New York. . Er brauchte keine fünf Minuten, um zum Weltstar zu werden. In exakt 4:57 Minuten hatte Richie Havens am 15. August 1969 das Woodstock-Festival eröffnet. Sein Song „Freedom“ wurde zur Hymne einer ganzen Generation. Havens erlag am Montag einem Herzinfarkt, wie jetzt bekannt wurde. Er wurde 72 Jahre alt.

Um vom Geheimtipp zum Weltstar zu werden, brauchte Richie Havens exakt 4:57 Minuten. So lange dauerte sein Auftritt, mit dem der US-Musiker am 15. August 1969 das Woodstock-Festival um 17.07 Uhr eröffnete. Havens fiel allein deshalb auf, weil er im Gegensatz zu Rock-Heroen wie Jimi Hendrix keine elektrisch verstärkten Gerätschaften bediente.

Vielmehr traktierte der schwarze Musiker eine schlichte Western-Gitarre. Zum brutalen Stakkato passte intensiv raue Havens Stimme, die noch heute für Gänsehaut sorgt.

Sein Credo mixte Religiöses und Weltliches: „Freedom“ war Titel und Refrain, zudem reicherte Havens das Stück an um Zeilen aus dem Gospel „Sometimes I feel like a motherless child“ – manchmal fühle ich mich, wie ein Kind ohne Mutter. Die Botschaft passte perfekt zum Protest seiner Generation gegen den Vietnam-Krieg.

Nicht selten stärker als die Originale

Geboren wurde der äußerst vielseitige Künstler als ältestes von neun Kindern im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn. Er durchlief die Gospel-Schule, wurde aber in den 60ern in New Yorks Künstlerviertel Greenwich Village mit Folk bekannt.

Woodstock klingt nach

Als Jimi Hendrix am Morgen des 18. August 1969 in Woodstock auf die Bühne ging, sollte das Festival eigentlich schon vorbei sein. © afp
Als Jimi Hendrix am Morgen des 18. August 1969 in Woodstock auf die Bühne ging, sollte das Festival eigentlich schon vorbei sein. © afp © AFP
Geschätzte 400.000 junge Leute waren in das Städtchen Bethel gekommen, um 32 der damals angesagtesten Rock- und Folkmusiker zu hören. © afp
Geschätzte 400.000 junge Leute waren in das Städtchen Bethel gekommen, um 32 der damals angesagtesten Rock- und Folkmusiker zu hören. © afp © AFP
Vielleicht noch mal so viele wollten eigentlich kommen - blieben aber im Verkehr stecken. Irgendwann sperrte die Polizei Zufahrtstraßen und sogar Autobahnen. © ap
Vielleicht noch mal so viele wollten eigentlich kommen - blieben aber im Verkehr stecken. Irgendwann sperrte die Polizei Zufahrtstraßen und sogar Autobahnen. © ap © AP
So kamen denn auch die Künstler nicht mehr durch - und die Veranstalter mieteten jeden verfügbaren Hubschrauber, um Bands, Verpflegung und medizinische Versorgung nach Bethel zu bringen. ©1970 Barry Z Levine.  Courtesy Warner Home Video.
So kamen denn auch die Künstler nicht mehr durch - und die Veranstalter mieteten jeden verfügbaren Hubschrauber, um Bands, Verpflegung und medizinische Versorgung nach Bethel zu bringen. ©1970 Barry Z Levine. Courtesy Warner Home Video. © ©1970 Barry Z Levine. Courtesy Warner Home Video.
Joan Baez sollte ihren Auftritt ein bisschen verschieben - und scherzte mit Blick auf die gigantische Menschenmenge, dass später vielleicht ein paar mehr Zuschauer da sein würden... © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
Joan Baez sollte ihren Auftritt ein bisschen verschieben - und scherzte mit Blick auf die gigantische Menschenmenge, dass später vielleicht ein paar mehr Zuschauer da sein würden... © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music © © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
"Ich hasse es, vor so einem kläglichen Haufen zu spielen." Die weltberühmte Folksängerin beendete ihren Auftritt mit dem in die Nacht gesungenen Spiritual "We Shall Overcome". © ap © AP
"The Who" spielten ein 25-Song-Set - allerdings erst, nachdem sie die Gage in bar bekommen hatten, die die Woodstock-Organisatoren mitten in der Nacht auftreiben mussten; sie befürchteten Ausschreitungen, sollte die Band nicht auftreten. © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music © © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
Crosby, Stills & Nash hatten sich gerade erst gegründet.
Crosby, Stills & Nash hatten sich gerade erst gegründet. "Wir spielen erst zum zweiten Mal vor Leuten", erklärte Stephen Stills freimütig ins Mikro, "wir haben die Hosen voll." © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music © © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
Neil Young war in Woodstock mit dabei, wollte sich aber nicht filmen lassen und ist im berühmtesten Film über das berühmteste aller Rock-Festivals - Regie: Michael Wadleigh - nicht zu sehen. © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
Neil Young war in Woodstock mit dabei, wollte sich aber nicht filmen lassen und ist im berühmtesten Film über das berühmteste aller Rock-Festivals - Regie: Michael Wadleigh - nicht zu sehen. © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music © © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
Joe Cockers wahnsinnige
Joe Cockers wahnsinnige "With A Little Help From My Friends"-Performance ist drin, in voller Länge; der Sänger aus dem englischen Sheffield startete in Woodstock seine Weltkarriere. © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music © © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
Janis Joplin gehörte schon zu den größten Namen im Geschäft. Die Ikone der Hippie-Bewegung, die mit der Kozmic Blues Band in Woodstock auftrat, sollte nur noch gut ein Jahr leben. © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
Janis Joplin gehörte schon zu den größten Namen im Geschäft. Die Ikone der Hippie-Bewegung, die mit der Kozmic Blues Band in Woodstock auftrat, sollte nur noch gut ein Jahr leben. © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music © © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
Rock und Drogen gab's genug in Woodstock - die Verpflegung war schwieriger. Einerseits hatten die Veranstalter nicht mit einer solchen Menge an Besuchern gerechnet, andererseits verließen viele von denen ihren Platz nicht mehr - aus Angst, ihn zu verlieren. © ap
Rock und Drogen gab's genug in Woodstock - die Verpflegung war schwieriger. Einerseits hatten die Veranstalter nicht mit einer solchen Menge an Besuchern gerechnet, andererseits verließen viele von denen ihren Platz nicht mehr - aus Angst, ihn zu verlieren. © ap © AP
Mit 15 Kameras war die Crew von Filmemacher Michael Wadleigh auf dem Festival-Gelände unterwegs. Regieanweisung: Filmt, was euch interessant erscheint. Wenn's nichts Interessantes gibt, zieht weiter. Quill-Sänger Dan Cole war interessant. © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
Mit 15 Kameras war die Crew von Filmemacher Michael Wadleigh auf dem Festival-Gelände unterwegs. Regieanweisung: Filmt, was euch interessant erscheint. Wenn's nichts Interessantes gibt, zieht weiter. Quill-Sänger Dan Cole war interessant. © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music © © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
Wegen
Wegen "3 Days of Peace and Music" waren die Woodstock-Besucher gekommen - und verbrachten sie auf dem Stück Land in den Catskill Mountains im US-Bundesstaat New York, das Milchbauer Max Yasgur den Veranstaltern vermietet hatte. © ap © AP
Sängerin Grace Slick war wie alle anderen überwältigt... © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
Sängerin Grace Slick war wie alle anderen überwältigt... © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music © © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
... von der schieren Massen der Fans. © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
... von der schieren Massen der Fans. © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music © © Henry Diltz - Courtesy of Warner Music
Ein Teil des Auftritts mit ihrer Band Jefferson Airplane ist auch in Michael Wadleighs Mammut-Dokumentation zu sehen. ©1970 Barry Z Levine.  Courtesy Warner Home Video
Ein Teil des Auftritts mit ihrer Band Jefferson Airplane ist auch in Michael Wadleighs Mammut-Dokumentation zu sehen. ©1970 Barry Z Levine. Courtesy Warner Home Video © ©1970 Barry Z Levine. Courtesy Warner Home Video.
40 Jahre später: Michael Lang war jung und unerfahren, als er mit drei anderen das bislang wichtigste Rock-Festival der Musikgeschichte veranstaltete. Die Vier hatten rund 180.000 Karten verkauft, mehr als 400.000 Musikfans überrollten die Organisatoren förmlich. © Getty Images
40 Jahre später: Michael Lang war jung und unerfahren, als er mit drei anderen das bislang wichtigste Rock-Festival der Musikgeschichte veranstaltete. Die Vier hatten rund 180.000 Karten verkauft, mehr als 400.000 Musikfans überrollten die Organisatoren förmlich. © Getty Images © Getty Images
Als Jimi Hendrix am Morgen des 18. August spielte, waren viele schon abgereist. Sie verpassten seine legendäre E-Gitarren-Version... ©1970 Barry Z Levine.  Courtesy Warner Home Video
Als Jimi Hendrix am Morgen des 18. August spielte, waren viele schon abgereist. Sie verpassten seine legendäre E-Gitarren-Version... ©1970 Barry Z Levine. Courtesy Warner Home Video © ©1970 Barry Z Levine. Courtesy Warner Home Video.
... der amerikanischen Nationalhymne. ©1970 Barry Z Levine.  Courtesy Warner Home Video
... der amerikanischen Nationalhymne. ©1970 Barry Z Levine. Courtesy Warner Home Video © ©1970 Barry Z Levine. Courtesy Warner Home Video.
Was bleibt: In der Gegend um das Festivalgelände im 4000-Einwohner-Städtchen Bethel sind 40 Jahre nach Woodstocks Hippies noch immer willkommen. © afp
Was bleibt: In der Gegend um das Festivalgelände im 4000-Einwohner-Städtchen Bethel sind 40 Jahre nach Woodstocks Hippies noch immer willkommen. © afp © AFP
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Havens gelang übrigens dasselbe Kunststück wie seinem Sangeskollegen Joe Cocker: Seine Cover-Versionen etwa von Beatles-Hits waren nicht selten stärker als die Originale.

Am Montag erlag Havens in Jersey City, US-Staat New Jersey, einem Herzinfarkt, wie jetzt bekannt wurde. Er wurde 72 Jahre alt.