Essen.. Niki Steins praller ZDF-Film „Der Tote im Eis“ türmt am Montag, 20.15 Uhr, Konflikte auf. Er ist Familiendrama und Wirtschaftskrimi zugleich: Ein alter Mann, der einst seine Kinder drangsalierte und dessen Unternehmen in einen Korruptionsskandal verwickelt ist, sucht auf einer Bergwanderung nach Versöhnung.

Das ist ganz schön viel auf einmal, selbst für zwei Stunden Fernsehen: Ein alter Patriarch, der seine Kinder einst drangsalierte und nun, mit dem Lebensende im Blick, bei einer gefährlichen Bergwanderung Versöhnung sucht, während sein Unternehmen in einem Korruptionsskandal zu ersticken droht, ein gefallener Politiker, der sich mit Erpressung wehrt, eine Tochter, die von schrecklichen Erinnerungen heimgesucht wird und und und. Niki Stein stopft es in ein pralles Familiendrama zwischen Berghütte und Steilwand und würzt es mit einer Prise Shakespeare: „Der Tote im Eis“ (ZDF, Pfingstmontag, 20.15 Uhr) ist trotz der Fülle immer noch eine spannende Abrechnung in den österreichischen Alpen.

Bergtour in die Vergangenheit

Manfred Zapatka spielt den alten Herrn mit dem starren Blick unterkühlt, leise, und dennoch ahnt man in jeder Nuance, was für ein Ekelpaket dieser Firmenboss Karl Kress auch als Vater gewesen sein muss. Selbst jetzt noch demütigt er den jüngeren Sohn (Kai Wiesinger), putzt ihn runter, als der ihm seine Frau (Marie Rönnebeck) vorstellt, die er vor zwei Wochen geheiratet hat. Wiesinger gibt den Verlierer Mark, der stets das Geld vom Alten brauchte und vom schlechten Gewissen geplagt ist, weil er sich für den vermeintlichen Tod seines älteren Bruders verantwortlich fühlt. Der verschwand bei einer gemeinsamen Bergtour vor 20 Jahren im Nebel und stürzte offenbar in eine Gletscherspalte.

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Kress will nun mit Mark und seinem Schwiegersohn Gregor (Benjamin Sadler), der die Geschäfte mit Kress’ Tochter Verena (Aglaia Szyszkowitz) in Hamburg führt, den höchsten Berg Nordtirols erklimmen, auf der Route, die seinen Ältesten einst das Leben kostete.

Kampf des Vaters mit seine Sohn

Niki Stein, der sein eigenes Drehbuch inszeniert hat, legt das Geschehen groß an – der Berg ruft, die Handys funktionieren nicht mehr, das Wetter wird schlecht, die Musik kündigt Bedrohliches an, ohne indes allzu aufdringlich zu werden, die Konflikte brechen auf, und in der drangvollen Enge der Hütte spitzt sich das Drama zu.

Doch Stein gibt sich mit dem Kampf des Vaters mit seinem Sohn in der Nähe des Gipfels nicht zufrieden, er will auch den Wirtschaftskrimi dazu und schleust einen flüchtenden Politiker in Kress’ einsames Haus am Fuß des Bergs, wo er auf Verena trifft, die genau dort als Jugendliche vergewaltigt wurde. Zwar legt Ulrich Tukur einen starken Auftritt in dieser Nebenrolle hin, aber so viel aufeinandergeschaufelte Handlungsstränge hätte es nicht gebraucht. Weniger ist eben mehr.