Stuttgart.. Der ARD-Tatort wird am Sonntag zum „Spiel auf Zeit“: Die Eheprobleme von Stuttgart-Fahnder Bootz (Felix Klare) stören die Ermittlungen empfindlich. Dabei muss er mit seinem Kollegen Lannert (Richy Müller) einen Ausbrecher jagen. Hohe Erwartungen weckt Regisseur Roland Suso Richter („Mogadischu“). Ob er sie auch erfüllt?
Der Name weckt Erwartungen. Die Stuttgarter „Tatort“- Episode „Spiel auf Zeit“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) inszenierte Roland Suso Richter. Der 52-jährige Regisseur schrieb Geschichte im Kino wie im Fernsehen – von der „Bubi Scholz Story“ bis hin zu dem RAF-Drama „Mogadischu“. Löst Richter ein, was sein Name verspricht?
Er und sein Drehbuch-Autor Holger Karsten Schmidt (47) erzählen eine Geschichte mit zwei Handlungssträngen, die um dieselben Themen kreisen: Vertrauen und Enttäuschung.
Filip Peeters als schmieriger Waffenschieber gegen sein Image besetzt
Die Krimi-Ebene startet spektakulär. Der inhaftierte Gang-Boss Volker Zahn (Detlef Bothe) wird bei einem Gefangenentransport befreit. Dabei fließt Blut. Häftling Victor de Man (gegen sein Romantik-Image besetzt: Filip Peeters) ist bereit, den Kommissaren Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) zu helfen.
Der schmierige Waffenschieber zielt, so scheint es, auf vorzeitige Haftentlassung. Er handelt zudem heraus, dass er – gewissermaßen in spontanem offenen Vollzug – an der Fahndung teilnimmt.
Lannert glaubt, das Schlitzohr aus langen Jahren zu kennen. Er vertraut ihm – ebenso wie Staatsanwältin Álvarez (Caroline Vera). Natürlich entwickeln sich die Dinge anders als erwartet. De Man nutzt oder besser gesagt: missbraucht die Gunst der Stunde, um mit einstigen Widersachen abzurechnen. Zudem hat er eigentlich ganz andere Pläne.
Laufpass für den treusorgendsten Familienvater der „Tatort“-Republik
Mitten im Getümmel wird Bootz vom Schicksal gebeutelt. Seine Frau (Maja Schöne) will sich von ihm trennen, ausgerechnet von dem wohl treusorgendsten Familienvater in der „Tatort“-Republik. Kein Wunder, dass Bootz wuschig wird, peinliche Auftritte inklusive.
Wie aber Bootzens Familienprobleme in die Krimi-Handlung des Tatorts integriert werden, ist zuweilen haarsträubend. So erhält der junge Ermittler auf einer dringenden Dienstfahrt mit Lannert und de Man einen Anruf von seinem Sohn, der über den Sommerurlaub reden will. In der Trennungssituation sieht sich Bootz in Konkurrenz zu seiner Noch-Ehefrau. Er nötigt Lannert und de Man dazu, die Hochdruck-Fahndung für einen Zwischenstopp daheim zu unterbrechen. Dieser Dreh ist, mit Verlaub, selbst für TV-Verhältnisse so weit von der Realität entfernt wie die Erde vom Mond.
Krimi schleppt sich zeitweilig so kurzatmig wie ein Herzpatient durch Stuttgart
Keineswegs der einzige Konstruktionsfehler des Tatorts. Viel schwerer wiegt, dass sich der Krimi so langsam wie ein kurzatmiger Herzpatient durch Stuttgart schleppt – weil die Geschichte nur durch das Vorgehen der Polizei vorangetrieben wird. Was die Gang plant, ist nicht zu sehen. Dabei hätte es die Spannung des Falls erhöht. Denn das Publikum hätte bereits vorab gewusst, auf welche Schwierigkeiten die Ermittler stoßen.
Dafür zieht Richter das Tempo der Geschichte zum Ende des Tatorts mächtig an – mit einem Kintopp-Finale, dass das Elend des deutschen Action-Fernsehens offenbart. Gemessen an US-Standards ist das Ergebnis in jeder Hinsicht billig.