das persönliche Misstrauen. Richtig alte Kellerfunde mit dem Prüfzeichen ECE R 44/02 (gültig bis Ende 1995) dürfen ohnehin nicht mehr verwendet werden. Wer unzulässige Kindersitze einsetzt, dem droht ein Bußgeld von 30 Euro.
Auf welchem Platz im Auto sind Kinder am sichersten aufgehoben? Auf diese oft gestellte Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Theoretisch ist der Mittelplatz auf der Rücksitzbank am besten, weil er beim häufigen Seitenaufprall-Unfall die größte Knautschzone bietet. Aber nur dann, wenn es sich um einen vollwertigen und nicht um einen schmaleren Notsitz handelt, sagt Sitztester Henry Görlitz von der Stiftung Warentest. Der Kindersitz muss wackelfest stehen, ein Dreipunktgurt ist natürlich Pflicht.Besonders Ältere sind häufig der Ansicht, dass ein Kindersitz nur auf der Rücksitzbank installiert werden darf. Dies war vor 20 Jahren auch so. Seit 1993 ist die gesetzliche Grundlage anders.
Airbags als Gefahr? Der Beifahrer wird heute meistens von Front- und Seitenairbags geschützt. Auch Kinder profitieren von der Schutzwirkung der Luftsäcke. Absolute Ausnahme: Rückwärts gerichtete (Reboard) Babyschalen dürfen niemals vor einem aktiven Frontairbag montiert werden. Er könnte dem Säugling oder Kleinkind das Genick brechen. Hinten sind Seitenairbags noch nicht die Regel, in der Mitte sind selten die besonders empfehlenswerten Isofixbefestigungen zu finden. Fährt ein Kind auf dem Beifahrersitz, sollte dieser möglichst weit zurückgeschoben werden. Vorteil: Man muss sich nicht herumdrehen, um nach dem Kind zu schauen – ansonsten entsteht ein nicht zu unterschätzendes Unfallrisiko. Henry Görlitz kennt entsprechende Fälle von schweren Frontalunfällen. Manchmal stirbt das Elternteil am Steuer, das Kind im Sitz überlebt.
Die skandinavische Methode: Stiftung Warentest hält nichts von der in Skandinavien grassierenden Mode, auch ältere Kinder bis zum sechsten Lebensjahr in rückwärts gewandten Sitzen zu transportieren. Bei Kindern über drei Jahren sind die Beine schon so lang, dass sie über die Lehne ragen.
Und im Flugzeug? Auch im Flugzeug macht der Einsatz eines Kindersitzes zumindest für Jungs und Mädchen bis sieben Jahre Sinn. Leider sind bislang nur wenige Exemplare für den Gebrauch im Flieger zugelassen. Ein Liste hat der ADAC erstellt: www.adac.de/_mmm/pdf/26151_47609.pdf.Die Airlines sind aber nicht an die Liste gebunden. Die Lufthansa informiert auf www.lufthansa.com über ihre Freigaben. Interessierte müssen im Feld „Was suchen Sie“ das Stichwort Kindersitze eingeben. Im Zweifelsfall muss immer die Luftfahrtgesellschaft über ihre Bestimmungen befragt werden. Kindersitze sind die Alternative Nummer eins zum verletzungsgefährlichen Anschnallen von Kindern im Flugzeug mit einem zusätzlichen Schlaufengurt auf dem Schoß der Eltern. Grundsätzlich müssen Kinder im Flieger angeschnallt werden. Mit Kindersitz kann das bei Kleineren bedeuten, dass ein zusätzlicher vollwertiger Sitzplatz bezahlt werden muss.