Mainz. . „Der Kommissar und das Meer“ treibt Gotland Touristen zu – und den ZDF-Zuschauern Tränen der Müdigkeit in die Augen. Das liegt auch an Walter Sittler, der sich am Samstag im „Wolf im Schafspelz“ lendenlahm durch einen Durchschnittskrimi schleppt.

Falls das globale Dorf am Ende doch eine Mattscheibe ist, sollte man sich an deutsche Schauspieler gewöhnen, die sich als Venezianer verkaufen? Obwohl ihre Wiege doch in Cottbus stand? Uwe Kockischs Commissario Brunetti ist ja längst kein Einzelfall mehr. Zum nunmehr 13. Mal schlurft Walter Sittler als Uwe Anders durch Gotland.

Gotland wiederum ist eine Insel, die zu Schweden zählt und auffällig darauf bedacht scheint, auch schwächere Fernsehkrimis wie die Reihe „Der Kommissar und das Meer“ für Werbezwecke auszubeuten. So findet sich auf der Internetseite „visitsweden.com“ gleich unter dem schönen Herrenprofil Sittlers manche Katalog-Poesie, die den zum Mord passenden Urlaub „zwischen melancholischen Heidelandschaften und fruchtbarem Ackerland“ heraufbeschwört.

„Kommissar und das Meer“ als Schlusslicht des Skandinavien-Zuges

Mag „Der Kommissar und das Meer“ auch schöne Bilder bieten, die Europas Norden mit der Seele des Touristen suchen: Die Reihe selbst bleibt ein müde flackerndes Schlusslicht des Skandinavien-Zuges, auf den zu viele Fernsehproduktionen aufgesprungen sind.

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Die Fälle sind ordentlicher Durchschnitt, Schnitt und Musik eifern merklich, wenn auch merklich begrenzt den großen Würfen (Beck/Wallander) nach. Es schwächelt die Reihe nicht zuletzt wegen eines smarten Deutschen, den das Buch als alten Schweden ausgibt: Starr und unterspannt wirkt Walter Sittlers Spiel. Was ihm in Chefarztrollen zupasskommen mag, schadet Sittler bei der Mörderjagd. Seltsam distanziert und teilnahmslos selbst angesichts einer späten Vaterschaft, die das Buch von „Wolf im Schafspelz“ (Samstag, ZDF, 20.15 Uhr) ihm zuschreibt, geistert er durch diese Welt der Klippen, Krebskochtöpfe und Sommerhäuser. Gewiss könnte das als Ermittler-Figur psychologischen Reiz besitzen. Den müsste dann freilich ein Schauspieler hervorlocken, dessen Farbskala auch die Kunst des Spiels mit Schattierungen aufweist.

So aber wird man die auf plumpe Art wendungsreiche Geschichte um erschlagene Bauern, Wikingerschätze und die langen Schatten alter Liebschaften als öffentlich-rechtliche Abendunterhaltung von der Stange verstehen müssen. Ob Deutsche oder Schweden dieses Mittelmaß verantworten, ist einem traurigerweise schon nach einer Viertelstunde ganz und gar egal.